Die Bürger bewilligten einen Kredit für die Sanierung der Kalberhalle. Es werde nur das gemacht, was ohnehin nötig sei, versicherte der Gemeinderat.
Martin Knoepfel
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164 Stimmberechtigte – das entspricht einer Beteiligung von etwa 13 Prozent, viel für eine Bürgerversammlung – drängten sich am Dienstagabend in der Lichtensteiger Kalberhalle an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung. Und die meisten behielten die Winterjacke an, eine unfreiwillige Illustration, dass die mobilen Lüfter die Kalberhalle nicht genug erwärmen.
Wichtigstes Geschäft war ein Kreditantrag über 608500 Franken für die Renovation ebendieses Raumes. Daneben wurde unter anderem über die Vorlagen der Volksabstimmung vom 12. Februar und über weitere Planungen informiert (siehe Zusatztext).
Man wolle die Kalberhalle sanieren, wenn diese nicht durch Veranstaltungen belegt sei. Damit begründete Stadtpräsident Mathias Müller die Einberufung einer ausserordentlichen Bürgerversammlung. Mehrfach wies er auch darauf hin, dass nur eine sanfte Sanierung geplant sei und dass nur Arbeiten vorgenommen würden, die ohnehin früher oder später fällig seien. Zudem werde mit der Sanierung das jahrzehntealte Anliegen eines öffentlichen WC realisiert.
Die Infrastruktur der Kalberhalle ist laut Mathias Müller ungenügend. Die elektrischen Installationen sind schon beanstandet worden und sollen modernisiert werden. Die Fenster und die Türen sind energetisch veraltet und werden ersetzt. Der Verputz im Parterre ist teilweise schlecht und soll ebenso wie eine bröckelnde Sandsteinsäule saniert werden. Weiter sind der Einbau der erwähnten WC-Anlage und einer Teeküche geplant. Die grössten Kosten – laut Mathias Müller je rund 100 000 Franken – fallen für die Fenster und Türen, für die Naturstein- und Verputzarbeiten sowie für die elektrischen Installationen an. Es gibt auch einen neuen Windfang für die Türe.
Die Gesamtsanierung des Rathauses mitsamt dem Einbau eines Liftes würde laut Mathias Müller 4,8 Millionen Franken kosten. Ein solches Projekt sei unrealistisch, zumal das Rathaus nach einer Gesamtsanierung über die laufende Rechnung innert 25 Jahren abgeschrieben werden müsse.
Das Rathaus müsse auch nicht sofort saniert werden. Der Vorschlag des Gemeinderats laute deshalb, bei der Kalberhalle eine Minimalsanierung durchzuführen. Das Rathaus will der Gemeinderat in eine Stiftung oder Genossenschaft überführen. Für das historische Gebäude soll eine neue Nutzung gesucht werden, wenn die Gemeindeverwaltung es nicht mehr benötigt.
Markus Roos beantragte, das Geschäft zurückzustellen, bis die Bürger über den Kauf des UBS-Gebäudes entschieden haben. Die Ungewissheit sei zu gross, argumentierte er. Die Sanierung sei nicht so dringlich, dass man den Entscheid nicht an der Bürgerversammlung im März fällen könne.
In der Diskussion erhielt er von einigen Votanten Unterstützung. Kritisiert wurden zudem die Kosten für einen Lift im Rathaus, für den der Gemeinderat 1,2 Millionen Franken veranschlagt, und die Platzierung der WC-Anlagen, die nicht vom Innern der Kalberhalle zugänglich seien. Mathias Müller und Gemeinderat Martin Fricker hielten dem entgegen, dass das Geschäft nach sechs Jahren Planungszeit entscheidungsreif sei. Schliesslich lehnten die Stimmbürger den Sistierungsantrag mit 97 Nein zu 53 Ja ab. Der Umbaukredit passierte anschliessend mit 113 Ja bei 29 Nein und 19 Enthaltungen.
Der Gemeinderat will den Gewinn aus dem Städtlifest von 37 000 Franken für die Sanierung verwenden. Aus der Versammlung hiess es jedoch, das Geld sei von den Vereinen für Spezialausgaben gespendet worden, die über das Minimum hinausgingen. Mathias Müller versprach darauf, mit den Vereinen das Gespräch zu suchen, sagte aber, dass die Bürgerversammlung nur über den Kredit und die Abschreibungsdauer abgestimmt habe.