Kampf auch abseits der Matte

Peer Steinkellner steigt bei Swiss Taekwondo als Verantwortlicher für die deutschsprachigen Kantone ein. In der Wattwiler Kampfkunstschule hat der Leistungstest für zehn Kaderleute stattgefunden.

Urs Huwyler
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Peer Steinkellner kontrolliert beim fünfminütigen Ausdauer-Liegestütze-Test mit einem Stab die richtige Körperhaltung. (Bild: Urs Huwyler)

Peer Steinkellner kontrolliert beim fünfminütigen Ausdauer-Liegestütze-Test mit einem Stab die richtige Körperhaltung. (Bild: Urs Huwyler)

Taekwondo befindet sich in einer schwierigen Phase. Nachdem sich Nina Kläy und Manuela Bezzola trotz professioneller Bedingungen in Magglingen nicht für die Olympischen Spiele in Rio 2016 zu qualifizieren vermochten, wird der koreanische Kampfsport kaum mehr wahrgenommen. Bei der Einstufung von Swiss Olympic droht der Abstieg von der dritten in die vierte Stufe. Was (spürbare) finanzielle Einbussen zur Folge hätte. «Erfolge an der Junioren-WM in Kanada Mitte November sollten Resultate bringen, um Stufe 3 zu halten», hofft Peer Steinkellner (Ebnat-Kappel) auf die Jugend. Einen (Verhandlungs-)Kampf abseits der Matte wird es so oder so absetzen. Als Schulleiter der Wattwiler Kampfkunstschule Xing Wu Guan hat er sich auf Anfrage unabhängig von der Einstufung entschieden, beim sportlichen Neuaufbau mitzuarbeiten. Die erste Amtshandlung als Verantwortlicher der deutschsprachigen Kantone war die Organisation des Junioren-/Cadet-Testtags in den Dojangs (Übungsräumen) an der Bleikenstrasse 17. Generalsekretär Dr. Walid Younes, der starke Mann im Verband, leitete die (Über-)Prüfung und mit der teilweise in Italien tätigen Tessinerin Sabrina Biondi beobachtete eine weitere Fachperson die vorwiegend jugendlichen Kämpfer aus fünf Kantonen (acht mit Jahrgang 2000 und jünger) bei ihrem Belastungstest.

Neun von zehn haben den Test bestanden

Neun der zehn Aktiven bestanden den auf die Physis ausgerichteten Test für die Kaderzugehörigkeit. «Mit dieser Bilanz kann ich zufrieden sein», fand der diplomierte Swiss-Olympic-Konditionstrainer und fügte an, die Nachwuchshoffnungen hätten an ihre Grenzen gehen müssen und seien «geschlaucht» gewesen. Fünf Minuten gestreckt in der «Liegestützposition» mit abgewinkelten Armen auszuharren liess die Kämpfer ebenso leiden wie zwei Minuten abwechselnd mit den Füssen zu attackieren. «Es braucht neben Konzentration und Technik die entsprechenden konditionellen Voraussetzungen als Basis», weiss der Neo-Sportfunktionär aus eigener Erfahrung. Speziell: Dabei waren beim Test für das Swiss Taekwondo-Kader auch ausländische Talente. «Unser Ansatz unterscheidet sich von jenem anderer Sportarten. Von einem starken Junior aus Afghanistan», erklärt der gebürtige Deutsche, «werden die Schweizer zusätzlich gefordert, können sie nur profitieren.» An und für sich spielt es dem Toggenburger für die Weiterentwicklung der eigenen Kampfkunstschule keine Rolle, ob sich die Schweizer international unter «ferner kämpften» klassieren. «Aber», kontert Steinkellner den Einwand, er setze sich für eine schweizweit kaum verwurzelte Randsportart ein, «es können nicht immer alle Nein sagen, wenn es um die Mitarbeit auf Verbandsstufe geht. Taekwondo ist eine attraktive Kampfsport-Disziplin, die der eigenen Fitness dient und, auch dies ist ein Pluspunkt, an jedem Ort der Welt ausgeübt werden kann. Es gibt keine regionalen und nationalen Abweichungen.» Was auf den Deutschschweizer Verantwortlichen in neuer Funktion zukommt, weiss er noch nicht bis ins letzte Detail. «Die Organisation der Testtage gehört zum Aufgabenbereich. Ich möchte versuchen, diese wieder umfassender, vielfältiger zu gestalten und nicht auf einzelne Teilbereiche zu konzentrieren.»

Einarbeiten und die Abläufe kennenlernen

Wird Wattwil zu einem Stützpunkt mit regelmässigen Trainings? «Ein Problem besteht darin, dass es sich um ein grosses Gebiet handelt. Wichtig ist die Zusammenarbeit mit den einzelnen Schulen. Doch ich muss mich zuerst einarbeiten, kenne die Verbandsabläufe noch kaum.» Am Testtag waren Vertreter aus Zürich, Freiburg, Schaffhausen und Lugano dabei, aber Wattwil und der Kanton St. Gallen fehlten. «Wir sind die einzige Schule im Kanton, haben nach einem Rücktritt», so Steinkellner, «in diesem Stil derzeit keinen Kämpfer auf höchstem Niveau. An Talenten fehlt es nicht, doch viele wollen keine Wettkämpfe bestreiten, sehen sich als Breitensportler, die etwas für ihre Gesundheit tun. Ihnen genügt das Training.»