HERISAU: Tücken der deutschen Sprache

Seit August werden im Pfarrhaus der katholischen Kirche Deutschkurse für Asylsuchende angeboten. Die Teilnehmer zeigen Engagement, obwohl sie nicht wissen, ob sie längerfristig in der Schweiz bleiben können.

Arcangelo Balsamo
Drucken
Aufmerksam hören die Schüler ihrer Lehrerin Maria Karau zu. (Bild: Arcangelo Balsamo)

Aufmerksam hören die Schüler ihrer Lehrerin Maria Karau zu. (Bild: Arcangelo Balsamo)

Sie kommen aus Kuwait, Eritrea, Sri Lanka, Gambia und Afghanistan und haben ein Asylgesuch gestellt. Obwohl nicht klar ist, ob dieses angenommen wird und sie in der Schweiz bleiben können, zeigen sie Engagement. Seit August treffen sie sich wöchentlich am Montagmorgen und am Donnerstagnachmittag im Pfarrhaus der katholischen Kirche Herisau. Grund: Sie besuchen einen Deutschkurs, der vom Solidaritätsnetz Ostschweiz organisiert wird. Es handelt sich jedoch nicht um die einzige Klasse. Es gibt noch zwei weitere in Herisau. Wer in welche Klasse eingeteilt wird, hängt vom Deutschniveau der Teilnehmer ab. Dieses wird im Vorfeld des Kurses mittels Eignungstest ermittelt.

Die Mitglieder der Klasse, die sich am Montag und am Donnerstag treffen, haben bereits erste Erfahrungen mit der deutschen Sprache gesammelt. Dementsprechend kann die Lehrerin Maria Karau den Unterricht auf Deutsch abhalten. Gearbeitet wird mit einem Lehrmittel mit den Schwerpunkten Wetter, Verkehr, Schule, Arbeit, Wohnungssuche und Freizeit. Zu Beginn der Deutschstunde vom Montag wird gemeinsam repetiert, was die Gruppe in der Vorwoche gelernt hat. «Heisst es, ich bin müde oder ich habe müde?», fragt die Lehrerin in die Runde. Rasch einigen sich die Schüler, dass es bin heisse. Maria Karau gibt ihren Schülern den Tip, die Sätze jeweils in ihre Sprache zu übersetzen und zu schauen, ob in dieser dasselbe Verb verwendet wird. «Oft lässt sich das gut vergleichen», sagt sie. Fortlaufend gibt sie Ratschläge, wie etwa, dass die Schüler Sätze bilden sollen und nicht einfach nur das Verb in die geforderte Person oder Zeit setzen. «Es ist egal, wenn ihr Fehler macht. Wichtig ist, dass ihr versucht, so viel wie möglich auf Deutsch zu sprechen», sagt Maria Karau und achtet darauf, dass sie langsam, klar und deutlich spricht.

Fragewörter und Diktat

Nach dem Repetieren von sein und haben, stehen Fragewör­- ter auf dem Programm. Besonders das Fragewort «wer» sorgt beim einen oder anderen Schüler für Verwirrung. «Wer kommst du?», fragt eine Schülerin, die aufgrund des englischen Frageworts «where» meint, nach dem «wo» zu fragen. Nachdem der Frau erklärt wird, was sie falsch gemacht hat, kann der Unterricht fortgesetzt werden.

Zum Abschluss des Unterrichts kommt es zu einem Diktat. Langsam liest die Lehrerin acht Sätze vor. Diese muss sie mehrmals wiederholen. Zudem beantwortet sie die eine oder andere Verständnisfrage, wie etwa was «beide» oder «wehen» bedeutet. Kurz Zeit später ist der Unterricht bereits vorbei. Maria Karau sammelt die Diktate ein und verteilt die Hausaufgaben. Ausserdem erinnert sie die Schüler daran, dass sie bis Donnerstag einen Steckbrief erstellen sollen. Dieser wird dann auf eine Weltkarte auf das Heimatland der jeweiligen Person geheftet.

Grund dafür ist der Anlass vom 18. Dezember, an welchem Interessierte die Gelegenheit haben, den Asylsuchenden zu begegnen und etwas aus ihren Herkunftsländern zu erfahren. Der Anlass findet um 15 Uhr im Pfarreiheim der katholischen Kirche in Herisau statt.