Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, setzt die hausärztliche «Praxis im Dorf» auf ein flexibles Übergabemodell.
Nach einem Jahr Praxisgemeinschaft von Teddy Kaufmann und Claudia Muntwiler steht in der Rehetobler Allgemeinpraxis erneut eine Änderung an. Die Ärztin, die bisher in einem 40-Prozent-Pensum angestellt war, übernimmt neu die gesamte Verantwortung für die Praxis. Kaufmann bleibt angestellt und übernimmt Notfalldienste und Ferienvertretungen, bis zu seiner ordentlichen Pensionierung. «Es soll ein fliessender Übergang für uns und für die Patienten werden», so Claudia Muntwiler. Für die Mutter von zwei Kindern ist diese flexible Regelung ideal. «Dank dieser Zusammenarbeit kann die Praxis das ganze Jahr hindurch offen gehalten werden.»
Teddy Kaufmann ist seit über einem Vierteljahrhundert Dorfarzt. Er gehört zu einer aussterbenden Spezies. «Im Vergleich zu Spezialärzten verdienen Hausärzte relativ wenig und arbeiten oft sehr viel, was junge Ärzte davon abhält, Arztpraxen zu übernehmen. Die heutigen jungen Ärzte wollen eine geregelte Work-Life-Balance», so der 60-Jährige. Eine Erleichterung der Hausarztarbeit ist die Einführung der hausärztlichen Notfallpraxis am Spital Herisau, die in den Abendstunden die Notfälle übernimmt. Sie macht die Arbeit der Hausärzte planbarer und geregelter. Auch Claudia Muntwiler leistet ihren Notfalldienst jeweils in Herisau, während Teddy Kaufmann weiterhin im Vorderland aktiv bleibt.
In der «Praxis im Dorf» werden alle, von Jung bis Alt, behandelt. «Wir haben unterschiedliche Spezialgebiete und ergänzen uns daher optimal», sagt Teddy Kaufmann. Sein Spezialgebiet ist die Begleitung traumatisierter Patienten, Claudia Muntwiler ist auf Krankheiten am Bewegungsapparat spezialisiert. Zudem verfügt sie über eine Ausbildung in Akupunktur, der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Manualtherapie. Die 39-jährige Ärztin war früher in einem Gesundheitszentrum tätig. Dort habe es viele Wechsel in der Ärzteschaft gegeben, was nicht immer zum Vorteil der Patienten gewesen sei. «Gerade für chronischkranke Patienten ist es eine grosse Erleichterung, wenn sie immer die gleichen Ansprechpersonen haben.»
Gemeinschaftspraxen wie die Praxis im Dorf in Rehetobel seien eine gute Lösung gegen den Hausärztemangel, sagt Claudia Muntwiler. «Wir hoffen, dass wir durch unser erfolgreiches Praxismodell jüngere Kollegen motivieren können, als Hausärzte zu arbeiten.»
Karin Erni
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