Brosmete
Jassen soll die Vitalität fördern. Das Hirn bleibt fit, und Kopfrechnen lernt man grad auch noch dazu. Vorausgesetzt, man sichert sich den einen oder anderen Stich. Im Jassen erfolgreich sein kann aber nur, wer auch ganz viel Ausdauer hat.
Seit nunmehr zwanzig Jahren gehöre ich einem Jassclub an. Bis vor kurzem war unser Clübli namenlos. In Anlehnung an einen unserer vier Jasser tauften wir uns aber kurzerhand «Mosches au no mörke!». Dies, weil einer von uns über all die Jahre merklich mehr vom Kartenglück statt vom begnadeten Können profitierte. Während sich die anderen drei jeweils über seine grossspurige Weise wundern, pflegt er jeweils spitzbübisch zu sagen: «Mosches au no mörke!»
Seit Beginn führen wir eine Statistik. Vieles ist dort vermerkt, auch eine stetig fortführende Rangliste. Kürzlich ereignete sich bei einem unserer Jassabende Seltenes, ja Historisches. Der langjährige Zweitplazierte stiess den Leader vom Thron und übernahm die Führung in der Gesamtwertung. Quasi im gelben Trikot darf er nun die bevorstehende Jassreise antreten. Dem bisher Führenden bleibt nach jahrelangem Platz an der Sonne einzig und allein die Gewissheit, dass es zwei Jasser gibt, welche finanziell noch mehr zur Reise beigetragen haben als er. Wie jedesmal führt auch diese Jassreise an einen Sportevent. Diesmal geht es an die Ski-WM in St. Moritz. Und wenn meine Jassfreunde ob den klirrend kalten Temperaturen auf der Tribüne an die Finger und Zehen frieren, dann verabschiede ich mich in eine wärmende und gesellige Gaststube. Als einer, der in der ewigen Rangliste weit zurückliegt und somit am meisten an den Anlass beigetragen hat, darf ich das. Während ich dann in der Wärme einen Glühwein auf Kosten der Jasskasse bestelle, murmle ich leise vor mich hin: «Mosches au no mörke!»
Bruno Eisenhut