Am Mittwoch wurde im Roothuus Gonten über die Auswirkungen der Appenzeller Volksmusik auf die psychische Gesundheit diskutiert. Das Thema stösst auf grosses Interesse.
«Appenzeller Musik macht nicht schwermütig.» Dies sagte am Mittwochabend Barbara Betschart, Geschäftsführerin und Leiterin des Roothuus Gonten. Das Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit, das Roothuus und der Kanton Appenzell Innerrhoden hatten zur Veranstaltung «Dur und Moll in der Appenzeller Volksmusik» geladen. In einem Referat und einer anschliessenden Podiumsdiskussion mit Moderator und Forumsmitglied Jürg Engler ging man der Frage auf den Grund, was die Appenzeller Musik mit Schwermut und der Gesundheit der Seele zu tun hat. Dass sich die hiesigen Klänge grösster Beliebtheit erfreuen, zeigte sich am Gästeaufmarsch. Die rund 50 bereitgestellten Stühle reichten bei weitem nicht aus.
In seiner gewohnt lockeren Art machte Landammann Roland Inauen auf die Relevanz des Themas aufmerksam. «Gesundheit ist das Allerwichtigste und wir alle können etwas dafür tun.» Auch die Kultur sei gefordert. Mit einem Zehn-Punkte-Plan aus der Kampagne für psychische Gesundheit veranschaulichte Inauen, wie sich Musik positiv auswirken kann. «Aktiv sein, mit Menschen in Kontakt treten oder Kreatives tun, das alles lässt sich mit der Musik vereinbaren. Appenzeller Musik kann zum Wohlbefinden beitragen, aber nicht schwere psychische Gesundheiten heilen.» Derselben Meinung ist der Gontner Arzt Andreas King. «Je schwerwiegender die Erkrankung ist, desto professioneller muss die Hilfe sein.» Die Gäste erfuhren, dass Moll allgemein als schwer und dunkel gilt, während Dur hell und leicht klingt. «Die Appenzeller Musik ist sehr Moll-lastig. Das ist einzigartig. Innerschweizer können beispielsweise mit ihren Instrumenten gar kein Moll spielen», sagte Barbara Betschart. Die Appenzeller Volksmusik lebt von einer variantenreiche Spielcharakteristik, unerwarteten Wechseln und Abwechslung. «Unser Schatz ist im Gegensatz zu anderen grösser. Es gibt aber auch bei uns nicht ein Lied, dass ganze Moll-Teile enthält, höchstens zwei bis drei Takte», so Betschart weiter. Gemeinsam mit Martin Holderegger an der Geige, Walter Tanner am Hackbrett und Hans Holderegger am Bass veranschaulichte sie die Eigenheiten der Appenzeller Volksmusik, zeigte mit Jodel, Rugguusseli und Zäuerli den Unterschied zwischen Dur und Moll oder die Übergänge zwischen den Tonarten. Am Schluss waren sich alle einig: Musik vermag Emotionen und Gefühle zu wecken. «Das ist gut, denn Depression beispielsweise wird als Krankheit der fehlenden Gefühle bezeichnet», so King. Es müsse der psychischen Gesundheit künftig nur mehr Platz eingeräumt werden.
Alessia Pagani
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