400 Personen an einem Informationsanlass im Kursaal: Das dürfte ein Rekord sein. Hochemotionales Thema war die Zukunft des Spitals Heiden.
HEIDEN. Die Protagonisten am Montag im Kursaal: Heinz Locher, Gesundheitsökonom aus Bern, humorvoller Referent, der deutliche Aussagen machte. Er hatte die Sympathien des 400köpfigen Publikums ganz auf seiner Seite. Alexander Rohner, Direktor Hirslanden Klinik am Rosenberg, absolvierte seinen vielleicht letzten öffentlichen Auftritt; er geht auf Ende Jahr in Pension. Rohner war nur wenig gefordert. Matthias Weishaupt, Landammann und Gesundheitsdirektor, sowie Christiane Roth, VR-Präsidentin des Spitalverbunds AR, standen zusammen im Zentrum, hatten mitunter Mühe, Fragen zufriedenstellend zu beantworten, was mehr als einmal zu lauten Unmutsäusserungen des Publikums führte. Sie hatten den schwierigsten Part an diesem vom Verein Appenzellerland über dem Bodensee organisierten Anlass zur «Zukunft des Spitals Heiden». Der gut informierte Moderator Max Koch achtete darauf, dass keine Szene ausartete.
Eine drängende Frage, vor allem für die zahlreich vertretenen Mitarbeitenden, ist jene der drohenden Entlassungen. Dazu war nichts Neues zu erfahren: Momentan werden die Sozialpläne ausgehandelt und Projektgruppen arbeiten an der Umsetzung der Strategie «Auslagerung der Chirurgie in die Hirslanden Klinik am Rosenberg». Erst, wenn das abgeschlossen sei, werden die personellen Konsequenzen bekannt sein. Alexander Rohner machte jedoch eine deutliche Aussage: Wie viele Entlassene in der Klinik am Rosenberg einen neuen Arbeitsplatz finden, hänge ganz davon ab, wie sich die Belegung entwickle. «Es kommt darauf an, ob die Patienten uns als Klinik wählen.» Es könne keine Rede davon sein, dass die Entlassenen einfach in die Klinik am Rosenberg «verschoben» würden, vorläufig seien Stellenanpassungen nur beim Anästhesie- und Op-Team vorgesehen. Matthias Weishaupt betonte, dass er Verständnis habe für die schwierige Lage der Mitarbeitenden, aber es gebe keine Jobsicherheit.
Auch das Defizit 2015 war ein grosses Thema. Wie jemand anmerkte, wisse man in jedem mittelgrossen Betrieb praktisch zu jeder Zeit, wo man finanziell stehe. Roth, sie hatte am 1. Juni 2015 das Amt als VR-Präsidentin übernommen, gab bekannt, dass sie erst Anfang Februar 2016 vom CEO das wahre Ausmass des Defizits erfahren habe. Zuvor sei sie von der Hälfte ausgegangen. Sie wie auch Weishaupt mussten zugeben, dass das Controlling praktisch versagt habe. In der Zwischenzeit habe man mit externer Hilfe die entsprechenden Instrumente aber verbessert und optimiere weiter. Auch Heinz Locher beurteilte das Controlling bis Ende 2015 als «mehr als ungenügend. Das darf nicht passieren.»
Wieso eigentlich der Spitalverbund rentieren müsse, Strassen und Schulen müssten das nicht, wurde aus dem Publikum gefragt. Jedes Jahr stecke man Millionen in den Strassenbau, pro Kopf und Krankheitsfall steuere der Kanton aber lediglich 300 Franken bei. Matthias Weishaupt verwies hier und bei der Frage nach den im Gesetz festgeschriebenen Standorten auf den Kantonsratsbeschluss, der 2010 das Gesundheitsgesetz und das Gesetz über den Spitalverbund AR mit 62 zu null Stimmen genehmigt hatte. Viel Unmut kam auf, als nicht bekannt gegeben wurde, in welchem Spital 2015 wie viel Defizit angefallen war. Aber Weishaupt und Roth blieben hier hart, es sei das Defizit des Verbunds, alle drei Häuser hätten dazu beigetragen, es gebe keine detaillierten Zahlen.
Heinz Locher hatte zu Beginn seines Referats gesagt, «Heiden ist überall». Was jetzt im Vorderland passiere, passiere in der ganzen Schweiz – eine (gewollte) Folge der Neuen Spitalfinanzierung. Er machte gegen Ende des Anlasses auch die Aussage, «Heiden ist auch Herisau», und es sei möglich, dass man sich bald einmal im Hinterland wieder sehe. Im Vordergrund muss seiner Meinung nach jetzt die Suche nach einem starken Partner, wie beispielsweise das Kantonsspital St. Gallen, stehen.