Technische Möglichkeiten bringen die Pfarrerin in die heimische Stube

Dank Videoaufzeichnungen in der Kirche Teufen müssen die Gläubigen an Ostern nicht auf die Gottesdienste verzichten.

Karin Erni
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Filmer Damian Imhof bei den Aufzeichnungen des Ostergottesdiensts von Verena Hubmann in der Kirche Teufen.

Filmer Damian Imhof bei den Aufzeichnungen des Ostergottesdiensts von Verena Hubmann in der Kirche Teufen.

Bild: PD

Die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde in Teufen beschreitet – wie viele andere in diesen Tagen – neue Wege: Weil der Karfreitags- und der Ostergottesdienst wegen der Coronavorschriften nicht in der Kirche gefeiert werden dürfen, sind die Predigten der Pfarrerinnen Andrea Anker und Verena Hubmann auf einem Youtube-Kanal im Internet zu sehen. «Wir haben das grosse Glück, dass wir mit Damian Imhof einen professionellen Fotografen und Filmproduzenten aus Speicher für dieses Projekt gewinnen konnten», sagt Andrea Anker. «Er hat, wie viele Freischaffende, derzeit wegen der Coronakrise kaum noch Aufträge und hat sich daher gerne bereit erklärt, die Videoandachten für uns zu realisieren.»

Professionelle Machart

Schon früher hätten sie gelegentlich von Besuchern angefertigte Videos von besonderen Gottesdiensten ins Internet gestellt, so Anker. «Aber diese Produktion ist etwas ganz anderes. Dank der professionellen Machart ist es möglich, die Qualität eines Fernsehgottesdienstes zu erreichen», so die Pfarrerin. «Jetzt, wo man sich sonst kaum noch sieht, ist das für uns auch eine Möglichkeit, mit den Leuten persönlich in Kontakt zu treten.»

Andrea Anker bei den Aufnahmen für den Karfreitagsgottesdienst.

Andrea Anker bei den Aufnahmen für den Karfreitagsgottesdienst.

PD

Auf den ebenfalls neu eingerichteten Seiten auf Facebook und Instagram, wird es auch möglich sein, auf Rückmeldungen von Leuten zu reagieren und auf neue Beiträge aufmerksam zu machen. «Wir sind wahnsinnig froh, dass wir dabei von Martin Bollhalder aus Teufen unterstützt werden, da wir leider keine Digital Natives sind.»

Kommunikationsmöglichkeiten werden geschätzt

Andrea Anker glaubt nicht, dass nun viele Junge, die sonst nie eine Kirche besuchen, die Andachten im Internet ansehen werden. «Wir wollen damit alle Altersgruppen ansprechen, aber vermutlich werden wir hauptsächlich jene erreichen, die auch sonst oft in die Kirche kommen, und dazu gehören bei uns viele Menschen aus der Altersgruppe 60 Plus, die durchaus auch digital unterwegs sind.» Sie habe von Gemeindemitgliedern bereits positive Rückmeldungen auf das Vorhaben erhalten, so die Pfarrerin. «Sie schätzen es, dass die Kirche die modernen Kommunikationsmöglichkeiten nutzt. Dank diesen müssen sie später, wenn sie nicht mehr so mobil oder im Altersheim sind, nicht auf die gewohnte Predigt verzichten. Höchste Zeit also, dass wir diesen Schritt gemacht haben.» Doch komplett ersetzen lasse sich ein realer Gottesdienst nicht, ist sich die Pfarrerin bewusst. «Bei uns in Teufen ist der persönliche Austausch und der soziale Aspekt sehr wichtig. Man umarmt sich zur Begrüssung und trifft sich nach dem Gottesdienst noch auf einen Schwatz im Kirchenkaffee.»

Unterschiedlicher Umgang mit der Krise

Die beiden Pfarrerinnen versuchen derzeit so gut wie möglich, den Kontakt mit den Mitgliedern übers Telefon zu pflegen. Dabei stiessen sie auf ein grosses Kommunikationsbedürfnis, so Andrea Anker. «Vor allem die sehr alten Menschen sind oft verunsichert. Sie fühlen sich von den Informationen abgeschnitten, da sie kein Internet haben.» Die jüngeren Senioren dagegen erlebe sie als sehr gut informiert und optimistisch. «Wer Hilfe brauchte beim Einkaufen, den konnten wir an unsere Sozialdiakonin und unsere Mesmerin verweisen, die seit Beginn der Coronakrise unermüdlich im Einsatz sind.»

Wer möchte, kann über die Ostertage zur stillen Einkehr in die Kirche gehen. Diese stehe offen, sagt die Pfarrerin. «Es liegen Broschüren mit Gebeten und andere Texte zur Meditation auf. Auch der Kerzentisch steht bereit.»

Die Videoandachten sind einsehbar unter www.ref-teufen.ch oder https://tinyurl.com/ref-teufen