Asylsuchende haben im Rahmen des Projekts «présent» zwei Theaterstücke eingeübt. Unter anderem werden sie diese in der reformierten Kirche zeigen.
Wer «Flüchtlinge» liest, denkt an Elend und überfüllte Boote im Mittelmeer. Dank dem Theaterprojekt «présent», das am 30. September und 1. Oktober in Herisau und bis dahin in St. Gallen gastiert, können sich Geflüchtete von einer anderen Seite zeigen. Geflüchtete aus Eritrea, Tibet, Syrien, Afghanistan und Sri Lanka haben während eines halben Jahres zwei Theaterstücke einstudiert. Das eine dreht sich um den Schweizer Maler Giovanni Segantini und heisst «Kunst ist Liebe in Schönheit gehüllt». Es zeigt Segantini nicht nur als Maler, sondern auch als Mensch und Denker, der sich mit der Natur, der Menschheit und dem Universum verbunden fühlt.
Das andere Theaterstück, «Und der Rest ist Stille…», beruft sich auf den rumänisch-französischen Autor Eugène Ionesco und stellt Fragen nach unserer menschlichen Existenz und dem Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik. Die Stücke mit den Geflüchteten einstudiert hat der belgische Regisseur Pierre Massaux. Auftraggeber ist die Beratungsstelle für Flüchtlinge Appenzell Ausserrhoden, unterstützt von zahlreichen St. Galler und Ausserrhoder öffentlichen Amtsstellen sowie Stiftungen.
«Im Theater erleben Zuschauer die Flüchtlinge ganz anders, fern aller Klischees», sagt Heinrich van der Wingen, der das Projekt für die Beratungsstelle begleitet. Gleichzeitig erfahren auch die Geflüchteten Integration einmal ganz anders, nicht als Deutschschüler und Unwissende, sondern als Kulturschaffende. (gk)
Hinweis
Herisau, evangelisches Kirchgemeindehaus: «Kunst ist Liebe in Schönheit gehüllt» am 30. September um 20 Uhr. «Und der Rest ist Stille…» am 1. Oktober um 17 Uhr.