Die Vorlage zur Sanierung der Dorfkirche muss überarbeitet werden. Für die Kirchgemeinde gibt es wichtigere Bedürfnisse als den umstrittenen Aussenpavillon.
Jesko Calderara
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Die Vertreter der reformierten Kirchgemeinde Herisau sind enttäuscht über die Rückweisung des Baukredits für die Dorfkirche im Einwohnerrat. «Das Projekt ist ein guter Kompromiss», sagt Gerold Schurter, Vizepräsident der Kirchenvorsteherschaft. Es biete insbesondere grosse Chancen für die Zentrumsentwicklung. Schurter erwähnt in diesem Zusammenhang den Platz hinter der Kirche. «Für Herisau wäre es ein Gewinn, wenn man diesen beleben könnte.» Solche Aspekte seien in der Debatte zu kurz gekommen, sagt Schurter. Vielmehr sei das Bauvorhaben stark an die Kirchgemeinde geknüpft worden.
Anlass zu Diskussionen gab im Einwohnerrat der geplante Pavillon. Dieser würde zusammen mit der Toilettenanlage und den Lagerräumen rund 1,6 Millionen Franken kosten. Ob es einen Pavillon brauche, müsse letztlich die Gemeinde entscheiden, sagt Schurter. «Ein Gemeinschaftsraum wäre für unsere kirchlichen Anlässe sicher hilfreich, aber nicht zwingend.» Kleinere Veranstaltungen würden sie schon heute ins neue Kirchgemeindehaus verlegen. Anlässe wie der Kirchenkaffee im Anschluss an die Gottesdienste können laut Schurter weiterhin in der Kirche stattfinden. «Dafür muss der Raum nicht extra geheizt werden.»
Angewiesen ist die Kirchgemeinde hingegen auf zusätzliche Lagerräume. Solche könnten ebenerdig oder unterirdisch mit einem Lift realisiert werden. Die jetzigen Platzverhältnisse seien ungenügend, sagt Schurter. Zudem werde Material teilweise in der «Annakappelle» gelagert. «Dafür ist dieser Raum aber nicht geschaffen worden.» Handlungsbedarf sieht Schurter auch bei der Toilettenanlage. Jene im Untergeschoss sei mit dem Rollstuhl unbequem über einen Treppenlift erreichbar. «Dieser ist aber sehr störungsanfällig und momentan nicht mehr in Betrieb.» Aus diesem Grund sollen diese Toiletten zurückgebaut und durch zwei behindertengerechte im Erdgeschoss des Pavillons ersetzt werden. Für ihre Bedürfnisse reiche dies fast immer aus, sagt der Vizepräsident der Kirchenvorsteherschaft. Grössere Anlässe seien sowieso jene der Gemeinde. «Dafür braucht es möglicherweise zusätzliche Toiletten.»
Unbestritten war während der Einwohnerratsdebatte die Innensanierung der reformierten Kirche. Dieser Teil, für den knapp 4,5 Millionen Franken veranschlagt sind, kann der Gemeinderat ohne Volksabstimmung umsetzen. Ein grosses Anliegen ist der Kirchgemeinde die Akustik. «Für Konzerte ist sie gut», betont Schurter. Hingegen sei die Sprachverständlichkeit mangelhaft. «Deshalb werden die Pfarrpersonen geschult und Besucher nach Wunsch mit Kopfhörern ausgestattet.»
Die Rückweisung der Vorlage könnte auch Auswirkungen auf den vereinbarten Finanzierungsmix haben. Vorgesehen ist, dass die Kirchgemeinde 1,7 Millionen Franken des Baukredits amortisiert. Darüber müsse nun nochmals geredet werden, sagt Schurter. «Entscheidend ist, welchen Gegenwert wir für das Geld erhalten.»
Eine klare Absage erteilt Schurter den im Einwohnerrat geäusserten Forderungen, wonach die Kirchgemeinde den Pavillon finanzieren soll. Das sei für sie als Mieter keine Option, sagt er. Eigentümerin der Dorfkirche ist die Gemeinde Herisau.