In Alt St. Johann trifft einer der ursprünglichsten Baustoffe auf modernste Technik. Der Maschinenbauer Technowood ermöglicht mit seinen Produkten Neuerungen im Holzbau.
«Im modernen Holzbau ist die Erstellung von fertigen Hauselementen Standard», sagt Karl Bollhalder, Leiter Marketing und Verkauf der Firma Technowood in Alt St. Johann. Damit das möglich ist, müssen aus dem Rohstoff Holz die entsprechenden Elemente gewonnen werden. Die Technowood stellt Maschinen her, die das ermöglichen. Und dabei geht sie neue Wege. Unlängst belegte der Maschinenhersteller den dritten Platz beim Innovationspreis 2016, der an der Holz 2016, der Fachmesse für Gewerbe und Industrie der Holzbearbeitung, vergeben wurde. Den Podestplatz erreichte die Toggenburger Firma dank ihrem neuen platzsparenden Wendesystem für Holzelemente. Dieses System ermöglicht, Elemente während des Bearbeitungsprozesses zu wenden, ohne dass sie die Produktionsstrasse verlassen müssen. «Die Neuerung entstand aus einem Prozessbedürfnis bei unseren Kunden», erklärt Bollhalder.
Die Herstellung einer solchen Produktionsstrasse ist beim Besuch in der Firma gerade im Gange. Einmal fertiggestellt, erstellt die Anlage aus rohen Brettern innerhalb einer Linienproduktion fertige Holzhauselemente – ohne Leim und ohne Metallverbindungen. Die verschiedenen Bretterschichten sind äusserst stabil mit Holzdübeln verbunden. «Es geht aber nicht nur um die Hardware. Kernstück ist vielmehr die Maschinensteuerung, also die Daten und was die Maschine daraus machen kann», sagt Bollhalder. «Die Maschine muss in der Lage sein, einen Plan in seinen Einzelteilen zu verstehen und so zu übersetzen, dass die Maschine die Arbeiten ausführen kann.» Die Herausforderung sei dabei, dass die Systeme offen blieben. «Wir wollen nicht, dass unsere Maschinen dem Holzbauer vorgeben, was er machen kann und was nicht.» Trotz der grossen Offenheit der Systeme wird jede Maschine auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten. Möglich macht dies ein modularer Ansatz bei der Herstellung. «Wir können unsere Maschinen relativ einfach und schnell auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen.» Dadurch sei die Technowood auch bezüglich Lieferbereitschaft sehr gut aufgestellt, obwohl die Arbeiten an einem Auftrag meist zwischen drei und sechs Monaten dauern, manchmal sogar bis zu einem Jahr. Auch wenn die Maschinen alle einzigartig sind, will sie Bollhalder nicht als Prototypen verstanden wissen.
Vergleichbar ist der Ansatz des Maschinenbauers mit dem Modell eines Computerherstellers. Die einzelnen Bestandteile sind alle getestet, die Zusammensetzung der einzelnen Teile bleibt aber dem Kunden überlassen. Um trotz dieses grossen Fokus auf die Bedürfnisse des Kunden die Termine stets einhalten zu können, werden einzelne Teile auch eingekauft. «Wenn wir jedes Teil bis ins Detail selber herstellen müssten, wäre die Auslastung eigener Maschinen viel schwerer zu erreichen», sagt Bollhalder. Und die Qualität könne man durch die Zusammenarbeit mit Schweizer Spezialisten – zum Beispiel beim Lasern von Metallteilen – besser gewährleisten. Sowieso ist Bollhalder die Qualität ein grosses Anliegen. «Wir sind eine Schweizer Firma, die Schweizer Qualität anbieten will.» Natürlich wäre es günstiger, gewisse Teile im Ausland einzukaufen, aber das würde auch die Unsicherheiten bezüglich Lieferfristen und Qualität erhöhen.
Diesem Ansatz geht die Technowood bereits seit mehr als 20 Jahren nach. Firmengründer Urs Steinmann hat sich damals mit Software und Steuerung befasst, aber auch schon Kleinmaschinen gebaut. Die erste grosse Maschine stellte die Toggenburger Firma vor rund zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Gaiser Nägeli AG her. Danach hat sich die Firma stetig weiterentwickelt. «Auch heute wachsen wir noch, obwohl wir eigentlich die Konsolidierung als Ziel ausgegeben haben.»
Dank dem Wachstum konnte Technowood weitere Mitarbeiter anstellen. Aktuell arbeiten etwa 16 Leute für den Maschinenbauer. Und dabei prallen drei Welten aufeinander: «Wir brauchen Mitarbeiter, die sich im Maschinenbau auskennen, die wissen, wie man mit Holz arbeitet, und solche, die sich mit Steuerungen auskennen.» Gerade vor dem Hintergrund dieser spezialisierten Anforderungen ist Karl Bollhalder sichtlich stolz, dass ein Grossteil der Mitarbeitenden aus der unmittelbaren Nachbarschaft stammt. Auch deshalb habe man vor rund drei Jahren die damals drei Standorte in Alt St. Johann zusammengelegt. «Das war auch ein Bekenntnis zum Toggenburg», sagt Bollhalder. Und es habe finanzielle Vorteile mit sich gebracht, weil die Wege zwischen den Standorten entfielen. Auch deshalb kam Technowood gut durch die wirtschaftlich schwierigen Zeiten der letzten Monate und Jahre. «Der Frankenschock war schon stark spürbar. Unser Exportanteil schwankt stark und hat auch schon 80 Prozent betragen.» Die Verunsicherung von damals habe sich gelegt. Entsprechend optimistisch schaut man in Alt St. Johann in die Zukunft.