Nach zwei Wintersaisons hat Edith Roth das Skihus der Skilift Hemberg AG aus privaten Gründen verlassen. Marlis Signer übernimmt mit ihrer Familie die für sie neue Aufgabe als Pächterin.
Cecilia Hess-Lombriser
Es ist beliebt bei Klein und Gross, bei Skifahrern genauso wie bei Wanderern und Schneeschuhwanderern: das Skihus auf dem Sonnenplateau über dem Dorf Hemberg mit traumhafter Aussicht. Das Restaurant bietet während sechs Monaten eine Einkehrmöglichkeit für Tagesgäste und ein Einkommen für eine Pächterin oder nun eben für eine Pächterfamilie. Familienfreundlich ist das Skihus und Marlis Signer ist es wichtig, ihre Familie um sich zu haben, wenn sie die Herausforderung annimmt. Drei ihrer fünf Kinder gehen noch zur Schule und sie sollen in ihrer Freizeit zu ihr kommen können. Wenn immer möglich wird die Familie mittags gemeinsam im Skihus essen.
«Die Anfrage kam von Hansueli Rechsteiner, dem Betriebsleiter des Skilifts, ganz überraschend», erzählt Marlis Signer. Sämi und Beat, ihre zwei Jüngsten sitzen mit am Familientisch. Sie wissen inzwischen genau, was auf sie zukommen wird, wenn die Mutter am 4. Oktober eine neue Verantwortung übernehmen wird. Für die Entscheidung brauchte Marlis Signer dann doch etwas Zeit und die Gespräche mit ihrem Mann. Dieser sicherte ihr zu, sie zu unterstützen. «Meine ganze Familie steht hinter dem Vorhaben, das ist mir wichtig, denn die Familie steht bei mir an erster Stelle, und es ist mir auch wichtig, sie um mich zu haben», beteuert die aufgestellte Frau. Sie ist realistisch, weiss, was arbeiten heisst. Den kleinen Bauernbetrieb mit sieben Kühen und Ziegen, die im Sommer auf der eigenen Alp bei Gonten sind – und die 41-Jährige mit ihnen –, managt sie fast allein. Gebhard Signer ist Chauffeur und Allrounder bei der Käserei Züger in Schönengrund. Alle packen mit an, auch die Kinder. Roman, der Älteste, ist Landwirt, Hansueli im ersten Lehrjahr als Zimmermann, Pia, Sämi und Beat gehen in die Primarschule. Die Familie ist vor zwei Jahren von Ganterschwil ins Bächli gezogen.
«Gereizt hat mich so eine Aufgabe schon lange, und in meiner Cousine Maya Gehring aus Engelburg habe ich eine Partnerin, die gerne mitzieht», verrät Marlis Signer. Sie sieht in der Aufgabe im Skihus eine Möglichkeit, mehr mit ihrer Familie gemeinsam zu arbeiten. Am Wochenende sind alle bereit, ihren Beitrag zu leisten. Einstweilen habe sie sich für eine Saison verpflichtet. Im Frühling werde sie dann ihre Erfahrungen auswerten und wieder entscheiden. «Es muss für die Familie stimmen», sagt sie wiederholt. Sie weiss, was auf sie zukommt, hat sich mit Edith Roth ausgetauscht und erfahren, was gut funktioniert. Daran will sie festhalten. «Ich kann ausserdem auf viele Helferinnen und Helfer in meinem Umfeld zählen. Ich habe bereits die Zusage von Frauen in der Gemeinde, die sich spontan rufen lassen, wenn das Wetter und die Schneeverhältnisse einen grossen Andrang versprechen», freut sie sich. Und deshalb ist sie bereit, einfach mal einzusteigen und situativ zu reagieren. Sie ist vertraut mit der Gastronomie. Seit rund 20 Jahren serviert sie regelmässig. «Für etwas Neues braucht es Mut», zeigt sich Marlis Signer bereit, einmal mehr im Leben hinzustehen und einen Neuanfang zu wagen. Respekt hat sie vor der Wetterabhängigkeit. Däumchen drehen werde sie jedoch sicher nicht. Wenn niemand komme, werde sie mit den Kindern spielen oder Hemden nähen. Ihr Mann und ihre Kinder tragen Edelweisshemden, die unter ihren geschickten Händen entstanden sind.
Sie freut sich darauf, selbstständig zu arbeiten, der «eigene Herr und Meister» zu sein. Am 4. Oktober öffnet das Skihus. Am 15. Oktober wird die offizielle Antrinkete mit musikalischer Umrahmung sein. Das Skihus ist jeweils am Montag und Dienstag geschlossen, ansonsten von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Bei Skiliftbetrieb ist das Skihus durchgehend geöffnet. Für Gruppen und Vereine öffnet das Skihus nach Absprache auch am Abend. «Wir verwöhnen die Gäste mit Raclette oder Fondue», verspricht Marlis Signer. Die Saison dauert bis zum 2. April 2018. Während des Gesprächs gesellt sich Stefan Würms hinzu. Er ist bis zur GV im November noch Verwaltungsratspräsident der Skilift Hemberg AG. Bei dieser Gelegenheit nimmt er die Wünsche von Marlis Signer entgegen, anerkennt, dass die saisonale Aufgabe eine Herausforderung ist und auch einmal etwas schiefgehen darf. Er informiert zudem, dass die AG einen Spielplatz beim Skihus plant und dass die Kinder im Rahmen eines Wettbewerbs Ideen einbringen können. Am Schluss übergibt er Marlis Signer symbolisch den Schlüssel für das Skihus.