Ein neues Schulhaus und ein neues Pflegeheim: Ebnat-Kappel stellt in diesem Jahr die Weichen für zwei zukunftsgerichtete Projekte, für die konkret Handlungsbedarf besteht.
Sabine Schmid
sabine.schmid@toggenburgmedien.ch
Am 12. Februar stimmen die Ebnat-Kappler über den Baukredit in der Höhe von 20,5 Millionen Franken für die Erweiterung und Instandsetzung der Schulanlage Wier ab. Im Mai befinden die Stimmbürger über den Baukredit für das neue Pflegeheim. Gemeindepräsident Christian Spoerlé und Schulratspräsident Pierre Joseph erklären, warum beide Projekte jetzt realisiert werden sollen.
Warum braucht Ebnat-Kappel ein neues Schulhaus?
Spoerlé: Ich möchte etwas vorausschicken: Wenn wir von einem neuen Schulhaus sprechen, entsteht der Irrglaube, es gäbe ein zusätzliches Schulhaus. Dem ist nicht so. Es gibt zwar einen Neubau, aber als Ersatz von bestehenden Schulräumen.
Joseph: Es ist Zeit, dass wir die ältesten Liegenschaften erneuern. Im Wier könnten wir vielleicht noch ein paar Jahre warten, aber die Liegenschaften auf der rechten Strassenseite im Schafbüchel sind nicht mehr akzeptabel. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage und der finanziellen Situation ist der Zeitpunkt jetzt gut, um das in die Hand zu nehmen.
Das bestehende Schulhaus ist etwa 60 Jahre alt. Wäre es möglich gewesen, damit etwas zu schaffen, was für die heutige Zeit passt?
Spoerlé: Das würde wenig Sinn ergeben. Die Schulzimmer und der Schulraum müssen heute anderen Bedürfnissen gerecht werden als damals.
Joseph: Im Wier müssen wir die Heizung erneuern. Wir wollen die Ölheizung aber nicht einfach ersetzen, sondern eine Fernwärme für die Schule und das Alters- und Pflegeheim machen, und zwar mit Holzschnitzeln. Diese und weitere Entscheidungen haben dazu geführt, dass wir uns für einen Neubau entschieden haben. Das ist auch im Sinne der weiteren Entwicklung der Schule.
Die Entwicklung der Schule ist das eine, auf der anderen Seite stehen die Schülerzahlen. Ist der Neubau eine Garantie, dass die Oberstufe erhalten bleibt?
Joseph: Das ist eine Frage der Strategie. Der Gemeinderat möchte die Einwohnerzahl mindestens so behalten, wie sie jetzt ist. Das bedeutet, dass wir attraktiv sein müssen für Familien mit Kindern. Das hängt zwar nicht alleine an den Schulhäusern, aber auch.
Spoerlé: In der Gemeinde wurde in den vergangenen Jahren neuer Wohnraum geschaffen, und das hat uns einige Zuzüger gebracht. Wir werden zwar nie wieder 900 Schüler haben. Die Tendenzen zeigen aber auf, dass wir die aktuellen Schülerzahlen halten können.
Am 12. Februar stimmt Ebnat-Kappel über einen Baukredit von 20,5 Millionen Franken für die Erweiterung und Instandstellung der Schulanlage Wier ab. Was bekommen die Bürger für so viel Geld?
Spoerlé: Für die 20,5 Millionen Franken gibt es ein neues Schulhaus mit neun Klassenzimmern, einem Werkraum, einer Küche sowie einer grösseren Bibliothek und Ludothek, die von den Bürgern genutzt werden können. Nicht zuletzt gibt es eine Doppelturnhalle als Ersatz für die alte Schafbüchel-Turnhalle und die alte Wier-Turnhalle.
Joseph: Auf der Ebene der Schule bekommt der Bürger eine attraktive Oberstufe. In der neuen Turnhalle können die Vereine indoor sichere, attraktive und vielfältige Sportmöglichkeiten anbieten. Die Erneuerung und Instandstellung der Schulanlage Wier bringt auch mehr Raum im Linden-Schulhaus mit sich. Es ist aber noch zu früh, um konkrete Ideen zu entwickeln, wie dieser genutzt werden kann.
Spoerlé: Die Öffentlichkeit wird auch davon profitieren, dass man die Aula als Gemeindesaal nutzen kann. Das neue Schulhaus bringt für die Schüler den Nutzen, dass sie mit neuen Methoden lernen können. Und als Arbeitsplatz für die Lehrpersonen ist es sicher attraktiv, denn es bietet viele Möglichkeiten, die in den alten Räumen nicht gegeben sind.
Joseph: Ich möchte noch anfügen, dass wir für die Schule 19,5 Millionen Franken benötigen. Eine Million ist als Vorinvestition für die Heizung des Alters- und Pflegeheims gedacht und wird später verrechnet.
Sie haben neue Lernmethoden erwähnt. Wie frei waren Sie bei der Gestaltung des Schulhauses?
Spoerlé: Die Bildung weiss noch nicht abschliessend, wohin sie will. Man sieht aber die Richtung, wohin es gehen soll. Dem haben wir Rechnung getragen. Wir lassen Möglichkeiten offen für das, was jetzt bildungstechnisch angedacht ist. Wir planen aber so, dass wir mit wenig Aufwand die Möglichkeiten haben, die mit diesem Projekt entstehenden Lernlandschaften anzupassen.
Joseph: Da der Kanton nicht mitfinanziert, sind wir bei der Planung autonom. Wir müssen aber gewisse Vorschriften und Regeln beachten. Weil wir aber nicht wissen, wie die Schule in 20 Jahren aussieht, möchten wir möglichst viel Flexibilität behalten.
Ebnat-Kappel zahlt das Schulhaus selber, ohne finanzielle Hilfe des Kantons. Wie kann sich die Gemeinde das leisten?
Spoerlé: Wir haben ganzheitlich gesehen eine extrem gute Finanzlage. Dazu kommt, dass wir die Abschreibung über einen Zeitraum von 30 bis 35 Jahre machen können. Wir konnten in den vergangenen Jahren Schulden abzahlen, darum können wir jetzt über ein neues Schulhaus diskutieren. Zudem gab es noch nie so gute Konditionen zur Finanzierung auf dem Finanzmarkt.
Mit dem Neubau des Pflegeheims steht ein weiterer grosser Brocken vor der Gemeinde Ebnat-Kappel. Wie ist dies machbar?
Spoerlé: Das muss man differenziert anschauen. Es ist nicht so, dass die Gemeinde nochmals 38 Millionen Franken für das Pflegeheim aufbringen muss. Das Heim muss sich selber finanzieren, die Gemeinde hilft aber mit einem Beitrag.
Wie viel kommt da auf die Gemeinde zu?
Spoerlé: Die Gemeinde wird sich mit maximal 8 Millionen Franken am Pflegeheim beteiligen. Dieses Geld ist wie ein Darlehen, das Heim muss es wieder zurückzahlen.
Die beiden Bauvorlagen sind voneinander unabhängig. Wie können Sie das Volk für beide Projekte auf Ihre Seite ziehen?
Spoerlé: Wir informieren bei beiden Themen offen, transparent und intensiv. Die Bürger sollen sich ein Bild machen, worum es geht. Die Pflege hat sich geändert und weil das Volk vor zehn Jahren die Sanierung des Hauses C im Alters- und Pflegeheim abgelehnt hat, muss man das Gebäude nun abreissen und neu bauen. Wir haben uns klar dazu entschieden, auf die Pflege zu setzen, und distanzieren uns vom Betrieb eines Altersheims oder von betreutem Alterswohnen. Wir müssen den Bürgern nun klarmachen, dass das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hat.
Sie haben aber vorher gesagt, dass beide Gebäude dieselbe Heizung bekommen.
Spoerlé: Genau. Vor vielen Jahren war bereits einmal eine Fernheizung für die Schule und das Pflegeheim angedacht, es fehlte aber an Finanzierungsmöglichkeiten. Wir nehmen diese Idee auf und setzen die Abstimmungen darum zeitlich so nahe zusammen.
In der vergangenen Woche stellten Sie die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs für das Pflegeheim vor. Wie ist das bei der Bevölkerung angekommen?
Spoerlé: Wenn man eine ehrliche Antwort möchte, muss man die Bevölkerung fragen. Meine Wahrnehmung ist, dass die Bürger den Handlungsbedarf erkennen. Sowohl, was das Bauliche angeht, als auch bezüglich der Pflege. Der Standort ist heute kein Thema mehr, denn die Menschen haben gemerkt, dass bei der Pflegesituation die Mobilität nicht mehr ganz so wichtig ist. Mit dem heutigen Standort haben wir die besten Voraussetzungen für die richtige Entwicklung des Alterswohnens und des Pflegeheims.
Waren die Bürger interessiert an den Architekturarbeiten?
Spoerlé: Es ist schwierig zu sagen, wie viele Besucher da waren. Diejenigen, die da waren, waren sehr interessiert und die Grundstimmung war positiv. Das will aber noch gar nichts heissen.
Bei der Schule sieht es anders aus, da gibt es ein Projekt, das ohne Wettbewerb zustande gekommen ist. Warum haben Sie darauf verzichtet?
Spoerlé: Bei einem solchen Gebäude sind viele Parameter und Vorschriften gegeben. Es gibt wenig Spielraum und darum bekommt die Architektur eine andere Bedeutung. Wir haben uns für diesen Weg entschieden, der weitaus günstiger war als ein Architekturwettbewerb. Beim Heim sind zwei Themen ineinandergeflossen, der Neubau des Pflegeheims und die Umgestaltung des Bestehenden. Wir haben zwölf verschiedene Varianten erhalten, insofern war der Wettbewerb gerechtfertigt.
Joseph: Wir haben fürs Pflegeheim ein Jahr Zeit eingesetzt, um diesen Wettbewerb durchzuführen. Diese Zeit haben wir für die Schule genutzt, um das Projekt voranzutreiben. Auf unseren Vorschlag haben wir positive Zeichen erhalten. Wir haben daher das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind.
Das Projekt ist noch nicht fertig ausgearbeitet. Kann man davon ausgehen, dass es so aussieht, wie Sie es jetzt zeigen?
Spoerlé: Das ist so. Wir wollten eine hohe Genauigkeit haben. Wir wollten einen zweckmässigen Baukörper, in dem wir nach der modernsten Methodik unterrichten können. Daneben brauchen wir eine grosse und sichere Turnhalle.
Das Schulhaus und die Turnhalle bekommen je ein Flachdach. Ist es geplant, darauf Photovoltaik-Anlagen zu bauen?
Spoerlé: Wir stellen diese Dächer zur Verfügung, falls jemand dort eine solche Anlage erstellen wird. Selber können wir das nicht machen, denn das würde sofort mehr kosten.
Joseph: Die grossen Photovoltaikprojekte sind alle dank der Förderung durch den Bund entstanden. Wir konnten unsere Gebäude dort noch nicht anmelden, weil es ja noch nicht sicher ist, ob wir bauen können. Wir haben auf dem Schulhaus Gill eine Photovoltaikanlage. Das Dach wurde an eine externe Firma vermietet. Diese betreibt eine entsprechende Anlage. Bei den neuen Gebäuden werden wir sämtliche technischen Installationen vorsehen, damit mit wenig Aufwand eine Photovoltaikanlage erstellt werden kann.
Informationsveranstaltung zur Abstimmung: Dienstag, 24. Januar, 20 Uhr, Aula Wier, Ebnat-Kappel