«Hinderem Berg» heisst das neue Programm des Schweizer Entertainers Michael von der Heide. Am Samstag besuchte er damit das Lichtensteiger Chössi-Theater.
Michael Hug
«Furchtbar» fand der Star es, festzustellen, dass im Chöss-Theater noch einige Stühle nicht besetzt waren. Natürlich verletzt es die Eitelkeit jedes Künstlers, vor halbleeren Rängen zu spielen. Vor eineinhalb Jahren, im «Rössli» Mogelsberg, war nicht viel mehr Publikum aufmarschiert, 90 Personen, aber der etwas kleinere Saal war voll. War nun der Saal im Chössi halbleer oder halbvoll, lautete die Frage. Nur, Michael von der Heide konnte es gar nicht sehen: «Ihr sitzt da im Dunkeln, ich weiss gar nicht, ob überhaupt jemand da ist.» Dennoch, von der Heide hatte schon mitbekommen, dass da noch Platz für diverse Zuschauende mehr gewesen wäre.
Doch vielleicht liegt’s auch daran, dass vom Amdener seit Jahren nichts mehr wirklich Neues zu hören und zu sehen ist. Letztes Jahr der Aufwasch von alten Liedern, die er in seiner Karriere schon früher auf CD herausgegeben hat, dazu alte Lieder seines Idols Paola. In «Hinderem Berg» ist auch nicht viel Neues zu finden, auch hier: die alten Lieder und Paolas längst verblasster Hit «Blue Bajou».
Zu der, immerhin, der Chanson-Star eine schöne Geschichte wusste, nämlich die, wie er das Lied damals bei einer Wanderung vom Arvenbüel zum Leistchamm kennen gelernt hatte: «Ich war nicht mehr auf dem Leistchamm, ich war im siebten Himmel, irgendwo im Universum.» Auch wenn er ob des Fahrzeugs seiner Eltern von ebendiesen mit «Ich fang’ noch einmal an im Subaru!» gehänselt wurde.
Halbvoller Saal und Launenhaftigkeit hin oder her, von der Heide ist nicht nur ein begabter Sänger, sondern ein blendender Entertainer. Mit heiteren Sprüchen hatte er sein Publikum schnell im Sack. «Wir liebten dieses Leben – those where the days», so, als ob alles schon vorbei wäre, dabei hat die Show doch erst angefangen. «Spielst du heute so billig, weil der Eintritt gestern das Dreifache gekostet hat?», sagte er zu seinem Keyboarder Daniel Gisler. Und dann die Fliege: «Sie schafft es, meinen Song kaputtzumachen!» Die Fliege im Saal mag störend gewesen sein, doch seine Songs macht er selber kaputt, wenn er mitten im Song schwatzt statt singt: «Im Lied geht es um die jeunesse, nicht ums schön essen!» Und an anderer Stelle meint der jungenhaft gebliebene 46-Jährige zu seinen Zwischenbemerkungen: «Ihr seid ja Toggenburger, ihr seid das ja gewohnt.»
Dennoch, dem Publikum scheint der launenhafte Star zu gefallen, ja vielleicht ist es gerade das, was ankommt: das Unterhalten-Werden, das Witzeln über Unzulänglichkeiten, die kleinen Geschichten aus dem Stegreif, das Reden mit ihm, dem Publikum, auch wenn der Eine oder Andere etwas abkriegt: «Den Mann da habe ich schon beim Eingang gähnen sehen, ich glaube, das ist einer von denen, die mitkommen mussten. Ich hoffe, er schläft nicht während der Show ein.»