HERISAU: Tänzerin zwischen zwei Welten

Mal seriös, mal extravagant. Jennifer Rissi ist eine Frau, die auffällt. Jetzt möchte die 28-jährige Appenzellerin Olma-Botschafterin werden.

Patrik Kobler
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Jennifer Rissi aus Herisau will Olma-Botschafterin werden (Bild: Mareycke Frehner)

Jennifer Rissi aus Herisau will Olma-Botschafterin werden (Bild: Mareycke Frehner)

Jennifer Rissi zieht die Blicke auf sich: Sie ist blond und gutaussehend – und extravagant. Als Tänzerin und Fotomodell mag sie es, im Mittelpunkt zu stehen. In der Freizeit steht sie auch einmal als Burlesque-Girl auf der Bühne. Im Beruf hingegen ist die Sekretärin bei der Ausserrhoder Kantonsverwaltung ganz seriös. «Ich lebe in zwei Welten», sagt sie.

Monroe als Mahnmal

Auf dem Oberarm hat sie Marilyn Monroe tätowiert. Die amerikanische Schauspielerin, die als das Sexsymbol des 20. Jahrhunderts schlechthin gilt, bewundert Jennifer Rissi schon seit frühester Kindheit. «Mir gefällt ihre Art», sagt sie. Die Tätowierung sei aber auch ein Mahnmal. Denn am Ende sei Marilyn Monroe an Ruhm, Männern und Drogen zerbrochen.

Die gebürtige Heidlerin, die seit sechs Jahren in Herisau wohnt, mag es gerne bodenständig und ist an Schwingfesten und Viehschauen anzutreffen. Zur Tradition gehört für sie auch der Besuch der Olma. Sie bewirbt sich gar als Olma-Botschafterin. Noch bis am 19. September läuft das Voting. Gekürt werden die fünf Bewerber mit den meisten Stimmen. Mit etwas über 900 Stimmen ist Jennifer Rissi zurzeit zwar die bestklassierte Appenzellerin, der Abstand auf die Fünftklassierte ist jedoch gross. Aber wer weiss, wenn die Appenzeller zusammenhalten, erreicht sie ihr Ziel vielleicht doch noch.

Ungezogen, unglaublich...

Auf der Abstimmungsseite beschreibt sie die Olma mit den Worten: «Ungezogen, unglaublich, unabdingbar». Ungezogen deshalb, weil die verbissenen Schweizer einmal aus sich rauskommen würden, sagt sie, die mit einem Berliner liiert ist. In der deutschen Hauptstadt kennt sie sich mittlerweile gut aus und empfindet die Leute dort als entspannt und locker. «Zudem gibt es dort so viele schrille Leute, dass ich gar nicht auffalle», sagt Jennifer Rissi. Unglaublich habe sie gewählt, weil sie am nächsten Tag jeweils denke, «unglaublich, was es wieder für ein super Abend war». Und unabdingbar, weil man ohne Olma-Besuch etwas verpassen würde.

Am liebsten besucht Jennifer Rissi die Olma zusammen mit anderen Tänzerinnen aus ihrer Girl-Group. Seit zehn Jahren gehört die ehemalige Kunstturnerin der Streetbeat Dance Company an. Gegründet wurde diese vom inzwischen verstorbenen Richard Amiel. Seiner Idee, verschiedene Tanzstile miteinander zu verbinden, ist die Gruppe treu geblieben. Zum Repertoire gehören Ballett, Jazz, Streetdance oder Hip-Hop genauso wie Cabaret- und Varieté-Einlagen. Zweimal pro Woche treffen sich die dreizehn Tänzerinnen im Tanzzentrum in St. Gallen zum Training. Hinzu kommen Auftritte im In- und Ausland. Auch in der Olma-Halle ist Jennifer Rissi mit ihren Kolleginnen schon aufgetreten. Sie erinnert sich gerne an den «Megaevent» für die Migros. Nicht zuletzt, weil es einer der wenigen Auftritte zu Hause in St. Gallen war. Bereits mit 16 Jahren hat sie das «Modeln» für sich entdeckt. Damals sei sie von einem Coiffeur angefragt worden, erinnert sie sich. Mittlerweile hat sie eine dicke Mappe mit Bildern. Manche hat sie auch auf ihrem Insta­gram-Account aufgeschaltet. Hier zeigt sie sich wieder von ihrer extrovertierten Seite. Die Bilder sind zwar sexy, aber alltagstauglich. Nackt posiert sie nicht.

Im Atelier

Auf dem Instagram-Account ist auch ein Kunstwerk von ihr zu sehen – ein Löwenkopf. Seit zehn Jahren malt sie und ist daher häufig in ihrem Atelier in Herisau anzutreffen. Vor einiger Zeit hat sie ihren Stil komplett geändert. Sie bearbeitet Poster mit Farbe, so dass ein 3D-Effekt entsteht und der Betrachter fast nicht mehr merkt, dass es sich um ein Foto handelt.
Hat sie bisher Sujets von anderen verwendet, fotografiert sie jetzt ihre eigenen Bilder für die Poster. So kann sie sich lange Abklärungen über die Bildrechte und Kosten ersparen. Für ihre neuen Werke hat sie amerikanische Oldtimer fotografiert. «Ein Motiv, das gut funktioniert», so die Künstlerin, die mit ihrem Stil erste Erfolge feiert. An Ausstellungen präsentiert hat sie die Bilder zwar noch nicht. Doch sie stellt sie im Schaufenster ihres Ateliers aus und hat so schon welche an Passanten verkauft. Als sie kürzlich für ein Fotoshooting in Los Angeles weilte, stiessen sogar dort ihre Bilder auf Interesse. Man habe ihr auch eine Ausstellung in Aussicht gestellt. Noch ist alles vage. «Doch vielleicht klappt es ja eines Tages tatsächlich», sagt sie und träumt in ihrem kleinen Atelier von der grossen Welt.

Hinweis
Das Voting für die Olma-Botschafter läuft noch bis am 19. September, 10 Uhr. www.tagblatt.ch/sonderthema/dossiers/olmabotschafter/fotowettbewerb
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