JAKOBSBAD: «Gott hat meine Gebete erhört»

Schwester M. Petra Rüegg feierte am Samstag die zeitliche Profess im Kloster Leiden Christi. Die frühere kaufmännische Angestellte wird für weitere drei Jahre ihre Berufung zum Ordensleben prüfen.

Sabine Rüthemann
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Schwester M. Petra Rüegg mit dem Rosenstock, den sie zur Einkleidung erhalten hat. Nun folgt mit der zeitlichen Profess der nächste wichtige Schritt. (Bild: Sabine Rüthemann)

Schwester M. Petra Rüegg mit dem Rosenstock, den sie zur Einkleidung erhalten hat. Nun folgt mit der zeitlichen Profess der nächste wichtige Schritt. (Bild: Sabine Rüthemann)

Die Gemeinschaft im Kloster Leiden Christi durfte am Samstag zum dritten Mal in diesem Jahr Profess feiern. Sr. M. Petra Rüegg hat die zeitliche Profess abgelegt und wird für weitere drei Jahre ihre Berufung zum Ordensleben prüfen. «Ich spüre grosse Freude und auch etwas Respekt vor diesem nächsten grossen Schritt», sagt sie im Vorfeld.

Die aus dem Toggenburg stammende Ordensfrau hat einen langen Entscheidungsweg hinter sich. Wer ihre Vita hört, denkt unweigerlich an den bekannten Schiller-Satz «Drum prüfe, wer sich ewig bindet».

Sr. M. Petra ist keine Früh­berufene, mit 33 Jahren war sie erstmals für längere Zeit in einer Klostergemeinschaft. Jetzt, mit 46 Jahren, hat sie ihren Platz im Appenzeller Kloster gefunden. Petra Rüegg (1971) wuchs in einer «gut katholischen Familie» auf, zuerst in Dietikon, seit der 5. Klasse in Ganterschwil. Mutter und Vater führten die drei Kinder ins Glaubensleben ein, Tisch­gebet und Gottesdienstbesuch waren selbstverständlich. «Der Sonntag war bei uns ein Sonntag», betont die Toggenburgerin. Sie erzählt von einem harmonischen Familienleben und von ihrer glücklichen Kindheit. Selbstverständlich gab es auch Konflikte.

«Ich habe dadurch Konfliktfähigkeit gelernt», sagt die Kapuzinerschwester lachend. Eine Lebenserfahrung, die auch im Klosterleben hilft. Schon als Jugendliche engagierte sich die Ganterschwilerin in der Bibelgruppe Immanuel. Sie lernte die Heilige Schrift besser kennen und das freie Beten in eigenen Worten. Eine Reise in die ökumenische Gemeinschaft von Taizé im Burgund gehörte zur prägenden Jugendzeit.

Erfahrung im Beruf und im Kloster

Die junge Frau absolvierte, «ohne jede Leidenschaft für den Beruf», eine kaufmännische Aus-bildung, dann folgte die Bäuerinnenschule. «Mein Ideal war es, eine christliche Ehe zu führen», erzählt sie. Petra Rüegg war in Liebesbeziehungen mit Männern, brach diese jedoch stets wieder ab. Ihr Lebenslauf als junge Erwachsene lässt sich als Wechsel zwischen der Berufsarbeit «draussen» und in Klostererfahrungen beschreiben. In der Nähe von Lyon war sie sechs Monate lang in der ökumenisch ausgerichteten Gemeinschaft Chemin Neuf. Zurück in der Schweiz, folgte in Rheineck eine Phase der Jugendarbeit und als Katechetin im Nebenamt. «Die Disziplin in der Schule war schwierig», gibt sie unumwunden zu. Mit Kindern und Jugendlichen ausserhalb der Schulstube über ihren Glauben ins Gespräch zu kommen, lag ihr gut.

Auf der Bettmeralp arbeitete sie dann als Servicekraft bei ­Gerlinde Furrer, Ehefrau des berühmten Hoteliers. Zurück in der Ostschweiz, folgte eine Anstellung auf der Chäserern, erstmals im kaufmännischen Bereich, gemischt mit Hotellerie und Service. Die Reise zum Pilgerort Medjugorje mit ihrem damaligen Freund im Jahr 2001 war ein weiterer Meilenstein. Petra Rüegg besuchte nun täglich einen Gottesdienst und ging regel­mässig zur Beichte. Durch eine Freundin kam sie in Kontakt mit dem Benediktinerinnen-Kloster Glattburg (Niederbüren) und verbrachte dort einige Tage. Diese Erfahrung führte zu einem längeren Aufenthalt, kurz vor der Ewigen Profess spürte sie, dass ihre Suche nach dem richtigen Ort noch nicht zu Ende war. Es folgten Aufenthalte in weiteren Gemeinschaften und eine mehrmonatige Anstellung als Moderatorin beim katholischen Sender Radio Maria. Geplant war die Ausbildung zur Fusspflegerin. «Ob für den Dienst an Mitschwestern oder für ein eigenes kleines Geschäft», war zu diesem Zeitpunkt offen.

Eines Tages fragte ihr Vater, ob für sie das Thema Kloster ­abgeschlossen sei. Im Gespräch nannte er das Kloster Leiden Christi, es folgte ein einmonatiger Aufenthalt. «Ich habe in dieser Zeit viel Schönes erlebt», erzählt Sr. M. Petra. Am 1. Oktober 2014 trat sie bei den Kapuzinerinnen ein und erlebte im Mai die Ewige Profess von Sr. M. Chiara und Sr. M. Elisabeth. «Mir wurde noch stärker bewusst, dass ich bald auch einen wichtigen weiteren Schritt gehen werde, es war eine unbändige Freude in mir», erzählt sie. Nach Jahren des Suchens hat Sr. M. Petra ihren Platz gefunden. Sie spricht über die ­lebendige Familie im Jakobsbad und über die wunderschöne Landschaft, in der das Kloster liegt.

«Gott hat mich stets geführt»

Hauptzelebrant der zeitlichen Profess von Sr. M. Petra war der Churer Weihbischof Marian Eleganti, der die Ordensfrau begleitet und unterstützt hatte. Und vier Konzelebranten feierten den Gottesdienst mit. Frau Mutter Sr. M. Mirjam Huber übergab ihr die Professzeichen. Auch die Eltern und die beiden Geschwister ­waren selbstverständlich dabei. Mutter und Vater freuten sich sehr über ihre Berufung, die ältere Schwester und der Bruder respektieren ihn in der Gewissheit, dass ihre Schwester im Kloster den Lebensort gefunden hat, den sie lange Jahre suchte. Die Kapuzinerin ist sicher: «Gott hat mich auf diesem Weg stets geführt und meine Gebete erhört.»