HERISAU: Kritik an «Wahlprozedere»

Am Freitagabend lud die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde zum Informationsanlass ins Kirchgemeindehaus. Dabei sorgte vor allem die «Wahl» der neuen Pfarrperson für Gesprächsbedarf.

Alessia Pagani
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Standen Red und Antwort: Präsidentin Uschi Hofmänner, Pfarrerin Anna Katharina Breuer und Gerold Schurter. (Bild: PAG)

Standen Red und Antwort: Präsidentin Uschi Hofmänner, Pfarrerin Anna Katharina Breuer und Gerold Schurter. (Bild: PAG)

Alessia Pagani

alessia.pagani@appenzellerzeitung.ch

Nach über 27 Jahren als Pfarrer in der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Herisau wird Bernhard Frey Ende Mai in den Ruhestand treten. Am Freitagabend im neuen Kirchgemeindehaus wurde dessen potenzielle Nachfolgerin Anna Katharina Breuer vorgestellt. Dank einer Vorstellungsrunde konnten sich die rund 30 Anwesenden ein Bild der neuen Pfarrerin für den Bezirk Ost machen. Die 54-Jährige wurde in Chur geboren und amtete zuletzt in Oberwinterthur. Einer der Gründe, weshalb sich Breuer entschloss, nach Herisau zu wechseln, ist das Ressort Ideen und Projekte. Herisau sei eine moderne Gemeinde, in der die Arbeit des Pfarrers regelmässig überprüft werde.

Anna Katharina Breuer wird an der Urnenabstimmung vom 30. April von der Kirchenvorsteherschaft einstimmig zur Wahl vorgeschlagen – als einzige Kandidatin. Zwei Kirchgemeindemitglieder zeigten sich erstaunt darüber, dass die Verantwortlichen keine Auswahl ermöglichen, ­obschon es mehrere Bewerber gegeben hatte. «Wir haben die Bewerber sorgfältig geprüft», sagt Präsidentin Uschi Hofmänner. Dabei seien auch Gottesdienste besucht worden. «Es gab keine grossen Unterschiede. Aber Anna Katharina Breuer wurde einstimmig von uns bestätigt.» Hofmänner wies darauf hin, dass die Wahl ins Pfarramt lediglich eine Bestätigungswahl sei.

Nebst dem Amt des Pfarrers gilt es zusätzlich zwei Stellen neu zu besetzen. Gemeinderat Florian Hunziker tritt per Ende Mai von seinem Amt in der Kirchenvorsteherschaft zurück. Zur Wahl vorgeschlagen ist der 53-jährige Herisauer Gerold Schurter. Als Kandidat für den siebten Sitz in der Synode – und damit als Ersatz für Bernhard Frey – stellt sich Frank Wessels zur Wahl. Wessels ist seit 2014 Pfarrer in der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Herisau und zuständig für den Bezirk Süd.

«Eine Baukommission von Laien»

Thematisiert wurde an der Informationsveranstaltung auch das neue Kirchgemeindehaus. Diese wurde im Februar 2016 fertiggestellt. Der Betrieb wurde Anfang März aufgenommen. Nach über achtjähriger Planungs- und Bauzeit weist die Bauabrechnung Mehrkosten von über 600000 Franken auf. Als Gründe nannte Hofmänner den «schwierigen Standort» an der Schmiedgasse und diesbezüglich vor allem das Haus Friedeck, die zusätzlichen Anforderungen der Behörden – beispielsweise in Sachen Brandschutz oder Kanalisation – sowie nachträgliche Verbesserungen in der Akustik, der Küche und dem Sonnenschutz. Die Präsidentin versicherte, dass die Baukommission sorgfältig mit den Finanzen umgegangen sei und «jeden Franken umgedreht» habe. «Wir sind eine Baukommission von Laien und haben das Ziel nicht ganz erreicht», so Hofmänner. Genau dieser Punkt sorgte für Kritik. «Bei solch hohen Beträgen müssen mehr Fachleute mit einbezogen werden», sagte eine ­Anwesende. Sie sei geschockt, in welchem Zustand beispielsweise der Boden bei der Treppe sei. «Die Praktikabilität scheint nach dem Ästhetischen zu kommen.» Wie Hofmänner ausführt, wird für die restlichen Arbeiten – namentlich jene für die Balkone in den Obergeschossen und andere zusätzliche kleinere Arbeiten – eine neue Baukommission mit neuem Architekten zusammengestellt. «Auch, um die alte zu entlasten.»

Wie Beat Dick, Ressort Finanzen, ausführte, beträgt der Ertragsüberschuss per Ende 2016 296000 Franken. Das Eigen­kapital erhöht sich somit auf neu 2,1 Millionen. Das um rund 43000 Franken bessere Ergebnis ist unter anderem auf den Verkauf der Liegenschaft Kreuzstrasse 17 zurückzuführen. Zu Buche schlugen tiefere Steuereinnahmen und eine ausserordentliche Abschreibung auf der Liegenschaft Friedeck in Höhe von rund 332000 Franken. Zum Abschluss kam Hofmänner noch auf die Innenrenovation der Kirche zu sprechen. Die Vorlage befinde sich nun im Gemeinderat und werde in einem nächsten Schritt vom Einwohnerrat beurteilt. ­Danach wird die Vorlage einer Volksabstimmung unterstellt.