Nur für ihre Kühe pflügte Andrea Scherrer zum Sommeranfang ein Stück Wiese vor dem Holzlager zu Hause am Chrimberg. Da legte sie einen prächtigen Blumengarten für deren Kopfschmuck an.
«Meine erste Viehschau? Das war, als ich laufen konnte», erzählt Andrea Scherrer, die im letzten Lehrjahr ihrer Ausbildung steht und ergänzt: «Kühe faszinierten mich schon immer. Als meine Geschwister und ich noch klein waren, lud mein Vater die Kühe in den Anhänger und fuhr mit ihnen an die Viehschau nach Mosnang. Seit 14 Jahren laufen wir mit den Tieren das steile Strässchen runter zum Gonzenbach und über Winkeln wieder hoch auf die Hauptstrasse ins Dorf», schwärmt die 18-Jährige von der jahrelangen Familientradition. «In unserer Familie haben alle zwei Trycheln. Unsere Namen sind in der Gurtschnalle eingraviert. Dieser Brauch gehört zu uns.»
Aus eigenem Antrieb entschied sich die damals 16-jährige Andrea Scherrer, an der Viehschau 2015 das Rind Bella im Ring bewerten zu lassen. Sie verbarg ihre Nervosität, nahm Bella am Halfter und führte sie den Experten vor. Aus allen für den Ring nominierten Rindern belegte Bella den zweiten Rang. Scherrers Freude war gross. «Seither ist Bella meine Kuh, meine Lieblingskuh. Obwohl, eigentlich gehört sie ja meinem Vater. Aber ich bin stolz, dass Bella aus unserer eigenen Zucht kommt. Mit einer gekauften Kuh kann das jeder», offenbart sie ihre Meinung. Die Arbeit auf dem Hof mit den Kühen und den Blumen macht Andrea Scherrer glücklich. Vielleicht werde sie ja mal Bäuerin, wagt sie einen Blick in ihre Zukunft. «Ich mag schöne, grosse Kühe, auch die Fleckigen. Aber am liebsten ist mir die Rasse Brown-Swiss, die gefallen mir am besten», erzählt sie mit leuchtenden Augen. Seit drei Jahren stellt Andrea Scherrer den Blumenschmuck für ihre Kühe her. In den vergangenen Jahren blühten Dahlien und Sonnenblumen dort, wo grad ein Plätzchen war. Seit diesem Jahr pflegt sie ihren eigenen Blumengarten. Rund eine Stunde pro Tag braucht sie, um die 29 Sorten Dahlien zu giessen und zu schneiden.
«Jedes Jahr habe ich dazugelernt und wähle jeweils ein anderes Sujet. Mittlerweile habe ich Übung darin. Das Verfahren, den Blumenschmuck herzustellen, gleicht sich bei jedem und bleibt doch ein kleines Geheimnis. Ich befestige die Blumenköpfe mit Blumennadeln», verrät sie etwas von ihrer Technik. Ein neues Motiv oder eine neue Idee probiert sie vorher aus und holt sich die Meinung in der Familie. Gefällt das Sujet, fotografiert sie das Muster.
Am Donnerstag vor der Viehschau beginnt Andrea mit den Bauchkränzen. Efeu und anderes Immergrün wird auf Schläuche geflochten. Erst dann steckt sie den Blumenschmuck. Freundinnen unterstützen sie, und laufen am Tag der Viehschau auch mit den Tieren mit. Fertige Gestecke werden an einem kühlen Ort aufbewahrt und mit Wasser besprüht. Für die Horn-Kühe fertigt Andrea Scherrer Tschäppel an, die Form leiht sie sich aus. Das Tschäppelstecken braucht etwas mehr Zeit, und sie müssen zwischen den Hörnern der Tiere gut befestigt werden. Herausgeputzt werden die Tiere draussen auf dem Hof. Würden sie geschmückt aus dem Stall laufen, wären viele Blumen vorher schon am Boden. Auf die Frage, ob es denn in Mosnang eine Bewertung des Blumenschmuckes gebe, entgegnet sie: «Leider nein, das finde ich schade. All die Frauen, die Stunden damit verbringen, ihre Kühe zu schmücken, hätten etwas Anerkennung verdient. Man muss Freude daran haben, damit man das Jahr für Jahr macht, nur für diesen einen Tag. Das ist Brauchtum und Tradition», sagt sie und zupft an einer Dahlie.