Ins Auge gestochen

Brosmete

Erich Fässler
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Sobald das Jahr in seine verrückte Zeit verfällt und hernach dem Frühling entgegenrast, sticht einem so manches ins Auge. So auch heuer. Im Streitwagen und mit erhobener Rechter eroberte in der närrischsten aller Zeiten Cäsar den Landsgemeindeplatz. Wenig später jagte warmer Frühlingswind Krokusse und Schneeglöcklein aus dem Boden. Entschlossen reckten sie ihre Köpfe der Sonne entgegen. Am «kürzesten Tag» – einem echten Fake-Day – loderte der Riedfunken in den nächtlichen Himmel und verkündete definitiv: Es wird Frühling.

Seither putzt sich alles heraus, die Gärten werden neu bestückt, die vorgetriebenen Blumen rausgestellt. Eine alte Bäckerei im Dorf eröffnet ihren neuen Laden. Wie in guter alter Zeit steht der Holzofen direkt im Laden.

Alles ist wie weiland in Goethes Faust: «Vom Eise befreit sind Strom und Bäche / durch des Frühlings holden belebenden Blick, / im Tale grünet Hoffnungsglück; / der alte Winter, in seiner Schwäche, / zog sich in raue Berge zurück. / Von dort her sendet er, fliehend, nur / ohnmächtige Schauer körnigen Eises / in Streifen über die grünende Flur. / Aber die Sonne duldet kein Weisses, / überall regt sich Bildung und Streben, / alles will sie mit Farben beleben; / doch an Blumen fehlt’s im Revier, / sie nimmt geputzte Menschen dafür.» Für mich hat der Titel der Brosmete noch eine ganz andere, wörtliche, Bedeutung. Nein, ich lass mir nicht von irgendwem direkt ins Auge stechen, dafür regelmässig und in der Hoffnung, dass die Spritzen wirken!

Erich Fässler