Für den Gewerbeverein läuft die Parkplatzpolitik in eine falsche Richtung. Er lanciert deshalb eine alte Idee neu. Das könnte die Zahl der Parkbussen senken.
Jesko Calderara
jesko.calderara@appenzellerzeitung.ch
Im Gewerbeverein Herisau gibt es immer wieder Diskussionen rund um das Thema Parkplätze. Die 2016 auf über 9000 gestiegene Zahl an Parkbussen sieht dessen Vorstandsmitglied Jürg Mohler nicht als das eigentliche Problem an. «Niemand wird gerne gebüsst», sagt der Inhaber der Bürodesign AG. Er könne nicht einschätzen, ob heute in Herisau mehr Jagd nach Falschparkierern gemacht werde als früher. Entsprechende Klagen seiner Kunden oder anderer Detaillisten sind Mohler nicht bekannt.
Hingegen gibt es unter den Gewerbetreibenden eine Unzufriedenheit über das Parkierungskonzept, welches der Gemeinderat letztes Jahr präsentierte. Ein Kernelement darin ist die Erhöhung der Parkgebühren. Auch soll es künftig nicht mehr erlaubt sein, über Mittag gratis zu parkieren. Beide Massnahmen seien nicht im Sinne des Gewerbes, sagt Mohler. Vielmehr müsse das Zentrum für Kunden attraktiver gestaltet werden. Dies sei nach dem temporären Wegfall der Migros als Frequenzbringer umso wichtiger, betont Mohler. Grundsätzlich müssen seiner Ansicht nach die zentralen Parkplätze für Kurzzeitparkieren reserviert bleiben. «Wer länger sein Auto abstellen will, soll dafür die Gutenberg-Parkgarage nutzen.» Sobald der Migros-Neubau stehe, müsse die Situation wieder neu beurteilt werden.
Der Gewerbeverein schlägt als Alternative vor, dass künftig die ersten 30 Minuten gebührenfrei parkiert werden kann. Eine entsprechende Initiative der SVP Herisau scheiterte 2009 an der Urne relativ knapp. Ein Jahr zuvor lehnte selbst die damalige Präsidentin des Gewerbevereins, Marlis Nef, eine entsprechende Motion ab.
Dass in Herisau möglicherweise häufiger Bussen verteilt werden als anderswo, zeigt ein Vergleich mit den umliegenden Städten. In Gossau, das mit rund 17300 Einwohnern bevölkerungsmässig etwas grösser ist als Herisau, wurden zwischen Januar und Oktober des vergangenen Jahres 3167 Parkbussen verteilt. Aufs Jahr hochgerechnet wären es 3800. Im November und Dezember war die Gossauer Polizeiassistenz in Flawil eingesetzt, um das dortige Parkierreglement einzuführen. In Gossau büsst zudem auch die St. Galler Kantonspolizei Autofahrer, die falsch parkieren. Genaue Zahlen dazu sind jedoch nicht erhältlich. Die ganze Abwicklung der Bussengelder läuft über die Bussenzentrale der Kantonspolizei. Die Einnahmen gehen direkt an die Stadt Gossau.
Auch in Wil werden Autofahrer weniger zur Kasse gebeten als in Herisau. Gemäss den Zahlen im Geschäftsbericht 2016 wurden letztes Jahr 4800 Parkbussen ausgestellt.