Vor zwei Jahren hat sich Christian Beutler mit «Bulas Rock Lounge» seinen eigenen amerikanischen Traum verwirklicht. Im Land selber war er allerdings noch nie.
Mehr Amerika geht nicht. Die Einrichtung von «Bulas Rock Lounge» in Speicherschwendi ist komplett im Rot-Weiss-Look der 1950er-Jahre gehalten. Das ist der typische Stil eines American Diners, wie die einfachen amerikanischen Restaurants genannt werden.
Die Wände zieren Gitarren verschiedener Bauart. Gastgeber Bula alias Christian Beutler holt eines der Instrumente von der Wand. «Das ist eine Fender Roosevelt. Sie tönt ähnlich wie ein Banjo oder eine Steel Guitar und eignet sich besonders gut zum Spielen von Delta Blues.» Sagt's und greift in die Saiten. Es tönt gut und man glaubt kaum, dass er nie Instrumentalunterricht genossen hat. «Die Griffe habe ich mir mit Hilfe von Youtube beigebracht.» Zu seinen Leidenschaften gehört nicht nur die amerikanische Musik, sondern auch der Sport. Ein Footballhelm an der Wand zeugt von seiner sportlichen Vergangenheit. Heute ist er noch Veteran der St. Gallen Raiders. Pflichtprogramm sind die grossen Spiele, die am Fernseher übertragen werden.
Obwohl Beutler die amerikanische Lebensart mag und auch optisch locker als Amerikaner durchgehen würde, war er noch nie jenseits des Atlantiks. «Es hat sich einfach nicht ergeben. Ich vertrage das Fliegen schlecht.» Seit sein Vater wegen einer Reisethrombose einen Hirnschlag erlitten hat, ist Beutler doppelt vorsichtig. Aber aufgeschoben sei nicht aufgehoben, ist er überzeugt. «Eines Tages werde ich mit dem Schiff über den grossen Teich fahren.» Seine Schwester lebt seit 25 Jahren in Amerika, aktuell in Kalifornien, wo sie biologischen Landbau betreibt. Bei ihr möchte er dereinst einige Zeit verbringen.
«Weniger identifizieren kann sich Christian Beutler dagegen mit der US-Politik. «Obwohl ich immer sagte, zwei Bushs waren genug, wäre es mir bei der aktuellen Konstellation lieber, Jeb Bush würde noch zur Wahl stehen.» Er wäre klar die bessere Alternative. Er sei mit einer Latina verheiratet, das hätte vielleicht dazu geführt, dass sich die Amerikaner statt nach Europa und dem mittleren Osten mehr in Richtung Mexiko und Mittelamerika orientieren, wo sie einiges wieder gut zu machen hätten. Gar nichts anfangen kann er mit Donald Trump. Dieser sei arrogant und selbstgefällig. Er verhalte sich wie ein pubertierender Teenager. «Es darf nicht sein, dass man einem solchen Menschen die Kontrolle über das grösste Atomwaffenarsenal der Welt anvertraut.» Clinton attestiert er, sie sei nur auf ihre eigene Politkarriere fixiert, aber Profi durch und durch.
Der gelernte Heilpraktiker musste nach einem Töffunfall seine Massagetätigkeit aufgeben. Er hat daher sein Hobby zum Beruf gemacht und rüstet nun schwere amerikanische Motorräder nach Kundenwunsch um. Das neben der Werkstatt gelegene Diner führte er in der Freizeit. Heute steht er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr am Tresen, sondern nur noch am Freitag und Samstag hinter dem Grill. Das Wirten überlässt er getrost Yvonne Gabriel. An Amerika schätzt Beutler nicht zuletzt das Essen. Allerdings nicht jedes der grossen Ketten. Er bereitet seine Hamburger selber aus regionalem Weidebeef zu. «Meine Burger geniessen weitherum einen sehr guten Ruf», sagt er nicht ohne Stolz. «Mit den Bisonburgern habe ich aber wieder aufgehört, weil sie so fettarm sind, werden sie zu schnell trocken.» In Planung sei ein Schweinefleischburger mit Fleisch vom Pata-Negra-Schwein. Auch an einem Catfish – dem traditionellen Fischgericht der amerikanischen Südstaaten – will er sich demnächst versuchen.