Keine Rückkehr zu verrauchten Beizen

Als einer der ersten Kantone hat sich die Stimmbevölkerung von Ausserrhoden 2007 an der Urne für einen klaren und vernünftigen Passivrauchschutz ausgesprochen. Wer im Restaurant rauchen will, tut dies im separaten Raucherraum, im sogenannten Fumoir.

Drucken
Renato Waldburger (Bild: pd)

Renato Waldburger (Bild: pd)

Als einer der ersten Kantone hat sich die Stimmbevölkerung von Ausserrhoden 2007 an der Urne für einen klaren und vernünftigen Passivrauchschutz ausgesprochen. Wer im Restaurant rauchen will, tut dies im separaten Raucherraum, im sogenannten Fumoir. Gäste und Servicepersonal sind so vor dem schädlichen und lästigen Passivrauchen geschützt. Auswärts essen und trinken bedeutet nicht mehr automatisch stinkende Kleider und Haare. Das ist gut so und soll so bleiben. Denn diese Lösung hat sich bewährt, und unser Kanton lebt sehr gut damit. Für die meisten Ausserrhoderinnen und Ausserrhoder ist die rauchfreie Gastronomie längst eine Selbstverständlichkeit. Kaum jemand wünscht sich den ungesunden und stinkenden Rauch in unsere Restaurants zurück.

*

Umso unverständlicher, dass die Wirte mit ihrer Volksinitiative das Rad der Zeit zurückdrehen wollen. Restaurants unterhalb einer bestimmten Grösse sollen wieder zu Raucherbeizen werden. Argumentiert wird mit einer vermeintlichen Einheitlichkeit, die so erreicht werden könne. Aber schauen wir genau hin: In über der Hälfte aller Kantone gibt es keine Raucherbeizen. Der Titel der Initiative suggeriert, die Initiative bringe «gleich lange Spiesse». Das ist falsch und irreführend. Im uns von allen Seiten umgebenden Kanton St. Gallen gibt es zum Beispiel auch keine Raucherbetriebe. Wir würden nach dem Willen der Initiative gar eine Raucherbeizeninsel. So ist gar nichts mit gleich langen Spiessen – im Gegenteil: Die Initiative schafft auch für die Gastronomie in unserem Kanton neue Ungleichheiten, denn kleine Lokale dürften als Raucherbetriebe geführt werden, grössere hingegen nicht.

Was würde die Annahme für unseren Kanton aus gesundheitlicher Sicht bedeuten? Gäste, aber insbesondere die Servicemitarbeitenden, müssten sich wieder stundenlang im Tabakrauch aufhalten. Als Lungenfacharzt weiss ich, welche Krankheiten das Rauchen, aber auch das Passivrauchen verursachen können. Medizinisch gesehen ist der Fall klar: Wer regelmässig den Tabakrauch anderer einatmen muss, riskiert, selber krank zu werden. Krebs, Lungenkrankheiten und Herzinfarkte sind für Menschen, die regelmässig passiv rauchen müssen, leider eine Realität. Es ist darum nur fair, dass Angestellte am Arbeitsplatz vor diesen vermeidbaren und nicht einmal selber verschuldeten Risiken geschützt werden.

*

Die Ausserrhoder Bevölkerung möchte keine weitere Verschärfung des Passivrauchschutzes – aber genauso wenig will sie die bestehende fortschrittliche Lösung wieder verschlechtern. Zurückkrebsen würde bedeuten, dass zahlreiche Serviceangestellte wieder täglich im Tabakrauch arbeiten müssten. Aus gesundheitlicher Sicht wäre dies ein unzumutbarer und unverständlicher Rückschritt. Denn gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten können es sich Angestellte oftmals nicht erlauben, auf der Suche nach einer Anstellung wählerisch zu sein. Ungesunde Arbeitsbedingungen müssten sie, ob freiwillig oder nicht, in Kauf nehmen. Die Argumentation der Initianten mit der angeblichen Freiwilligkeit ist fadenscheinig. Arbeitgeber sind verpflichtet, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden wirksam zu schützen. Das stundenlange Ausgesetztsein gegenüber dem Tabakrauch anderer ist mit diesem Anspruch nicht vereinbar.

*

Mit gutem Grund empfiehlt auch der Ausserrhoder Kantonsrat die Initiative zur Ablehnung. Die Erfahrung seit 2008 zeigt, dass unsere Regelung gut funktioniert. Sie ist akzeptiert, einfach in der Umsetzung und wird grossmehrheitlich geschätzt. Die bisherige Regelung ist fair, gesund und bewährt sich. Bleiben wir bei unserer guten Lösung und behalten wir in Ausserrhoden unsere rauchfreien Restaurants! Für uns und für die Serviceangestellten, denn wir alle profitieren von gesunder Luft. Sagen Sie darum am 3. März Nein zur Wirte-Initiative.

Dr. med. Renato Waldburger,

Präsident der Lungenliga

Appenzell Ausserrhoden

Lungenspezialist und Chefarzt Innere Medizin

am Kantonalen Spital Heiden