Nachruf
Ludy (Ludwig) Bauer, ein Herisauer Original ist nicht mehr

Am 11. April ist der Maler und Lebenskünstler Ludy Bauer verstorben. Zu seinem künstlerischen Schaffen gehören über 4000 Werke und 100 Figuren. Eine Würdigung.

Jürg Bühler, Toni Schwitter
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Ludy (Ludwig) Bauer (1950-2023) lebte arbeitete zuletzt an der Buchenstrasse in Herisau.

Ludy (Ludwig) Bauer (1950-2023) lebte arbeitete zuletzt an der Buchenstrasse in Herisau.

Bild: PD

Er war regelmässig im Dorf anzutreffen. Freundlich und beobachtend stand er da oder war langsamen Schrittes unterwegs. Viele kannten ihn, andere fragten sich, wer die bunte Persönlichkeit mit Béret, langem Haar und markantem Schnauz wohl sei. Jetzt ist er nicht mehr da. Ludy (Ludwig) Bauer, ein Herisauer Original, Maler und Lebenskünstler, ist am 11. April 2023 in seinem 72. Altersjahr zufrieden eingeschlafen. Seine Brüder, und zahlreiche Freunde und Bekannte haben dieser Tage auf dem Friedhof Herisau von Ludy Abschied genommen.

Ludy Bauer wurde am 19. September 1950 geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie in Herisau auf. Er besuchte hier die Volksschule und begann nach der Sekundarschule eine Ausbildung zum Primarlehrer. Diese brach er aber bald ab und lebte in der Folge sein abwechslungsreiches Leben mit schönen, spannenden und schwierigen Phasen.

Mehrjähriger Aufenthalt in Berlin

Sein Bruder Stefan erinnert sich an seine Gradlinigkeit, «was er nüd het wölle, het er nüd gmacht». Er reiste durch Europa und begann zu zeichnen und zu malen. Seine Kunst waren Farben, bunte Formen und Gestalten. An der Kunstgewerbeschule St. Gallen bildete er sich weiter. Daneben wirkte er zusammen mit Schriftsteller Charly Frey und dem Maler Rudolf Zürcher bei der Untergrundzeitschrift «Inspiration» mit. Im Atelier beim bekannten St. Galler Maler und Plastiker Max Oertli setzte er sich mit dessen Kunst im weitesten Sinne auseinander und erlernte die Holzbildhauerei.

Ludy Bauer hat neben der Malerei und dem Zeichnen über 100 Figuren geschnitzt und sie auch an Ausstellungen gezeigt. Während einigen Jahren lebte er in Berlin. Experimentierte mit Strassentheatern, Untergrundzeitungen und Lyrik. Seine expressionistisch-surrealistische Malerei erreichte erste Höhepunkte. In den 1980er-Jahren kehrte Ludy Bauer nach Herisau zurück und lebte hier sein Künstlerleben, «als Autodidakt», wie er selber sagte. Über 4000 Werke zeugen von seiner enormen Schaffenskraft

Herzlicher Gastgeber

Ludy Bauer wohnte und arbeitete viele Jahre an der Oberdorfstrasse, hatte dort neben seinem Atelier auch eine kleine Galerie, in der er sein künstlerisches Schaffen präsentierte. Dort sass er oft vor dem Haus, freute sich, wenn jemand vorbeikam und sich Zeit für einen Schwatz nahm. Ludy Bauer war sehr belesen und an vielem interessiert. Wenn man ihn im Dorf traf, fing ein Gespräch oft an mit «Häsch du gwösst . . .». Er erzählte gerne von vergangenen Zeiten, erinnerte sich an Episoden aus der Schulzeit, an Erlebnisse in Herisau und anderswo.

Nachdem das Haus an der Oberdorfstrasse verkauft wurde, fand Ludy Bauer nach einem kurzen Abstecher nach Hauptwil an der Buchenstrasse in Herisau vor zwölf Jahren ein neues bescheidenes Zuhause das Wohnung, Atelier und Galerie zugleich war. Dort lebte und arbeitete er mit an seiner Kunst, freute sich auch hier über jeden Besuch, war ein herzlicher Gastgeber ― und wenn er dann noch eines seiner Bilder verkaufen konnte, war er mehr als zufrieden.

Sein künstlerisches Werk lebt weiter

Ludy Bauer hat sich in den letzten Jahren etwas (in sich) zurückgezogen und sich mit sich selber und seiner Umwelt auseinandergesetzt. Er blieb aber immer ein Beobachter, ein Hinterfrager, ein Lebenskünstler. In all den Jahren hat er seinen persönlichen künstlerischen Ausdruck gefunden: Seine farbenfrohen Werke erinnern in Manchem an den spanischen Maler Pablo Picasso, den Ludy Bauer als grossartigen Künstler verehrt hat.

Mit Ludy Bauer hat uns ein lieber Mensch, eine Persönlichkeit, ein Original und vor allem auch ein vielseitiger Künstler verlassen, sein Geist und sein ganz breites künstlerisches Werk lebt weiter. Mit Buddhas Worten sagte der Verstorbene: «Glaube nicht an die Auffassung von Lehrern oder Priestern, sondern was nach gründlicher Prüfung deinem Charakter entspricht und deiner Erfahrung. Das nimm als Wahrheit und lebe danach.» Ludy, wir werden dich und deine menschlich-herzliche Art vermissen.