Meisterschaft
Handmähen – früher harte Arbeit, heute Wettkampfsport

Zum 30. Mal fand am Sonntag auf dem Kreckelareal in Herisau die Ostschweizer Handmähmeisterschaft statt.

Werner Grüninger
Drucken
An der Mähmeisterschaft zeigte sich schnell, wer heute noch Übung hat.

An der Mähmeisterschaft zeigte sich schnell, wer heute noch Übung hat.

Bild: Werner Grüninger

Die rund 150 Frauen, Männer und Jugendliche, die am Sonntag an der 30. Ostschweizer Handmähmeisterschaft teilnahmen, waren nicht zu beneiden. Der Wettkampf wurde aufgrund der hohen Temperaturen zur schweisstreibenden Angelegenheit. Dafür lockte das schöne Wetter viele Besucherinnen und Besucher auf dem Kreckelareal in Herisau. Dicht gedrängt verfolgten sie den Einzelwettkampf und das Mannschaftsmähen und feuerten die fünf Gruppen aus den Kantonen Ausserrhoden, Innerrhoden, St.Gallen, Bern und Schwyz zu Höchstleistungen an.

Ziel der Beteiligten war, mit der Sense eine vorgegebene Wiesenbahn von 100 Metern so schnell und sauber wie möglich zu mähen. Für «Schäuze» und andere Vergehen verteilten die Richterinnen und Richter Strafpunkte.

«Döörezüche ond abehebe»

Die Leistungen der Mähderinnen und Mähder sowie die bodenständige Stimmung – ein Gemisch von Sport und Unterhaltung – liessen die 30. Ostschweizerische Mähmeisterschaft zu einem familiären Höhepunkt werden. Zug um Zug und mit viel Kraft und Schwung setzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Sense auf dem Boden auf und arbeiteten sich durch das knöchelhohe, rund fünfwöchige Gras. 15 Meter lang war die Strecke, welche die Mähder als Doppelmahd zu bewältigen hatten. Jene der Frauen und Jugendlichen betrugen sieben Meter als einfache Mahd.

Während einige den Wettkampf eher locker angingen, zeigten andere vollen Einsatz. Derweil gaben ihre Angehörigen Ratschläge wie «döörezüche», «usehebe» und «abehebe». Schnell zeigte sich, wer heute noch Übung im Mähen hat oder normalerweise doch mehr den Traktor dazu benutzt. Erschwerend kamen die hohen Temperaturen dazu, welche vielen zu schaffen gaben. Dies, obwohl das Wetter ideal für das Mähen war. Dass das Handmähen nicht eine reine Männersache ist, zeigte sich an den zahlreichen Frauen und Jugendlichen, die am Wettkampf teilnahmen.

«Wetze ond denn hauts»

Obwohl heutzutage das Handmähen der maschinellen Bewirtschaftung Platz machen musste, beherrschen die Teilnehmer die Sense nach wie vor. Handmähen ist eine Wissenschaft, denn zum Erfolg ist eine gut gedengelte und gewetzte Sense eine wichtige Voraussetzung. Beim Wettmähen waren nicht nur die möglichst kurze Zeit und die Breite, in der das zugewiesene Wiesenstück mit der Sense zu mähen ist, sondern auch der saubere Schnitt, ausschlaggebend.

Die Jurorinnen und Juroren begutachten genau, ob trotz Eile gut gearbeitet wurde. Strafpunkte gab es nicht nur für die Sauberkeit, was in der Fachsprache «Schnäuze» genannt wird. Auch das Einhalten der Schnittbreite und die Sauberkeit unter der Mahd waren Kriterien, auf welche Experten genau achteten. Dabei verlief der Wettkampf stimmungsvoll, ruhig und gemütlich. Für einen Aussenstehenden war es eindrücklich zu sehen, wie schnell die Handmäherinnen und Handmäher mähen. Angewiesen waren sie dabei nicht nur auf ihr Können, sondern auch auf eine scharfe Sense, wobei auf einen guten Schliff viel Wert gelegt wird. Ausserdem kommen besondere Sensen zum Einsatz, die länger sind als die handelsüblichen Modelle. Für viel Spass bei den Teilnehmenden und den Zuschauern sorgte das Showmähen, ein Kampf der Handmäher gegen die Maschine. Dabei lassen sich die Organisatoren jedes Jahr etwas Neues einfallen.

Höhepunkt Kantonewettkampf

Dichtgedrängt verfolgten nach dem Mittag die Besucherinnen und Besucher den traditionellen Kantonewettkampf und feuerten die Gruppen lautstark zu Höchstleistungen an. Jede Gruppe versuchte, mit letztem Einsatz das Beste zu geben. Dabei musste jedes Teammitglied (eine Frau und vier Männer) auf der 100 Meter langen Bahn einmal im Einsatz stehen. Für Aussenstehende war es eindrucksvoll, wie schnell und sauber die Teams die Strecke absolvierten. Ausserrhoden und Innerrhoden lieferten sich gegen Bern einen harten Dreikampf um die Zeit. Dabei ging Bern vor Innerrhoden und Ausserrhoden als zeitschnellste Mannschaft hervor, wovon aber noch die Strafpunkte für unsauberes Mähen abgezogen wurden.

Am Schluss der Ostschweizer Handmeisterschaft durften sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am reichhaltigen Gabentempel bedienen. Bei gemütlichem Beisammensein und der Rangverkündigung klang die 30. Ostschweizerische Mähmeisterschaft aus.