Am letzten Wochenende war ich auf Vereinsreise in München. Als Fussballer machten wir natürlich einen Abstecher in die Allianz Arena, wo der FC Bayern gegen Werder Bremen spielte.
Am letzten Wochenende war ich auf Vereinsreise in München. Als Fussballer machten wir natürlich einen Abstecher in die Allianz Arena, wo der FC Bayern gegen Werder Bremen spielte. Die Partie war mau, weil die Norddeutschen offenbar ein untalentiertes Doppelgänger-Team in den Süden beordert hatten. 6:1 hiess es am Schluss für den deutschen Rekordmeister. Interessanter als das Spiel war das Drumherum. Alleine der Anblick der Arena ist imposant – zu Hunderten zückten die Fans ihre Kameras, um ein Erinnerungsfoto zu schiessen. Dabei entrollten sie ihre Transparente: «Bayern-Fans Bad Hindelang», «Commando Hofbieber», «Finnentrop grüsst Bayern». Aus allen Ecken und Enden strömten die 71 000 Zuschauer zusammen. Die meisten von ihnen trafen sich vor Spielbeginn im Shop, wo sie sich standesgemäss einkleideten. Eingeschüchtert vom Gedränge, wollten wir auf dem Absatz kehrt machen – ein grimmiger Bayer verwehrte uns dies. Wir sollten gefälligst bei der Kasse am anderen Ende hinausgehen. Und so schlängelten wir uns an dem ganzen Plunder vorbei. Einer nach dem anderen von uns knickte ein, bis schliesslich selbst unser hartgesottener Milan-Fan ein Paar Bayern-Kickschuhe kaufte. Bloss ich näherte mich mit schweissnasser Stirn der Kasse. Ich malte mir die drohende Strafe aus, wenn ich versuchte, den Laden ohne Einkauf zu verlassen. Wahrscheinlich würde mich Uli Hoeness persönlich wie ein Rohrspatz beschimpfen, bevor mich schwarzgekleidete Sicherheitskräfte in Beugehaft brachten. In einer Zelle würden mir dann unablässig die grössten Erfolge der Bayern vorgeführt. Ich stiess im Shop einen Schrei aus und kaufte eiligst einen Flaschenöffner. Tatsächlich stand Hoeness in einer Ecke und grinste. Als ich an ihm vorbeiging, flüsterte er mir zu: «Mia san mia!»
Patrik Kobler