Zur Aufwertung eines Flachmoores von nationaler Bedeutung müssen im Rötschbachwald in Ganterschwil Bäume weichen. Um die Stämme abzutransportieren, kommen verschiedene Geräte zum Einsatz.
Anina Rütsche
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Geschäftig geht es zu und her im Rötschbachwald: Kettensägen rattern, Motoren dröhnen, Holz splittert, Bäume fallen. Auf einem Gebiet von rund 4,5 Hektaren, Rossfallen-Riet genannt, findet derzeit und noch bis Mitte Februar ein Holzschlag statt. «Dafür gibt es verschiedene Gründe», sagt der Projektverantwortliche Andreas Hefti vom Försterbüro Oberhelfenschwil. «Durch die Fällung von Bäumen werden seltene Pflanzen wie einheimische Orchideenarten gefördert. Auch den Lebensraum für Wildtiere können wir auf diese Weise aufwerten.» Gefällt werden auch Laub- und Nadelbäume, die krank oder stark von Misteln befallen sind. Solche habe es im Gebiet Rossfallen viele gegeben, sagt Andreas Hefti, denn schon länger sei dieses nicht mehr umfassend gepflegt worden. Stehen bleiben dürfen bevorzugt die gesunden, grossen Föhren, Eichen, Birken und Lärchen. «Weil nach dem Holzschlag wieder mehr Licht in den Wald gelangt, können jüngere Pflanzen besser nachwachsen», sagt Andreas Hefti. «Dies entspricht dem Ziel einer solchen Durchforstung.»
Für den jungen Lütisburger Andreas Hefti ist das Projekt im Rötschbachwald ein besonderes: Er plant und leitet es im Rahmen eines Praktikums, das zu seiner Ausbildung als Förster am Bildungszentrum Wald im bündnerischen Maienfeld gehört. Unterstützt wird er dabei von Thomas Schneider, dem Leiter des Forstreviers Oberhelfenschwil, das auch die Gemeinde Bütschwil-Ganterschwil umfasst. Zu den Aufgaben des Praktikanten gehörte es auch, sich mit den Leuten abzusprechen, denen die entsprechenden Waldstücke gehören. Sieben sind es, sechs davon beteiligen sich am Gemeinschaftsholzschlag. «Das Projekt wird für sie kostendeckend sein», hebt Andreas Hefti hervor.
Zudem musste ein Unternehmer gefunden werden, der sich ums Fällen und um den Abtransport des Holzes – insgesamt rund 1300 Kubikmeter – kümmert. Diesen Auftrag hat die Brülisauer Forstunternehmung AG aus Oberägeri im Kanton Zug erhalten, da sie als eine von wenigen Firmen in der Schweiz einen Doppellaufwagen besitzt, der für Arbeiten dieser Art nötig ist. Die Brülisauer Forstunternehmung AG hat das Holz «ab Stock», also stehend, gekauft. Um die Lebensraumaufwertung durchführen zu können, haben die Förster aus Oberhelfenschwil auch Beiträge vom Amt für Jagd, Natur und Fischerei (ANJF) erhalten. Ebenfalls trug das Kantonsforstamt (KFA) finanziell zum Gelingen des Vorhabens bei.
Um die gefällten Laub- und Nadelbäume aus dem Wald zu befördern, kommen dieser Tage beim Rossfallen-Riet an drei Stellen mobile Seillinien zum Einsatz. Diese sind 163, 183 sowie 205 Meter lang. Die Stämme werden daran befestigt und rund ein Dutzend Meter über dem Boden zu Sammelplätzen an der Waldstrasse transportiert, um sie dort maschinell zu entasten. Erst dann können sie auf Lastwagen verladen und weggefahren werden. «Dieses Vorgehen bietet sich hier an, weil das Moor nicht befahren werden darf», erklärt Andreas Hefti. Mit seinem ersten grossen Projekt zeigt sich der Lütisburger zufrieden: «Es verläuft alles nach Plan.» Während des Holzschlags ist die Rötschbachstrasse, die als Wanderweg durch das Waldstück oberhalb von Ganterschwil führt, gesperrt. Dies, weil in diesem Gebiet mehrere Seile für die Verankerung der Anlagen gespannt werden müssen. An mehreren Stellen weisen Schilder am Wegrand die Bevölkerung auf die umgeleitete Route hin.