Die Stiftung Altersbetreuung Herisau darf das Wohnheim Dreilinden nur noch bis Ende 2025 betreiben. Weil sich ein Festhalten am Standort hoch über Herisau aus finanzieller Sicht nicht lohnt, ist nun ein Nachfolgeprojekt im Dorf geplant.
In einer Medienmitteilung vermeldet die Stiftung Altersbetreuung Herisau (SAH), dass die Betriebsbewilligung für das Wohnheim Dreilinden per Ende 2025 ausläuft. Aus diesem Grund ist zurzeit ein Nachfolgeprojekt in Planung. Dieses soll auf der Fläche neben dem Restaurant Marktplatz, direkt gegenüber dem Haus Ebnet entstehen.
Das Alterswohnheim Dreilinden weist Baujahr 1918 auf und wurde 2003 zum letzten Mal renoviert. Dementsprechend können die angepassten Minimalanforderungen für Alters- und Pflegeheime des Kantons nicht mehr eingehalten werden, beispielsweise betreffend Raumgrösse oder Vorschriften bezüglich Nasszellen. Dies hat zur Folge, dass die Betriebsbewilligung nur mit einer umfassenden Sanierung hätte verlängert werden können.
Eine solche Komplettsanierung oder alternativ ein Abbruch und anschliessender Neubau wurden gemäss der Mitteilung eingehend geprüft, wurde aber aufgrund finanzieller Überlegungen verworfen.
Max Nadig, Stiftungspräsident der SAH, nennt baurechtliche Einschränkungen als einen von mehreren Gründen, warum sich ein Neubau nicht lohnt. «Da sich das Grundstück in der Wohnzone W1 befindet, dürften wir kein zweites Stockwerk mehr bauen. Das schränkt unsere Möglichkeiten auf ein absolutes Minimum ein.» Eine zusätzliche Einschränkung bestünde in Form von Bau-Restriktionen in der Grünzone rund um die Liegenschaft, so Nadig.
Eine einzige Lösung hätte es gegeben, an der Dreilindenstrasse weiterhin einen Standort anzubieten, räumt der Stiftungspräsident ein. Diese wäre im Luxussegment angesiedelt gewesen und entsprechend wäre ein solches «betreutes Wohnen im Alter» nur für eine sehr vermögende Kundschaft in Frage gekommen. Diese Variante wollte die Stiftung nicht weiterverfolgen, weil sie nicht ihrer Grundhaltung entspräche. Nadig erklärt:
«Wir wollen ein Angebot für die Allgemeinheit schaffen, nicht eines für ein paar wenige. Das sehen wir als unseren Job an.»
Die SAH entschied in der Folge, den Verkauf des Grundstücks zu prüfen und hat für dieses komplexe Geschäft eine Maklerin beauftragt. Über eingegangene Interessenbekundungen kann sich Nadig aktuell nicht äussern.
Die Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige seien schon lange darüber informiert, dass das Wohnheim Dreilinden nur noch bis Ende 2025 betrieben wird. Überraschung hätte der Entscheid nicht ausgelöst, sagt Nadig. «Mit Wehmut ist er trotzdem verbunden. Auch wir von der Stiftung bedauern es, einen so wunderschönen Standort – hoch über Herisau, freie Sicht auf den Säntis – aufgeben zu müssen», meint er.
Für die Planung des Nachfolgeprojekts gegenüber dem Haus Ebnet hat die Gemeinde Herisau die Bewilligung erteilt. Dieser neue Standort habe aufgrund der räumlichen Nähe viel Potenzial an Synergienutzung, erklärt Nadig. So werde man sich die Frage stellen, welches Angebot oder welche Räumlichkeit im Ebnet noch fehlt, um diese im Neubau auf der anderen Strassenseite zu verwirklichen. Gleichzeitig könne im Neubau getrost auf eine grosse Küche verzichtet werden, weil die ja bereits in nächster Nähe besteht, so der Stiftungspräsident.
«Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass wir mit einer grossen Offenheit an das Nachfolgeprojekt herangehen. Wir setzen uns mit Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen und den Anwohnern an einen Tisch und beginnen bei null», lässt Nadig verlauten. Das Ziel sei, eine zukunftsgerichtete Idee zu verwirklichen, die den modernsten Vorstellungen der Betreuung im Alter entspricht.
«Die Zeiten, in denen eine Cafeteria und ein schöner Garten für ein Altersheim genügten, sind vorbei», schmunzelt Nadig. Heute laute das Zauberwort «Vielseitigkeit»: vielseitige Räumlichkeiten, vielseitige Beschäftigungsmöglichkeiten, vielseitige Infrastruktur.
In weniger als drei Jahren ein bezugsbereites Nachfolgeprojekt aus dem Boden zu stampfen, sei sehr ambitioniert, ist sich Nadig bewusst. «Aber wir gehen diese Arbeit mit grosser Motivation an und geben Gas, dann kommt das gut!»