Während es am Samstag im Dorf Herisau wegen des abgesagten «Usegstuehlet» eher ruhig blieb, ertönten aus der Remise beim Kreckel schon am Mittag volkstümliche Klänge.
Das Wohnheim Kreuzstrasse in Herisau feierte am Samstag sein 40-Jahr-Jubiläum mit einem öffentlichen Fest für Jung und Alt. Wegen des angekündigten Schlechtwetters wurden Bühne, Tische und Bänke jedoch nicht im Freien, sondern in der nach Süden offenen Remise aufgestellt.
Den musikalischen Auftakt des Festes machte die Kapelle Tüüfner Gruess. Die aus der Fernsehsendung «Stadt, Land, Talent» bekannte Formation bestehend aus Werner Nef mit seinen Söhnen Kilian und Nino sorgte schnell für Stimmung und bildete einen Kontrapunkt zum sich abkühlenden Wetter. Nach der musikalischen Einlage überbrachte Gemeindepräsident Max Eugster, langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins Wohnheim Kreuzstrasse, die Grussbotschaft der Gemeinde.
Verköstigt wurden die zahlreichen Gäste mit Hamburgern vom Grill und einem Salatbuffet. Gerne griff man anschliessend zur wärmenden Kaffeetasse. Verschiedene Spieltische für Kinder und Erwachsene liessen keine Langeweile aufkommen. Die Kleinen konnten sich schminken oder sich ein Glitzertattoo auf den Arm zaubern lassen. Ein Flohmarkt mit Fundstücken vom Dachboden animierte viele Besucher zum Stöbern. Klein und Gross zeigte sich fasziniert vom Stück «Die zwei Brüder» des Figurentheaters Fährbetrieb aus Herisau. Den musikalischen Abschluss des Anlasses machte die einheimische Formation Ready Mix mit jazzigen Klängen bis zum Einbruch der Dunkelheit.
Das stattliche Kreckelgebäude wurde vor über 100 Jahren im Heimatstil errichtet und diente früher als Arbeitserziehungsanstalt. Es steht heute unter Denkmalschutz und gehört der Gemeinde Herisau. Seit 40 Jahren ist es ein Wohnheim für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder sozialen Schwierigkeiten, die nicht allein leben können oder wollen. Trägerschaft der Institution ist der Verein Wohnheim Kreuzstrasse.
Anlässe wie das Gartenfest sollen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Mitarbeitenden, den Vereinsmitgliedern und weiteren Interessierten Beziehungspflege und neue Begegnungen ermöglichen, sagt Heimleiter Otmar Kappenthuler. «Zudem wollen wir das Wohnheim weiter herum bekannt machen.»
Gemäss Jahresbericht waren in den vergangenen Jahren oft nur 13 von 18 Plätzen besetzt. «Aufgrund verschiedener Rückmeldungen gehen wir davon aus, dass die veraltete Ausstattung des Hauses ein ausschlaggebender Grund für die seit längerer Zeit mangelhafte Auslastung ist», sagt Otmar Kappenthuler. «Viele potenzielle Bewohnerinnen und Bewohner sind abgeschreckt, wenn sie die zum Teil kasernenartigen Sanitäreinrichtungen sehen.»
Der Trägerverein als Mieter will das Haus in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Herisau als Eigentümerin mit zeitgemässer Infrastruktur ausstatten und leicht zugänglich machen. So soll es einen Lift sowie einen direkten Ausgang zum Garten erhalten, so Kappenthuler. «Wir hoffen, dass der Umbau bald angepackt werden kann.»