In der Städtlibibliothek las kürzlich der Schweizer Autor Thomas Meyer. Dabei faszinierte er seine Zuhörer mit belebter Geschichte, bilderstarker Sprache und abgründigem Humor.
LICHTENSTEIG. Der Autor, aufgewachsen in Zürich, ehemaliger Jus-Student und Werbetexter, führte in seiner Begrüssung aus, er sei heute glücklich, Schriftsteller zu sein. Man glaubt es ihm. Da ist einer, der Vielschichtigkeit liebt, Paradoxien aufspürt und die Sprache des hintergründigen Humors meisterhaft handhabt. Im Zentrum der Lesung standen Ausschnitte aus dem 2014 erschienenen Roman «Rechnung über meine Dukaten».
Der Roman mit seinen kurzen, oft fast bühnenhaft ausgestalteten Szenen führte das faszinierte Publikum in die Zeit des exzentrischen Preussenkönigs Friedrich Wilhelm I., dessen Leibgarde aus den sogenannten «Langen Kerls» bestand, eine Truppe, die allein schon durch ihre körperliche Übergrösse Eindruck machte. Aus Spargründen beschliesst der König eines Tages, seine Riesen in Zukunft selbst zu züchten. So erhält denn sein Lieblingsgardist, der junge und gut aussehende Bauer Gerlach, den königlichen Befehl, mit der ebenfalls überaus grossgewachsenen Potsdamer Konditorstochter Betje «zu copulieren». Die beiden Prachtsexemplare sollten damit nach dem Wunsch des Herrschers zum Stammpaar künftiger Riesengardisten werden. Man ahnt, dass das nicht gutgehen kann, zum Vergnügen des Autors und damit auch seiner Zuhörer.
Meyers bisher veröffentlichte Werke, darunter auch sein erster Roman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse», sowie Kurztexte, sind in der Städtlibibliothek, welche die Lesung zusammen mit der Vortrags- und Lesegesellschaft organisiert hat, vorhanden und ausleihbar. (pd)