Kreativität nach Ostern

Jedes Jahr vor Ostern färbe ich jeweils mit meinen Kindern einen grossen Karton Eier. Dabei haben wir es jeweils sehr lustig und verwandeln nebenbei beinahe die ganze Küche in ein prächtiges Farbenmeer. Eifrig tunkten wir auch in diesem Jahr wieder Ei um Ei, bis wir alle dreissig in drei verschiedenen Farben wieder in den Karton gestellt hatten. Bereits zum Abendessen tischten wir stolz unsere pastellfarbigen Kunstwerke auf. Es wurde «getütscht» und genussvoll je ein Ei gegessen.

Am nächsten Morgen stand dieser Karton beim Frühstück schon wieder auf dem Tisch und wir bemerkten augenblicklich, dass wir mit dem Färben ein wenig gar eifrig gewesen waren und in unserem Eifer viel zu viele Eier gesotten hatten. Nun war Kreativität gefragt, denn irgendwie mussten die Eier gegessen werden. Als erste Massnahme gab es zum Mittagessen Nüsslisalat mit Ei. Mmh, fein, da waren es nur noch zwanzig und irgendwie erschienen bereits die Farben der runden Bollen etwas blasser. Unerschrocken gab es am Tag danach Eierbrötli für die ganze Familie als Pflichtkonsum, was den Bestand der Eier halbierte und wieder etwas Hoffnung aufkeimen liess. Doch was machen wir jetzt mit den restlichen zehn? Ein schlechtes Konzert besuchen und dem Sänger beim ersten falschen Ton genüsslich an die Birne knallen? Oder unsere Katzen aushungern lassen, bis sie sogar gesottene Eier fressen? Oder nach den Ostern für die Arbeitskollegen als Willkommensgruss ins Büro mitnehmen und als Geschenk verteilen?

Ich weiss noch nicht wie und was, aber eines weiss ich bestimmt, es werden keine Esswaren weggeschmissen. Auch wenn ich alle zehn noch ganz alleine essen muss. Da bleibe ich hart wie ein zu lange gekochtes Ei und beisse mich eisern durch. Und im nächsten Jahr gibt es nur noch zwei Eierfarben.