Auf Einladung des Vereins LoT (Lebenswertes oberstes Toggenburg) hielt Markus Ritter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbands, ein Referat zum Thema Nachhaltigkeit. Seiner Ansicht nach hat die Region grosse Chancen.
ALT ST. JOHANN. Gleich mehrere Leckerbissen standen am Freitagabend in der Propstei auf dem Programm. Da war einmal das Referat von Markus Ritter, CVP-Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Bauernverbands, zum Thema «Die Bedeutung der Nachhaltigkeit für unsere Landwirtschaft», dann der Auftritt des Jodelclubs Säntisgruess und zur Abrundung die Bewirtung durch die Bäuerinnen der Region. Organisiert hatte das Ganze der Verein LoT, welcher sich für Nachhaltigkeit und eine intakte Landschaft einsetzt.
Fürs Obertoggenburg und seine Landwirtschaft fand Markus Ritter lobende Worte: «Bei euch liegt Nachhaltigkeit geradezu in der Luft, ihr habt eine produktive Landwirtschaft mit hohen Standards, eine einzigartige, gepflegte Landschaft, Brauchtum und Traditionen, die wahrnehmbar sind, und die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Tourismus ist eine grosse Chance.»
Sicher sei das Potenzial noch nicht ausgeschöpft und es gelte, anstehende Projekte von innen heraus zu unterstützen.
Dass dabei der Begriff «Klanghaus» in die Runde geworden wurde, liegt auf der Hand. «Die St. Galler Regierung zeigt für dieses Vorhaben grosse Bereitschaft, nun liegt es an den Bewohnern im Toggenburg, diese zu nutzen», so Ritter.
Der Tip des Referenten Markus Ritter: «Versucht, einen Blick von aussen auf eure Region zu werfen oder holt Menschen, die dies für euch tun, denn das Toggenburg hat so viel Potenzial und Chancen, die genutzt werden sollten.»
Der Begriff Nachhaltigkeit wird in allen Bereichen genutzt, ist aber gemäss Bundesverfassung ganz klar definiert. In Artikel 73 ist zu lesen: «Bund und Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen andererseits an.» Soweit der Buchstabe des Gesetzes, doch was heisst dies für die Bauernfamilien? Gemäss Markus Ritter gibt es drei Ebenen, die Ökologie und das Tierwohl, die Ökonomie und der ganze soziale Bereich. «Wir müssen der Umwelt Sorge tragen, sollten also Enkel tauglich sein. Zudem leisten Bauernfamilien viel fürs Tierwohl, engagieren sich für die Gesellschaft, sollten aber auch ein angemessenes Einkommen erzielen können.» Bei letzterem mangle es.
Das durchschnittliche Einkommen einer Arbeitskraft, und dies bei einer Jahresleistung von 2800 Stunden, liege bei 40 000 Franken. Ein Gärtner könne, bei weniger Arbeitsstunden ein Einkommen von 65 000 Franken erzielen. «Da muss die Politik aktiv werden, es kann nicht sein, dass Bauernfamilien immer mehr arbeiten und immer weniger verdienen. Ein weiteres Argument für das «kranke System»: «Von einem Konsumentenfranken gehen nur rund 20 Rappen zu dem Produzenten.» Möglich sei dies, weil zwei grosse Lebensmittelhändler in der Schweiz, Ritter nannte sie «C» und «M», den «Kuchen» aufteilen und die Preise festlegen. Trotz dieser Ausgangslage ist für Markus Ritter klar: «Bauer sein ist der interessanteste Beruf, den es gibt. Wir haben weltweit nur gerade für zwei Monate Getreidevorräte, die Menschheit lebt also relativ sorglos. Was würden die Menschen tun, wenn es keine Bauern mehr gäbe?»