Kleber entfernen kostet Steuergeld

WATTWIL. Eine Gemeinde verwendet die Steuern, um ihren Bewohnern eine gute Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Doch es gibt auch Aufwendungen, die eigentlich gar nicht nötig wären. Beispielsweise die Kosten, die für das Entfernen von Klebern anfallen, die auf Schildern angebracht wurden.

Matthias Giger
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Schilder zuzukleben ist kein harmloser Bubenstreich: Wer erwischt wird, muss mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen.

Schilder zuzukleben ist kein harmloser Bubenstreich: Wer erwischt wird, muss mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen.

Auf der Website der Gemeinde Wattwil ruft die Gemeinderatskanzlei die Bevölkerung dazu auf, Personen, die sie beim Bekleben von Verkehrs- und Hinweisschildern oder Abfalleimern beobachten, der Polizei zu melden. «Das Bekleben von Tafeln ist strafbar, da es sich um Sachbeschädigung öffentlichen Eigentums handelt», heisst es unter der Rubrik Aktuelles auf der Gemeinde-Website weiter.

Bekleben in Wellen

Auf das Problem angesprochen, meint Daniel Rhiner, Leiter für Sicherheit, Infrastruktur und Unterhalt der Gemeinde Wattwil: «Das Problem tritt wellenartig auf. Manchmal werden lange Zeit kaum Schilder zugeklebt, dann kommt es wieder gehäuft vor.» Ein Beispiel seien die Kleber, die nach dem 11. September 2001 auf vielen Schildern anzutreffen waren (siehe Bild Abfalleimer). In letzter Zeit habe das lästige Verunstalten von Verkehrstafeln und Hinweisschildern wieder zugenommen. «Jetzt sind vor allem die FCZ-Fussball-Sticker verbreitet, welche die Fans dieser Mannschaft verunglimpfen», sagt Daniel Rhiner.

Die Kleber sind besonders an belebten Orten zu finden. «Denen, die sie aufgeklebt haben, geht es ja darum, dass die Botschaften auf den Stickern gesehen werden», begründet er. Problematisch sei es vor allem, wenn Wörter oder Zahlen überklebt werden. «Falls beispielsweise auf einem Hinweisschild die maximal erlaubte Parkzeit oder ein Wort überdeckt wird, weiss der Betrachter nicht, was gemeint ist», beschreibt Daniel Rhiner. Aber auch sonst finde er es störend. Er macht eine klare Ansage: «Wenn ich jemanden dabei erwische, zeige ich ihn bei der Polizei an.» Das wünsche er sich auch von der Bevölkerung. Denn verunstaltete Schilder bedeuten für die Verwaltung einen unnötigen Mehraufwand. Und diesen zahlen im Endeffekt die Einwohner mit den Gemeindesteuern.

Kein Kraut gewachsen

«Unsere Mitarbeiter gehen etwa zwei Mal im Jahr durch die Gemeinde und entfernen die Kleber. Dort, wo sie besonders störend sind, entfernen wir sie sofort», sagt Daniel Rhiner. Der Aufwand sei immens. Ein Mitarbeiter benötige etwa zwei bis drei Tage, um die Aufkleber von den Hinweisschildern und Verkehrstafeln zu entfernen – die Schilder entlang der Kantonsstrassen nicht mitgerechnet. Denn für diese sei der Kanton zuständig. Da Sticker in der Regel für die Ewigkeit und einen Tag gemacht sind, lassen sie sich nur schwer entfernen und hinterlassen oft Spuren auf dem Schild. Das könne es manchmal nötig machen, dass die ganze Verkehrstafel ersetzt werden muss. Beispielsweise, wenn die Reste zu viel der reflektierenden Schicht überdecken und sie dann zu wenig Scheinwerferlicht zurückwirft. «Alleine eine Verbotstafel ohne Sockel kostet 350 bis 400 Franken», betont Daniel Rhiner.

Eine Möglichkeit, dass die Schilder seltener verunstaltet werden, wäre, sie höher zu hängen. «Doch das geht oft nicht, weil sie dann nicht mehr sichtbar sind. Deshalb ist die Höhe für einige Hinweisschilder und Verbotstafeln vorgegeben», sagt Daniel Rhiner. Er prüfe derzeit, wie und wie gut sich Aufkleber von Tafeln mit Graffiti-Schutz entfernen lassen. «Aber selbst wenn ich eine gute Lösung finde – das ganze Gemeindegebiet mit solchen Tafeln auszustatten würde ebenfalls viel Steuergeld verschlingen», sagt er.

Dieser Sticker fand sich früher oft (Bilder: Matthias Giger)

Dieser Sticker fand sich früher oft (Bilder: Matthias Giger)

Immer noch Kleberreste sichtbar.

Immer noch Kleberreste sichtbar.

Dieses Schild reflektiert wegen der Reste eines Aufklebers weniger gut.

Dieses Schild reflektiert wegen der Reste eines Aufklebers weniger gut.