Integration in neuem Licht

Der Lichtkünstler Gerry Hofstetter projiziert Werke von Kindern an die Fassade ihres jeweiligen Schulhauses. Die Lichtkunstshow macht morgen Halt im Appenzellerland.

Astrid Zysset
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Die Lichtkunstshow von Gerry Hofstetter wie sie in der Schule Biberstein zu sehen war. (Bild: Frank Schwarzenbach)

Die Lichtkunstshow von Gerry Hofstetter wie sie in der Schule Biberstein zu sehen war. (Bild: Frank Schwarzenbach)

Ein wenig schmunzeln muss der Zürcher Lichtkünstler Gerry Hofstetter jeweils, wenn er die Werke der Kinder sieht. «Ich sehe Bilder von Käfern, von romantischen Pärchen im Sonnenuntergang, vom FC Basel oder auch war einmal ein BMW-Logo dabei.» Die Kinder – Kindergarten bis Sekundarstufe – bekommen von ihren Lehrkräften die Aufgabe gestellt, ihre Wünsche, Träume und Zukunftsvisionen künstlerisch umzusetzen. Die Werke gehen dann zu Hofstetter, der sie im Rahmen einer Lichtkunstshow an die Aussenfassade des jeweiligen Schulhauses projiziert.

Die Lichtkunsttour macht Halt in insgesamt 26 Schulen der Deutschschweiz. Morgen, als 16. Station, ist sie in Stein zu sehen. 170 Werke kamen hier zusammen – darunter auch ein paar Scherenschnitte. «Es ist schön, wenn noch etwas Typisches aus der Region gezeigt werden kann», so Hofstetter. Einfluss auf die gestalterische Arbeit der Kinder nehme er aber nicht. So gebe es auch Zeichnungen, die nur wenige Striche aufweisen. «In der Lichtkunstshow sind qualitative Unterschiede zwischen den Werken nicht mehr auszumachen. Das ist das Schöne an der Show.»

Integration sichtbar machen

Die Lichtkunsttour ist ein Projekt, das unter dem Patronat der Internationalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich steht. Als Überraschung für das Personal hatte Hofstetter in der Hochschule einst ein Treppenhaus beleuchtet. Rektorin Barbara Fäh zeigte sich begeistert, wandte sich an den Lichtkünstler und fragte ihn, wie man das Wissen der Heilpädagogen nach aussen zeigen könnte. Die Heilpädagoginnen und Heilpädagogen arbeiten mit Kindern mit einer Hochbegabung wie auch mit Kindern mit einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung zusammen. «Sie leisten einen Beitrag zur Integration. Und das wollten wir sichtbar machen», so Hofstetter. Die Idee der Lichtkunstshow war geboren. Während der Show werden jeweils vier Werke von vier Kindern gleichzeitig projiziert. Niemand weiss, von welchem Kind, welcher Beitrag stammt. «Die Unterschiede, die im Alltag bestehen, lösen sich auf», erklärt Hofstetter die Idee.

Lichtkunstshow auf dem Hydroschild

Das Schulhaus in Stein steht direkt neben dem Feuerwehrgebäude. Hofstetter hatte die Vision, diese unmittelbare Nachbarschaft aufzugreifen. Nach der eigentlichen Lichtkunstshow stellt die Feuerwehr ein Hydroschild auf, auf welches Hofstetter 22 Werke, welche die Kinder als Dankeschön für die Feuerwehr gemacht hatten, projiziert werden. «Das ist einzigartig. So etwas hatten wir noch nie gemacht», freut sich Hofstetter.

Er selbst zeigt sich überwältigt von der Resonanz, auf welche die Show bislang stiess. Aufgrund der vielen Anfragen der Schulen werde sie in den nächsten Jahren weitergeführt. In welcher Form genau, ist aber noch offen.

Hinweis

Die Lichtkunstshow findet morgen Montag von 18.30 bis 20 Uhr bei der Schulanlage Dorf statt. Weitere Infos unter: www.hfh.ch.