LICHTENSTEIG: 50 Jahre Waffeln und Schokolade

Meinrad Meier wird nach einem halben Jahrhundert bei der Firma Kägi pensioniert. Er blickt zurück auf eine Zeit, die von Modernisierungen geprägt war.

Angela Hess
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Meinrad Meier hat insgesamt mehr als 30 Jahre an der Waffelanlage gearbeitet.

Meinrad Meier hat insgesamt mehr als 30 Jahre an der Waffelanlage gearbeitet.

Angela Hess

angela.hess@toggenburgmedien.ch

Im Herbst 1967, da war er gerade 15 Jahre alt geworden, begann Meinrad Meier, in der Kägi-Produktion in Lichtensteig zu arbeiten. «Aufgewachsen bin ich in Libingen. Meine Schwester hat damals bereits bei Kägi in Lichtensteig gearbeitet. Es war also naheliegend, dass ich auch dort zu arbeiten beginne», erinnert sich Jubilar Meier an seine frühen Tage in der Firma zurück. Angefangen hat er in der Spedition, wo harte körperliche Arbeit auf der Tagesordnung stand: «Ich war ein normaler ‹Büezer›. Damals wurde noch alles in grossen Säcken geliefert. Mehl, Zucker, Kakaobohnen – das haben wir alles geschultert und in die Produktion gebracht.» Zehn bis zwölf Tonnen Kakaobohnen wurden so während einer Lieferung abgeladen. Nach seiner Beschäftigung in der Spedition arbeitete Meier auch einige Jahre in der Rösterei und in der Füllungsproduktion. Seit gut 30 Jahren ist er nun jedoch «bei den Waffeln» tätig, sprich an der Anlage, welche Füllung und Waffelblätter zu Waffelplatten schichtet. Hier ist er mittlerweile Linienführer und somit für die gesamte Anlage und mehrere Mitarbeiter verantwortlich.

Weniger Handarbeit und mehr Maschinen

Bei Kägi hat sich in 50 Jahren viel verändert. Die Firma, die 2009 ihr 75-jähriges Jubiläum feierte, modernisierte unter anderem die Maschinen und somit die Produktionsprozesse. «Viele Produktionsschritte, die wir früher von Hand gemacht haben, werden nun von einer Maschine übernommen», sagt Meier. Obwohl der 65-Jährige manchmal gerne in den «guten alten Zeiten» schwelgt, kann auch er den Veränderungen Gutes abgewinnen. Die Modernisierungen entlasteten die Mitarbeiter der Kägi: «Ich bin schon dankbar dafür, dass ich heute nicht mehr so schwer tragen muss. Das übernehmen jetzt die Maschinen», führt Meier aus.

Durch die wachsende Beliebtheit der Kägi-Produkte war es allerdings nicht nur nötig, vermehrt Maschinen einzusetzen, sondern auch die Infrastruktur wurde im Laufe der letzten 50 Jahre verändert. Meier erzählt lachend: «Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass das Lager für die Verpackungskartons früher auf der anderen Strassenseite war. Ich musste jeweils über die Strasse, um neue Kartons zu holen. Je nach Wetter war das nicht immer angenehm.» Durch einen Neubau auf der gleichen Strassenseite wurde die Produktionsfläche vergrössert und gleichzeitig Platz für ein Lager geschaffen.

Das Kägi fret nie leid geworden

«Als ich bei Kägi angefangen habe, war die gefüllte Waffel ohne Schokoladenüberzug noch das meistverkaufte Produkt», erläutert Meier. Mit der Zeit hat die Waffel ohne Schokolade aber an Beliebtheit verloren und wurde schliesslich ganz vom Kägi fret, wie wir es heute kennen, abgelöst. Die Schokolade, die für den Überzug verwendet wird, wurde damals wie heute in Eigenproduktion hergestellt. «Die eigene Schokoladenproduktion ist schon aussergewöhnlich», meint Meier, «so hat sich trotz der vielen Neuerungen in der Herstellung in 50 Jahren eins nicht verändert: der Geschmack.»

Nahe liegt allerdings die Frage, ob man die Schokoladenwaffel nicht irgendwann leid wird, wenn man sie tagtäglich über Jahrzehnte hinweg um sich hat. Doch Meier winkt schmunzelnd ab: «Ich kann Kägi immer noch essen. Es wird mir wahrscheinlich nie verleiden.» Durch die vielen neuen Kägi-fret-Sorten, die laufend entwickelt werden, wird es in der Produktion aber auch nie langweilig. Egal, welche Füllung in die Waffel kommt, produziert wird die Waffelplatte an Meiers Anlage. «Das Original schmeckt mir natürlich. Aber ich mag auch Cappuccino, Haselnuss und Kokos. Es ist jedes Mal spannend, wenn es eine neue Sorte gibt», sagt Meier.

Nach der Pensionierung mehr Zeit für Privates

Morgen wird Meinrad Meier nun pensioniert. Was er ab Oktober macht, weiss er noch nicht genau: «Ich lasse alles auf mich zukommen. Aber ich habe sicher immer noch einiges zu tun.» Er engagiert sich seit Jahren in verschiedenen Vereinen. «Und jetzt habe ich auch mehr Zeit für den Garten», fügt er hinzu. In der Nähe von Kägi wird Meier aber auch in Zukunft sein – sein Haus hat er nämlich vor mehr als zehn Jahren nur drei Minuten Fussweg entfernt von der Produktionsstätte gebaut.