KARIBIK: Schiffbruch vor Grenada erlitten

Der Herisauer Kay Rauber will sich mit einer Segeltour durch die Karibik einen Traum erfüllen. Doch dieser endet an einem Felsen. Trotzdem will Rauber die Erfahrungen nicht missen. Zurück in der Schweiz, ordnet er sein Leben neu.

Roger Fuchs
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Der Herisauer Kay Rauber (r.) und sein Kollege Urs Kappeler wollten ein halbes Jahr durch die Karibik segeln, doch nach drei Wochen auf dem Wasser müssen sie nach einer stürmischen Nacht aufgeben. (Bilder: PD)

Der Herisauer Kay Rauber (r.) und sein Kollege Urs Kappeler wollten ein halbes Jahr durch die Karibik segeln, doch nach drei Wochen auf dem Wasser müssen sie nach einer stürmischen Nacht aufgeben. (Bilder: PD)

Roger Fuchs

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@appenzellerzeitung.ch

Eigentlich wollte der gebürtige Herisauer und einstige Bubble Beatzer Kay Rauber während der jetzigen Wintermonate in der Karibik weilen, stattdessen ist er wieder in der Region. Seine Erlebnisse, die er zu erzählen weiss, tönen nach einer Robinson-Crusoe-Geschichte der Neuzeit: Aufgebrochen auf eine Segelreise, um sich zusammen mit seinem Kollegen Urs Kappeler einen Traum zu erfüllen, erleiden die beiden Schiffbruch in der Karibik beim Inselstaat Grenada.

Es war Mitte November – die beiden sind seit rund drei Wochen mit ihrem Schiff «Memento» unterwegs – als sie einmal mehr eine Bucht zum Nächtigen aufsuchen. Das Schiff machen sie an einer Boje fest. «Es war ein Traumplatz» erinnert sich Kay Rauber. Das Schiff schaukelt über einem Riff, während die Nacht hereinbricht. Was Rauber und sein Kollege nicht bemerken: Die Wellen sind so stark, dass die Befestigungsleine zur Boje reisst. «Plötzlich gab es einen Knall», so der Hobbykapitän. «Unser Schiff ist gegen einen Felsen geschlagen.» Der Versuch, mit dem eigenen Motor wegzukommen, scheitert. Auch die Küstenwache leistet keine Hilfe. Die beiden packt, wie Kay Rauber sagt, die Angst. Irgendwann nutzen sie die Chance und springen auf einen Felsen. Nach einem Marsch durch den Urwald suchen sie Zuflucht in einer Beachbar.

Das Schiff war eine Rostlaube

Die geplante Segelreise findet damit ein jähes und viel zu frühes Ende. Doch es ist längst nicht das einzige, was nicht rund lief. Eine Woche, nachdem Kay Rauber und Urs Kappeler Anfang September nach Trinidad aufgebrochen sind, um dort ihr Schiff für die Tour vorzubereiten, müssen sie feststellen, dass sie für mehrere 10000 Euro letztlich einen «Schrotthaufen» gekauft haben. «Der Tank war komplett durchgerostet und das Schiff unten mit Diesel vollgelaufen», erinnert sich der 37-jährige Rauber. Hinzu kam ein alter und nicht gepflegter Motor und das gesamte Schiff musste neu gestrichen werden. Es brauchte zwei Monate intensive Arbeit von morgens bis abends, bis das Schiff bereit war, beide haben nochmals je 10000 Franken zusätzlich in ihren Traum investiert. Dass sie beim Kauf naiv gewesen wären, lässt Kay Rauber nicht gelten. Sie hätten das im Internet gefundene Schiff in Brasilien begutachtet. Der deutsche Besitzer sei dann noch bis nach Trinidad gesegelt, wo es zur Übergabe kam. Was Rauber und sein Kollege nicht bemerkten: Der Vorbesitzer war ein richtiger «Bastler-Weltumsegler», wie es der gebürtige Heri-sauer heute formuliert.

Ende Oktober konnte das Schiff dann endlich aus dem ­Hafen auslaufen. Es folgten drei Wochen unbeschwertes Leben, schnorcheln, fischen und segeln, bis es zur verhängnisvollen Nacht mit dem Auflaufen auf den Felsen kam. Das Schiff wurde in den Tagen darauf geborgen und liegt nun in einem Hafen im Trockenen. Kay Rauber: «Zum Glück waren wir vollkaskoversichert.» Kurz vor Weihnachten sei er schliesslich in einen bereits viel früher gebuchten Flug von Antigua in Richtung Schweiz gestiegen, um hier zusammen mit seinen Liebsten Weihnachten und Neujahr zu feiern. Der Rückflug in die Karibik, um die Segelreise fortzusetzen, ist nun nicht mehr nötig.

Das Leben für das Wichtige nutzen

Trotz des Schiffbruchs spricht Kay Rauber von einer guten Erfahrung. «Noch nie habe ich das Leben so intensiv gespürt wie in den letzten vier Monaten.» Dabei habe er auch gemerkt, wie wichtig es sei, die Lebenszeit für jene Dinge zu nutzen, die einem wichtig seien. Dass er bald wieder ein solches Segelabenteuer in Angriff nimmt, ist nicht anzunehmen. Kurz vor Aufbruch standen er wie auch sein Kollege wieder in einer Beziehung. Und so sei jetzt nicht der Zeitpunkt, nochmals ein solches Abenteuer zu planen.

Zusammen mit seiner Freundin sucht Kay Rauber nun nach einer neuen Bleibe. Gleichzeitig konzentriert er sich mit einem anderen Kollegen auf den Verkauf der selbstentwickelten Weld-Drums. Und ja: Ein neuer Anlauf mit Christian Gschwend als Bubble Beatz sei natürlich auch nicht ausgeschlossen.

Alle Erlebnisse und Videos der Segeltour im Facebook unter «sy memento»

Die Fahrt der «Memento» endet an den Felsen einer karibischen Bucht.

Die Fahrt der «Memento» endet an den Felsen einer karibischen Bucht.

Zwei Monate lang dauert es, bis das Schiff fahrtauglich ist.

Zwei Monate lang dauert es, bis das Schiff fahrtauglich ist.