LIEDER: Engelsstimmen mit Jodel

Am Freitag war im «Chössi» das schwedische A-cappella-Trio Irmelin mit ­Jodlerin Nadja Räss zu Gast. Sie führten ihr Publikum durch Gefühlstäler und über Glücksberge.

Michael Hug
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Irmelin singt a cappella und in schwedischer Sprache – für einmal von Jodel durch Nadja Räss (rechts) begleitet. (Bild: Michael Hug)

Irmelin singt a cappella und in schwedischer Sprache – für einmal von Jodel durch Nadja Räss (rechts) begleitet. (Bild: Michael Hug)

Michael Hug

redaktion@toggenburgmedien.ch

Ein bisschen wusste man, wie das herauskommen würde, wenn die drei Schwedinnen mit den Engelsstimmen und die Schwyzer Jodlerin mit der mauerbrechenden Modulation aufeinandertreffen würden. Alle vier waren sie schon beim Naturstimmenfestival im Obertoggenburg aufgetreten und hatten unter grosser Begeisterung durchblicken lassen, wie das tönt, wenn vier Frauen singen.

Also wunderte es nicht, dass das Chössi-Theater bis auf den letzten Platz besetzt war am Freitagabend. Und Nadja Räss, die sich als ehemalige Intendantin der Klangwelt Toggenburg und momentane Programmchefin des Naturstimmenfestivals 2018 wegen des Werbeauftritts des Festivals einen wahren Shitstorm über sich ergehen lassen musste, durfte wieder einmal mit einem positiven Erlebnis aus dem Toggenburg nach Hause reisen.

Musik aus Schweden und Schwyz

Das kontroverse Werbebild war aber am Freitag kein Thema. Im Fokus stand die Musik, die die Gäste aus Schweden und die Schweizerin mitgebracht haben. Irmelin singt a cappella und in schwedischer Sprache. Womit wohl die wenigsten im Publikum etwas verstanden hatten von dem, was auf der Bühne interpretiert wurde.

Das war auch Eva Kune, ­Karin Ericsson Back and Maria Misgeld, die schon seit 1999 als Ir­melin international auftreten, ­bewusst, weshalb sie Inhalte und Herkunft ihrer Lieder jeweils kurz erklärten. Dabei wurde man gewahr, dass beileibe nicht alles schwedisch ist, was schwedisch tönt oder von dort kommt. Irmelin singt Lieder auch aus Norwegen oder von den Färöer-Inseln. Die Lieder erzählen vom Leben, von der Liebe und von Dingen des Alltags.

Auf magische Weise tief berührend

Dabei bewiesen die drei Irmelins – Irmelin ist auch ein althochdeutscher Vorname – Humor. So erzählten sie – in englischer Sprache – von einem «Funeral», einer Beerdigung, meinten aber die Arbeit des Kartoffelsteckens auf dem Acker, die, wenn mit freudigem Gemüt angegangen, zu einer Party ausarten könne. Oft sind es auch Liebeslieder, die traurig beginnen oder traurig ­enden, und vielmals wehmütig-sehnsüchtige Lieder, die – ohne den Text zu verstehen – auf magische Weise tief berühren. Nadja Räss’ Stimme dazu, sei’s als vierte Stimme oder mit einem Jodel-Intermezzo, machte das Ganze noch eindrücklicher, melodramatischer.

Doch dessen bewusst, konnten die vier Damen ihr Publikum handkehrum wieder aus der ­Melancholie reissen, mit ihm jodeln, jauchzen und tanzen – stimmlich – oder freudige Stimmung verbreiten. Denn nicht immer sind schwedische Lieder betrüblich, wie Karin Ericsson Back sagte: «Schwedische Liebesgeschichten enden meistens traurig, aber wir sind trotzdem glücklich!»