Gemeindepräsident Gallus Pfister spricht sich für die geplante Überbauung auf dem Sunnematt-Areal aus. Das kantonale Amt für Soziales beurteilt das Pflegezentrum-Projekt nicht mehr so optimistisch wie 2014.
Jesko Calderara
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Private Investoren wollen auf dem Sunnematt-Areal für 25 Millionen Franken Alterswohnungen samt Serviceleistungen und ein Pflegezentrum realisieren. Der Gemeinderat Heiden befürwortet die Überbauung der Kurwohnen AG und den dazu notwendigen Teilzonenplan. «Das Projekt liegt im öffentlichen Interesse», sagt Gemeindepräsident Gallus Pfister. Er begründet dies mit den 40 neuen Arbeitsplätzen, welche geschaffen werden sollen. Diese Mitarbeitenden würden Heiden zusätzliche Steuereinnahmen bringen, sagt Pfister. Auch das neue Angebot im Bereich Betreutes Wohnen spreche für das Vorhaben. Dafür gebe es im Markt eine hohe Nachfrage, ist Pfister überzeugt.
Kritiker der Kurwohnen-Pläne erwarten, dass die bestehenden Institutionen Quisisana und das regionale Betreuungszentrum unter Druck geraten könnten. Das neue Pflegezentrum werde für die bestehenden Betriebe eine gewisse Konkurrenz sein, sagt Pfister. Man könne diese jedoch nicht ausschliessen. Langfristig erwartet er eine steigende Nachfrage nach kombinierten Plätzen mit Pflege und betreutem Wohnen. Abgesehen davon gebe es im Vorderland kleinere Pflegeheime, die kaum überlebensfähig seien.
2014 hatte die Kurwohnen AG für das Pflegezentrum-Projekt in Heiden einen provisorischen Vorbescheid zur Aufnahme von 32 Plätzen in die Pflegeheimliste Appenzell Ausserrhoden erhalten. Heute beurteilt der Kanton die Situation allerdings anders. «Wir sehen keinen Bedarf mehr für zusätzliche Pflegebetten im Vorderland», sagt Yvonne Blättler-Göldi, Leiterin der Abteilung Pflegeheime und Spitex. Trotzdem werde der Entscheid nicht rückgängig gemacht, weil dieser vor dem Vorliegen der neuen Berechnungsgrundlagen gefällt worden sei. «Sollte das geplante Pflegeheim auf dem Sunnematt-Grundstück die Qualitätskriterien erfüllen, wird es auf die kantonale Pflegeheimliste auf-genommen.» Im Rahmen der Pflegeheimplanung 2017 hat der Kanton seine Prognosen zur Nachfrage nach Pflegebetten aufgrund neuer statistischer Grundlagen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums nach unten korrigiert. Demnach bestehen bereits heute im Vorderland Überkapazitäten. Es sei nicht zu erwarten, dass bis 2035 trotz des zusätzlichen Bedarfs aufgrund der demografischen Entwicklung das Angebot vollständig benötigt werde, sagt Blättler-Göldi. «Vielmehr wird die Konkurrenz unter den Heimen zunehmen.» Darauf müssten sich auch das Alters- und Pflegeheim Quisisana und das regionale Betreuungszentrum Heiden einstellen, sagt Blättler-Göldi.
Schwierig abzuschätzen sind die finanziellen Folgen des Kurwohnen-Vorhabens für die öffentliche Hand. Bei der Pflegefinanzierung gilt in Ausserrhoden das Herkunftsprinzip. Demnach muss die letzte Wohngemeinde die Restfinanzierung übernehmen, falls ein Bewohner in Heiden ein Pflegezimmer bezieht. Nicht alle Kantone akzeptieren diese Regelung. Gemäss einem Bundesgerichtsentscheid muss bei ausserkantonalen Heimaufenthalten der Standortkanton für die ungedeckten Pflegekosten aufkommen. Auf Bundesebene gibt es allerdings Bestrebungen, das Herkunftsprinzip gesetzlich zu verankern.
Zum Knackpunkt könnten die Alterswohnungen werden. Falls Auswärtige zuerst eine solche mieten und später pflegebedürftig werden, wird Heiden zur Kasse gebeten. Gemeindepräsident Gallus Pfister rechnet jedoch damit, dass vor allem Einheimische das Angebot im Bereich Betreutes Wohnen nutzen werden und andernfalls gute Steuerzahler nach Heiden kommen.
Hinweis
Der Teilzonenplan Sunnematt ist morgen ein Thema an der öffentlichen Versammlung in Heiden. Diese beginnt um 19.30 Uhr im Kursaal.