Im Freien schlafen ist einfach und ein besonderes Erlebnis. Ein reizvoller Ort dazu ist die Ramsenburg. Solche Ruinen gibt es noch mehrere im Appenzellerland.
Jesko Calderara
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Diese Nacht erinnert an längst vergangene Militärzeiten. Nur mit einem Schlafsack übernachte ich im Freien –fast so wie früher beim Biwakieren. Als Ort von historischer Bedeutung bietet sich die Rosenburg in Herisau an. Sie liegt an idyllischer Lage auf einem bewaldeten Hügel. Die Ruine wird aufgrund der Nähe zum gleichnamigen Weiler auch Ramsenburg genannt. Heute ist die Höhenburg ein beliebter Ausflugspunkt mit einer Grillstelle zum Verweilen. Unter freiem Himmel nächtige ich bestens. Keine Menschenseele ist zu hören, einzig gefühlt Tausende Mücken stören mich im Schlaf. Die grösste Hürde der Exkursion stellt sich gleich zu Beginn. Für einen Ortsunkundigen ist die Ramsenburg nicht ganz einfach zu finden. Vom Parkaplatz des Psychiatrischen Zentrums nehme ich zuerst prompt den falschen Weg.
Die Ruine besteht aus den Resten des Wohnturms und eines Wohngebäudes. Im Hof ist ein tiefer Sodbrunnen erhalten. Die ganze Anlage ist von einem noch gut sichtbaren Graben und einer Ringmauer umgeben. Errichtet wurde die Ramsenburg um 1200. Dazumal hatten die Herren von Rorschach, eine adlige Ritterfamilie, das Sagen über das Gebiet Herisau. Nach heutigen Erkenntnissen diente die Burg nicht immer als Wehranlage, sondern ab ungefähr 1350 vor allem noch als Gutsbetrieb. Die Ritter erzielten ihre Einkünfte unter anderem durch Abgaben der umliegenden Höfe.
1396 verkauften die Herren von Rorschach das Meieramt von Herisau ans Kloster St. Gallen zurück, wobei ihre Burg vom Verkauf nicht betroffen war. Dennoch blieb diese nicht mehr lange bestehen: Während der Appenzeller Freiheitskriege eroberten und verbrannten aufgebrachte Bauern sie 1403. Die zerstörte Wehranlage kam um 1466 in den Besitz des Klosters St. Gallen und blieb bis zur Aufhebung der Abtei 1803 in dessen Besitz. Danach kam die Ruine an den neuen Kanton St. Gallen. Dieser verkaufte sie 1809 für 440 Gulden an die Gemeinde Herisau. In den Jahren 1936 und ’37 wurden Ausgrabungen durchgeführt und die Überreste der Anlage konserviert.
Auf Herisauer Gemeindegebiet gibt es noch zwei weitere Burgen. Ebenfalls zum Besitz der Herren von Rorschach gehörte die Burg Rosenberg. Sie liegt über über dem Weiler Burghalden, nördlich der Gemeinde. Die hier ansässigen Familienmitglieder nannten sich meist «von Rosenberg». Die Ruine besteht aus Mauerresten und einer Feuerstelle. Entstanden ist die Burg zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit einem palastartigen Hauptbau. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann der wirtschaftliche Abstieg der Rosenberger, die dabei auch das Meieramt in Herisau aufgeben mussten. Im Freiheitskrieg der Appenzeller, dem zahlreiche Burgen in der Gegend zum Opfer fielen, gehörte Rosenberg als Stützpunkt des Abtes von St. Gallen zu den ersten Angriffszielen der Aufständischen. 1403 setzten sie die Burg in Brand. Um 1461 befand sich die ganze Ruine im Besitz der Abtei St. Gallen, die sie bis zu ihrer Aufhebung 1803 behielt. Heute ist die Gemeinde Herisau deren Eigentümer. Die Ritter aus Rorschach hatten auch bei der Burg Urstein im Saumgebiet die Finger im Spiel. Sie liessen diese zur grössten Burganlage in Herisau erweitern. Die heute sichtbaren Mauerreste stellen nur einen Bruchteil der einstige Anlage dar. 1275 wurde Urstein bei einem Kampf zweier Adliger zerstört.