HEIDEN: Passionsmusik voller Trost

Die Aufführung der Kantate «Totenfeier» von Heinrich von Herzogenberg und zweier Mendelssohn-Sakralwerke durch das Collegium Musicum Ostschweiz (CMO) hinterliess in der evangelischen Kirche Heiden ein innerlich berührtes Publikum.

Ferdinand Ortner
Drucken
Solisten, Chor und Orchester des CMO unter Mario Schwarz gaben ein beeindruckendes Passionskonzert. (Bild: Ferdinand Ortner)

Solisten, Chor und Orchester des CMO unter Mario Schwarz gaben ein beeindruckendes Passionskonzert. (Bild: Ferdinand Ortner)

HEIDEN. Es war wirklich – wie angekündigt – eine «Gefühlswelt der Schmerzen», die das CMO unter Mario Schwarz am Karfreitag in der evangelischen Kirche als Auftakt der Konzertsaison 2016 mit der «Totenfeier» von Heinrich von Herzogenberg sowie zwei kirchenmusikalischen Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy den tief beeindruckten Konzertbesuchern in der evangelischen Kirche vermittelte. Heinrich von Herzogenberg (1843 – 1900) hatte seine «Oratorische Kantate zu Tod und Auferstehung» für Soli, Chor, Orchester und Orgel nach dem unerwarteten Tod der Gattin gegen Ende des ersten Trauerjahres aus tiefer persönlicher Betroffenheit geschrieben.

Persönliches Requiem

Dieses einzigartige persönliche Requiem aus selbst gewählten Bibelworten und Choralstrophen komponierte Herzogenberg in eigenständiger – an den befreundeten Brahms erinnernder – spätromantischer Tonsprache. In der künstlerischen Form beschritt er einen eigenen Weg des Trauerns – von der Klage der Vergänglichkeit und des persönlichen Aufschreis zur Annahme des Leidens im Vertrauen auf Gott und die Auferstehung. Der Herr gewährte Trost und eine Perspektive für ein Leben ohne Trauer. Dem erfahrenen Dirigenten und Chorpädagogen Mario Schwarz gelang es, mit exzellenten Gesangssolisten, Chor und Orchester die Gefühle des Leids und der seelischen Schmerzen des Komponisten unmittelbar und intensiv zum Ausdruck zu bringen. Dabei setzten die Sopranistin Muriel Schwarz und der Bass Bojidar Vasillev musikalische Glanzlichter, aber auch der homogene gemischte Chor und das lebendig musizierende Orchester mit hervorragenden Bläsern boten eine überzeugende Gesamtleistung.

«Totenfeier»

Mit einer berührenden Trauerweise einleitend, kündete der Chor von der Vergänglichkeit des Lebens, ehe in einer Bass-Arie der Aufschrei folgte «Warum hast du mich verlassen?» Beeindruckend dann der Choral «Was ich tue, spricht der Herr» und die Bitte «…hilf Herr Christ dem Schwachen!», ehe Sopranistin und Chor mit «Ich bin die Auferstehung und das Leben» freudig aufhorchen liessen. Trostvoll klangen die Bass-Solostimme in der Arie «Da ich den Herrn suchte» und der verheissungsvolle Choral des Soloquartetts. In einer beeindruckenden Chor-Fuge wurde ein Leben «voll Lachen und Rühmen» verkündet. Wunderschön gestaltete Muriel Schwarz die Arie «Wie lieblich sind deine Wohnungen». Mit Worten Hiobs («Der Herr hat's gegeben…») formulierte der Bass-Solist die zum Lobe Gottes führende Akzeptanz des Leids. Grossartig instrumentiert der Schlusschoral mit dem Bekenntnis, den Herrn mit Lobgesang zu empfangen!

Sakralmusik Mendelssohns

Als Geniebeweise Mendelssohns erwiesen sich das prachtvolle – an Cherubini anklingende – Kyrie in d-Moll sowie die bewegende romantische Kantate «Wie der Hirsch schreit». Mit ergreifenden Arien und Rezitativen – wie «Meine Seele dürstet nach Gott» und «Betrübt ist meine Seele» brachte die Sopran-Solistin, besonders beim machtvollen polyphonen «Harre auf Gott», Chor und Orchester die Intention Mendelssohns – die Sehnsucht des gläubigen Menschen nach dem lebendigen Gott – überzeugend zum Ausdruck.