Mit Geschenken Leid gelindert – Ausserrhoder hilft Menschen im Armenhaus Europas

Auch dieses Jahr wurden in Moldawien Weihnachtspäckli aus der Schweiz verteilt. Vor Ort war auch ein Teufner.

Werner Schweizer
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Einige der Kinder erhielten erstmals in ihrem Leben ein Geschenk zu Weihnachten.

Einige der Kinder erhielten erstmals in ihrem Leben ein Geschenk zu Weihnachten.

PD

Moldawien – nur gerade 1400 Kilometer Luftlinie von der Schweiz entfernt – und doch so anders; Moldawien, das Armenhaus Europas. Ein Land, das sehr fruchtbar ist und seit dem Zerfall der Sowjetunion im August 1991 immer mehr in die Armut gerät, obwohl eine florierende Landwirtschaft (Acker- und Weinbau) genügend Exporteinnahmen generieren würden, wenn nicht der Hauptabnehmer Russland den Import moldawischer Waren gestoppt hätte. Viele Arbeiter suchen ihr Glück deshalb im Ausland und lassen ihre Familien zurück.

Während des diesjährigen Advents wurden in Moldawien von drei verschiedenen Standorten aus Weihnachtspäckli verteilt, die in der Schweiz zusammengestellt wurden. Auch der Teufner Autor dieses Textes war mit einem siebenköpfigen Verteilteam in Carpineni im Südwesten des Landes stationiert. Ausser in Moldawien wurden die 110100 Pakete, die dieses Jahr gesammelt worden sind, auch in Albanien, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Weissrussland und in der Ukraine verteilt.

Kindergärten und Schulen

In Carpineni, einem weitverstreuten Ort mit rund 10'000 Einwohnern, und in der näheren und weiteren Umgebung wurden verschiedene Kindergärten und Schulen besucht. Die Kinder erwarteten das Schweizer Team jeweils voller Spannung und Vorfreude. Begleitet und tatkräftig unterstützt beim Geschenke verteilen wurden die Schweizer von einer Gruppe Einheimischer. Die beiden Gruppen ergänzten sich im Weitergeben der frohen Weihnachtsbotschaft und im Singen von deutschen und moldawischen Liedern mit christlichem Inhalt. Es war eine Freude zu sehen, wie viele Kinder die Bewegungen beim Lied «Min Gott isch so gross» mitmachen konnten. Und gross war die Freude, jeweils auch in die strahlenden Augen der Kinder blicken zu dürfen, die zum Teil zum ersten Mal ein Päckli in ihren Händen halten konnten.

Nach den Visiten bei den Kindern standen Besuche bei Alleinstehenden, Kranken und armen Familien auf dem Programm. Für die aus dem Wohlstand kommenden Schweizer war es ein Kulturschock und kaum zu glauben, wie die Menschen zum Teil in grosser Armut leben. Mehr als einmal wurden Kinder angetroffen, die allein im Haus waren oder bei einer Tante und deren Kindern wohnten, weil ihre Eltern im Ausland arbeiten und buchstäblich von der Hand in den Mund leben. Da kann so ein unerwartetes Paket eine riesige Freude auslösen und Hoffnung in den Alltag bringen. Verschiedene ältere Frauen, die schon jahrelang Witwen sind, waren dankbar für den Besuch, da auch genügend Zeit für Anteilnahme, ein Bibelwort und ein Gebet blieb.

Besuche bei kranken Menschen blieben den Schweizern ganz besonders in Erinnerung und gingen richtig unter die Haut. Etwa die Begegnung mit Jelena, einer 60-jährigen Frau, die nach einem Sturz vom Baum seit zwölf Jahren gelähmt ist. Ihr herzkranker Sohn wohnt nebenan und ihr Mann frönt dem Alkohol. Jedes Jahr freut sie sich auf einen Weihnachtsbesuch. So wie auch der 56-jährige Andrei, der in einer Blechhütte lebt. Seit einem Motorradunfall vegetiert der am Hirn verletzte, aber eigentlich intelligente Mann vor sich hin. Sein vorheriges Zuhause steht nebenan: Eine Hütte, durch deren defektes Dach man den Sternenhimmel sieht oder es hineinregnet oder schneit.

Geradezu wohltuend war der Besuch beim 32-jährigen Georgii, der mit dem Downsyndrom lebt. Jeden Besucher begrüsste er mit einem strahlenden Lachen und umarmte ihn aufs Herzlichste. Er wohnt mit seiner 76-jährigen Mutter, die seit 20 Jahren Witwe ist, im gleichen Häuschen, das sehr sauber gehalten wird. Wie freute sich doch Georgii über jeden einzelnen Gegenstand in seinem Päckli. Alles kommentierte er lautstark und übers ganze Gesicht lachend.

Die Tage in Moldawien gingen für die Schweizer Gruppe äusserst rasch zu Ende. Tief berührt und in ihren Herzen bewegt kehrten sie schliesslich in ihre Heimat zurück.