Herr Bundesrat, geniessen Sie es!

Brosmete

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Ja, ich weiss, dass nebst zwei Männern heute auch eine Frau zur Wahl in den Bundesrat zur Verfügung steht. Ob der Prognosen erlaube ich mir aber, im Titel dieser Brosmete den Nachfolger des abtretenden Bundesrat Didier Burkhalter mit «Herr» anzusprechen.

Neulich weilte ich im Bundeshaus. Nicht etwa, weil ich als Lobbyist für irgendwelche undurchsichtige Organisationen tätig bin, und schon gar nicht, weil ich mich für die heutigen Bundesratswahlen ins Gespräch bringen wollte. Ich weiss sehr genau, was ich kann, und ebenso weiss ich, was ich nicht kann.

Ständerratspräsident Ivo Bischofberger hat eingeladen und so kam es, dass sich im Büro des Ständerates so viele Turner aufhielten wie wohl schon lange nicht mehr. Dabei war die bevorstehende Bundesratswahl auch ein Thema. Mehr aber noch der Blick in die Zukunft und der ­angekündigte Rücktritt von CVP-Bundesrätin Doris Leuthard. Wenn sich jemand bei ihm über das Interesse am Amt des Bundesrats erkundige, dann zeige er jeweils Bilder der Magistraten zum Zeitpunkt der Wahl und zum Zeitpunkt des Rücktritts, antwortete Ivo Bischofberger. Die Bilder würden Bände sprechen.

So wird es auch heute sein. Jünger als bei der heutigen Wahl wird der künftige Bundesrat (oder die künftige Bundesrätin) nie mehr sein. Und stimmt die Überlegung von Ivo Bischofberger, steht sie oder er vor einem gut erkennbaren Alterungsprozess.

Nun gut, älter werden alle. Ob wir wollen oder nicht. Und das ­Leben zeichnet, ob optisch oder im Verborgenen. Eines kann der neuen Bundesrätin oder dem neuen Bundesrat aber nicht mehr genommen werden. Die Bilder der Vereidigung und die vom Volk so sehnlichst erwartete Home­story in der «Schweizer Illustrierten». Geniessen Sie es, Herr (oder Frau) Bundesrat! Die Arbeit folgt bald – und mit ihr die Kritik.

Bruno Eisenhut