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Bereits zum siebten Mal erscheint nächstes Jahr das «tschutti heftli» - eine Alternative zum Panini-Album. Die 34-jährige Nicole Blattmann ist eine von 24 Kunstschaffenden aus ganz Europa, die die Sticker gestalten.
Angst, Vorfreude, Nervosität – die Gefühlswelt von Nicole Blattmann steht momentan Kopf. Die Trognerin ist eine von 24 Künstlerinnen und Künstlern, welche die Bilder für das Sammelalbum «tschutti heftli» zur kommenden Fussball-EM gestaltet. 2020 erscheint das Heftli – eine Art Alternative zu den Panini-Alben – bereits zum siebten Mal.
122 Kunstschaffende aus sieben europäischen Ländern haben ihre Werke eingereicht. Eine Jury, in der auch der ehemalige Natispieler Andy Egli sass, hat die eingegangenen Bilder beurteilt – und sich schliesslich nebst neun weiteren Schweizern für die Zusammenarbeit mit Blattmann entschieden. Die Aufgabe an die Künstler lautete: ein Porträt des FC Liverpool-Trainers Jürgen Klopp in A4.
Für Blattmann bedeutet das Projekt Freude und Herausforderung zugleich. Die 34-Jährige bezeichnet Kunst als ihr Hobby. Die zweifache Mutter sagt:
«Bis anhin habe ich das für mich im kleinen Rahmen gemacht.»
Wenn sie zu Stift und Pinsel greift, bringt sie üblicherweise Tiere in Appenzeller Tracht zu Papier. Einmal hat sie eine Ausstellung in der Rab-Bar in Trogen organisiert, ansonsten malt Blattmann im stillen Kämmerlein.
Ende vergangener Woche hat Nicole Blattmann eine Liste mit den ihr zugeteilten Spielern erhalten. «Da hiess es für mich zuerst recherchieren.» Zwölf Spieler muss sie zeichnen, hinzu kommt ein Trainer, eine Landesflagge und ein Selbstporträt. Blattmann hatte bis anhin wenig Berührungspunkte mit Fussball.
«Ich musste sogar nachschauen, wer Klopp überhaupt ist.»
Als ein Freund sie auf den Wettbewerb angesprochen hat, habe sie einige Zeit überlegen müssen. «Ich und Fussball – das gehörte nicht zusammen.» Mittlerweile findet sie sich in der Welt des Ballsports zurecht.
«Ich habe die Spieler lange studiert, ihre Emotionen auf Bildern recherchiert und sie so auf persönliche Art kennen gelernt, obwohl ich sie noch nie getroffen habe.»
In den kommenden Wochen wird Blattmann gefordert sein. Bis 25. Januar muss sie die Werke einreichen. Jede Woche will sie eines fertigstellen. «Wenn die Kinder abends im Bett sind, wird halt nicht der Fernseher angemacht, sondern gezeichnet», sagt Blattmann und lacht.
Von der letzten Ausgabe wurden über sieben Millionen Exemplare gedruckt. «Wenn ich die Zahl nur höre, macht es mir Angst. Es ist ein Wahnsinn, welche Aufmerksamkeit einem so zuteilwird.»
Das diesjährige Motto «No Border» – also keine Grenzen – soll auch im Heft aufgenommen werden, erklärt Blattmann: Die Künstler zeichnen Spieler verschiedener Nationen, im Album können die Sticker nach Stil oder Nation eingeklebt werden.
Speziell an Blattmanns Porträts ist, dass jedes nebst dem Spieler einen Vogel abbildet. Sie will damit darauf aufmerksam machen, dass viele Vögel vom Aussterben bedroht sind. «Und es ist auch ein gemeinsamer Nenner. Künstler und Fussballer – irgendwie haben doch beide einen Vogel.»