Eine optimale frühe Förderung, wie in einem Familienzentrum, kann unter anderem soziale Defizite im Jugendalter verhindern. Am 29. April findet ein Anlass zum Thema «Familienzentren im Toggenburg» statt.
Martina Signer
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Ob Mittagstisch, Mütter- und Väterberatung, Familienkafi oder Stillberatung – ein Familienzentrum soll diese Angebote unter einem Dach vereinen. Ein solches Zentrum ist in Lichtensteig geplant. Nächsten Samstag sind alle Interessierten aus der Toggenburger Bevölkerung zur Auftaktveranstaltung eingeladen, wo auch Ideen zur Entwicklung des Zentrums eingebracht werden können. «Uns ist es wichtig, dass nicht nur Vertreter von Behörden anwesend sind, sondern auch Eltern, die wichtige Inputs liefern können. Und auch Senioren sind höchst willkommen», sagt Peter Bünzli. Diese brächten einen riesigen Erfahrungsschatz mit und könnten auch in der späteren Entwicklung des Familienzentrums mitarbeiten. «Zum Beispiel, wenn sie handwerklich geschickt sind, um ein Kasperli-Theater zu bauen, wenn sie gerne vorlesen oder mit den Kindern basteln.» Denn ein Familienzentrum kennt fast keine Grenzen.
Die Initiantin für den Verein Familienzentren Toggenburg war die Mütter- und Väterberatung Toggenburg. Peter Bünzli ist Präsident des Vereins und engagiert sich stark für die frühe Förderung. «Als Reallehrer habe ich häufig erlebt, welche Probleme entstehen können, wenn Kinder diese Förderung nicht erhalten.» Das beginne bei Sprachproblemen und ende bei sozialen Defiziten. «Wenn wir Eltern, die überfordert sind, in der frühen Förderung unterstützen und ihnen Hand bieten, müssen später weniger Defizite aufgearbeitet werden.» Oft fällt es Eltern laut Peter Bünzli aber schwer, sich diese Unterstützung rechtzeitig zu holen. Und was im Alter von 0 bis 5 Jahren versäumt wird, kann später fast nicht mehr aufgeholt werden. Umso wichtiger ist es also, dass die Angebote in der Frühförderung niederschwellig sind. «Wenn Fachpersonen wie eine Ärztin oder eine Logo- pädin im Familienzentrum bei einem Kaffee anzutreffen sind, fällt es Eltern leichter, mit ihnen in Kontakt zu treten, als wenn sie erst zum Telefon greifen und einen Termin abmachen müssen.» So könnten Eltern besser Vertrauen zu den Fachkräften fassen.
Ein zentrales Café ist meist der Mittelpunkt eines Familienzentrums. In anderen Räumen könnten beispielsweise Stillberatungen oder sogar Sprachkurse für Migranteneltern angeboten werden, um die Integration zu fördern. «Doch nicht nur Familien aus anderen Ländern können so besser integriert werden. Auch Zuzüger aus anderen Kantonen finden schneller Anschluss, wenn sie sich im Café austauschen können.» Und alle Eltern werden sich bewusst, dass sie mit ihren Problemen nicht allein dastehen. Ziel ist es laut Peter Bünzli auch, dass nicht nur im Familienzentrum in Lichtensteig ein solcher Begegnungsort entsteht, sondern auch in anderen Gemeinden Familientreffs ins Leben gerufen werden. «Was uns aber noch fehlt, ist ein Dachverband, der vernetzt und organisiert.» Dafür stünde auch das Familienzentrum in Lichtensteig zur Verfügung. Die Nähe solcher Begegnungsorte zu den Familien sei enorm wichtig. «Wir sehen uns deshalb auch nicht als Konkurrenz zum Familienzentrum Wattwil», sagt Peter Bünzli. Er ist sicher, dass beide Zentren genug Zulauf haben werden. «Wir haben in den bisherigen Workshops unter anderem das Familienzentrum in Rapperswil besucht, und es war extrem eindrücklich, zu sehen, wie gross das Bedürfnis nach solchen Einrichtungen ist.» Kaum sei das Zentrum am Zürichsee eröffnet gewesen, sei es praktisch überrannt worden.
Ein Familienzentrum kann aber noch mehr. Es kann Müttern Freiräume bieten. Wenn sie zum Beispiel zum Friseur oder zum Einkaufen müssen, können sie die Kinder im Zentrum an einen Hütedienst übergeben. Es kann dort vielleicht ein Kindercoiffeur besucht oder ein Kinderarzt konsultiert werden. Es gibt die Möglichkeit, Spielzeugbörsen zu organisieren oder ohne Zwang mit einer Sozialberaterin zu sprechen. Peter Bünzli hofft, dass an der Auftaktveranstaltung noch viele weitere Ideen von zukünftigen Nutzern abzuholen sind. «Wir wollen wissen, welche Bedürfnisse unsere Familien haben, und diesen Rechnung tragen.»
Weiterführende Informationen zum Familienzentrum gibt es auf der Internetseite www.zepra.ch unter dem Stichwort News/Aktuelles.