Lebensgeschichten in Heftform

Neue Beiträge zur Geschichte von Appenzell Innerrhoden: Der Schwerpunkt des neuen «Geschichtsfreunds» liegt bei Biographien. Kürzlich erschien das 53. Heft dieser Reihe.

Achilles Weishaupt
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APPENZELL. Das Titelbild des vor kurzem veröffentlichen Hefts des «Innerrhoder Geschichtsfreundes» weist darauf hin, welchen Schwerpunkt dieses Heft legt. Das Porträt der dort abgebildeten Person, Pater Philipp Tanner (1578–1656), zeigt, dass im neuen «Geschichtsfreund» vornehmlich Beiträge biographischer Natur enthalten sind und den Kapuzinern ein weiterer Beitrag gewidmet wird. Pater Philipp, ein aus dem Appenzellerland stammender Kapuziner mit Wurzeln in Herisau und Appenzell, starb am 31. März 1656 in Fribourg im Rufe der Heiligkeit. Gewirkt hatte er zuvor aber auch in Appenzell Innerrhoden, wo er beim Wildkirchli einen Tragaltar und eine Kapelle errichten liess.

Appenzeller Kapuziner

Den Anfang macht ein Beitrag zum Abschied der Kapuziner aus Appenzell an Mariä Himmelfahrt im Jahr 2011. Aus zur Verfügung stehenden Quellen sind vom Schreibenden kurze Biographien der aus dem Appenzellerland stammenden Kapuziner erstellt worden, angefangen mit Pater Isidor von Heimen (1575–1632) und aufgehört mit Bruder Josef Dähler (*1959). Insgesamt werden 58 Patres und 29 Brüder vorgestellt. Bei der Erstellung der Biographien hielt sich der Autor an die Richtlinien, die beim «Historischen Lexikon der Schweiz» für derartige Beiträge gehandhabt werden. Die Arbeit möge ein ergänzender Beitrag zum «Appenzellischen Wappen- und Geschlechterbuch» sein, aber auch dort nützlich sein, wo wichtige innerrhodische Themen aufgearbeitet werden, so zu weiteren Untersuchungen zum Kapuzinerkloster in Appenzell.

Zwei Biographien

Albert Spycher aus Basel ist Autor verschiedener volkskundlicher Schriften und Bücher: unter anderem schrieb er das «Ostschweizer Lebkuchenbuch» (2000) und «Die Fergger» (2003). In seiner zweiten Arbeit im «Geschichtsfreund» stellt er uns seine aus Steinegg bei Appenzell stammende Grossmutter Franziska Josefa Gerster-Neff (1872–1960) vor. Sie wurde mit Vornamen auch «Marie» genannt und erlebte viel in ihrem Leben als Stickerin und Ferggerin.

Armin Mazenauer aus Allenwinden ist bekannt als Autor eines Buches von 2009 über den Opern- und Konzertsänger Joseph Anton Inauen (1865–1914) alias Arnold von der Aue. Nun ist er der Geschichte seines Grossvaters mütterlicherseits, Johann Anton Inauen-Schwitter (1866–1951), nachgegangen. In ihr kann man lesen, wie es früher hierzulande vielen von unseren Vorfahren ergangen ist: Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, blieb ihnen meistens nichts anderes übrig als auszuwandern. Mazenauers Grossvater war in der Nähe von Karlsruhe als Kuhschweizer tätig und nachher als Landwirt zuerst in Bühler und dann bis zu seinem Lebensende in St. Peterzell.

Eine weitere Ehrung

Der nächste Beitrag enthält das Verzeichnis der Werke, die Hermann Bischofberger (1950–2010), 1990–2006 Innerrhoder Landesarchivar, verfasst hat. Dem Titel «Bahnen, Geschichte, Orgeln, Recht und natürlich Appenzell» entnimmt man, wo Bischofbergers Hauptgebiete seines Schaffens lagen. Es ist erstaunlich, was er alles hinterlassen hat. Nur schade ist, dass vieles in seinem Nachlass nicht mehr aufgefunden werden konnte.

Bauernmalerei und Internierte

Den Beiträgen zum Schwerpunkt-Thema folgen zwei Arbeiten, die andere Inhalte aufweisen, aber dennoch Biographisches enthalten.

Ruedi Hanhart ist einer der profunden Kenner der Appenzeller Bauernmalerei. In vorliegender Zeitschrift geht er einem namentlich nicht bekannten Meister nach, der 1825 für einen gewissen Joseph Neff einen Kasten gemalt hat und sich von anderen Malern abhebt. Im Verlaufe seiner Forschungen hat der Autor auffallend viele Ähnlichkeiten in anderen bemalten Gegenständen entdecken können.

David Aragai aus Oberegg hat sich intensiv mit der Internierung von Offizieren und Soldaten während des Zweiten Weltkrieges in seinem Wohnort befasst. Ihm zu Gute gekommen ist dabei, dass in Bern im Bundesarchiv bei für ihn in Betracht kommenden Quellen die Sperrfrist abgelaufen war. Seine Arbeit ist eine wertvolle Ergänzung zu Max Sondereggers Buch «Oberegg während des 2. Weltkrieges» (2001).

Bibliographie und Nekrologen

Den historischen Beiträgen schliesst sich für 2011 die Innerrhoder Tageschronik mit Bibliographie, Totentafel und Necrologium an. Doris Ueberschlag, Innerrhoder Kantonsbibliothekarin, hat die Bibliographie erstellt, der Schreibende den Rest.

2011 sind vier Persönlichkeiten gestorben, deren der «Geschichtsfreund» in Form von Nekrologen gedenkt. Es sind dies Pater Albert Breitenmoser (*1934), der Redemptorist und ehemals als Pfarrer in Gonten und Zürchersmühle tätig war, der Bauernmaler Albert Manser (*1937), ein bedeutender Vertreter der naiven Kunst, der vielseitige Kunstmaler Alfred Broger (*1922) und Emil Neff (*1933), der an seinem Wohnort Gonten und auf kantonaler Ebene mehrere Ämter bekleidete sowie an Geschichte und Kultur sehr interessiert war.

Berichte und Rechnungen

Anschliessend lassen sich drei Jahresberichte und eine Jahresrechnung finden: der Jahresbericht des Historischen Vereins Appenzell (für 2010/11, Roland Inauen), die Jahresrechnung des Historischen Vereins Appenzell (für 2011, Bruno Dörig), der Jahresbericht des Museums Appenzell (für 2011, Roland Inauen) und der Jahresbericht der Stiftung «Zentrum für Appenzellische Volksmusik» (für 2011, Joe Manser).

Archäologisches

Schliesslich berichten Daniel Debrunner, Winterthur, und Adalbert Fässler, Appenzell, über sensationelle archäologische Funde, die sie 2011 in Appenzell bei der Pfarrkirche St. Mauritius im Rahmen der Neuerstellung der Galerie an der unteren Hauptgasse gemacht haben. Der Höhlenforscher Martin Fischer, Appenzell, beschreibt die Bildung eines Tropfsteines aus dem Alpstein und erklärt, warum dieser als Klimaanzeiger verwendet werden kann und wie man sein Alter zu berechnen hat.

Der Historische Verein Appenzell legte seinen Mitgliedern wie auch seinen an dem Werk interessierten Lesern und Leserinnen das 53. Heft des «Innerrhoder Geschichtsfreundes» vor kurzem vor. Der «Geschichtsfreund» ist sein Publikationsorgan, das einmal im Jahr erscheint.