Für die 25-jährige Skicrosserin Nicole Frei ist diese Saison doch noch erfolgreich zu Ende gegangen. Motiviert geht sie jetzt in das Sommertraining und hat das Ziel, sich für Olympia 2018 zu qualifizieren.
Für die Skicrosserin Nicole Frei hat die Saison 2016/17 nicht rosig angefangen, sie fuhr im Weltcup nur auf die Plätze 21 und 23. Ihr fehlte – nach zwei Jahren Verletzungspause – zu Beginn die Rennpraxis und ihr Rennmodus. «An den ersten Rennen konnte ich mich nicht richtig fokussieren und hatte Probleme, die Hindernisse richtig einzuschätzen, um genügend schnell zu reagieren», erklärt sich Frei. Mit jedem weiteren Rennen wurde sie schneller, besser und konzentrierter. So fuhr sie in zwölf Europacup Rennen, bei sechs kleinen Finals und zwei Finals mit.
Der erfolgreichste Titel im Europacup ist der 2. Platz, den sie bei Ebingen in Deutschland holte. «Es ist einfach nur schön, in einem Europacup auf einen Podest-Platz zu fahren, und das erst noch nach so einer langen Verletzungspause», sagt Frei.
Den nächsten grossen Titel holte sie sich im schwyzerischen Hoch-Ybrig an den Skicross- Schweizer-Meisterschaften. Dort krönte sie sich, um eine Handlänge schneller als Zoé Cheli, zum ersten Mal zur Schweizer Meisterin. «Im Zielraum mussten wir auf das Fotofinish warten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nur, dass Cheli auf der Ziellinie gleich neben mir fuhr», sagt Frei. «Als ich durch die Lautsprecher meinen Namen auf dem ersten Platz hörte, konnte ich es kaum glauben.»
Ein weiterer schöner Moment war für sie zu sehen, wie unglaublich stolz ihr Vater und ihre kleine Schwester auf sie waren. Die beiden haben das Rennen auf den Zuschauerrängen miterlebt. «Meine Schwester und mein Vater mussten den Rest der Familie per Whats-App immer wieder über den Verlauf des Rennens informieren», sagt Frei schmunzelnd.
Den Schweizer-Meister-Titel und den 5. Rang im Europacupklassement hat sich Nicole Frei hart erarbeitet. Nach den Verletzungspausen in den Saisons 2014/15 und 2015/16 trainierte sie umso ehrgeiziger für die Saison 2016/17. «Ich motivierte mich mit folgendem Gedanken: Wenn ich auch nur ein Training ausfallen liesse, wären die anderen um eine Sekunde schneller im Ziel als ich», so Frei. Um in dieser Liga mitmischen zu können, sind eiserne Disziplin und grosse Investitionen von Nöten. Frei arbeitet in einem 100-Prozent-Pensum als Bankkauffrau, um sich das Skicross finanzieren zu können, und trainiert nach der Arbeit und am Wochenende mehrere Stunden. «Ich kann vom Skicross nicht leben, aber auch nicht ohne. So arbeite ich während des Tages in der Bank, und meine Freizeit verbringe ich mit dem Training. Es gab Momente, in denen ich nach einer Motivation suchen musste und ich fast ein bisschen neidisch auf meine Kolleginnen war. Die konnten verreisen, in die «Badi» oder an Partys gehen, während ich meine freie Zeit im Training verbrachte», sagt Frei. Diesen Aufwand meisterte sie nur, weil Skicross für sie Liebe und Lebensinhalt zugleich ist. Zudem wollte sie beweisen, was sie in Topform alles leisten kann.
Die Saison 2016/17 ist nun vorbei, und Nicole Frei hat gezeigt, dass sie ehrgeizig und willensstark genug ist, um ganz vorne mitfahren zu können. So geht es in das Sommertraining, mit dem Ziel, sich für Olympia 2018 zu qualifizieren. «Wenn der Sommer gut läuft und nichts dazwischen kommt, ist die Qualifikation für Olympia machbar», sagt Frei mit einem Funkeln in den Augen. Die Qualifikation findet während den Weltcups im Dezember 2017 und Januar 2018 statt.
Andrea Vieira