Was bin ich froh, ist der März vorbei. Der März ist für mich der strengste Monat des Jahres. Da stehe ich so was von unter Strom, entspannt fühlt sich total anders an. Ständig habe ich das Gefühl, etwas zu vergessen. Etwas Wesentliches.
Was bin ich froh, ist der März vorbei. Der März ist für mich der strengste Monat des Jahres. Da stehe ich so was von unter Strom, entspannt fühlt sich total anders an. Ständig habe ich das Gefühl, etwas zu vergessen. Etwas Wesentliches. Nämlich den Geburtstag einer Freundin.
Einmal ist mir das passiert. Einmal. Vor fünfzehn Jahren. Und es wirkt noch nach. Nicht, dass sie mir böse wäre. Aber geschmunzelt hat sie schon darüber. Dass ich ihren Geburtstag vergessen habe. Und zwar nicht nur einen Tag lang oder zwei, drei. Nein. Mehrere Wochen. Irgendwann im April ist es mir eingefallen. Jesses, meine Freundin hatte ja Geburtstag.
Die Geschichte klebt an mir wie ein Kaugummi unterm Pult: Stört nicht wirklich, weil man ihn kaum sieht, wenn man aber reingreift, dann … iiiihhh. Es vergeht kein März, ohne dass ich mich nicht an mein beschämendes Versäumnis erinnere.
Seit 15 Jahren geht das nun so: Wochen vor ihrem grossen Tag meldet sich die Stimme in meinem Kopf: «Huhuhu, du Tötschli, Geburtstag deiner Freundin dieses Jahr nicht vergessen, gell.» Ich beginne, mich geistig darauf einzustimmen, es ist ja noch ewig Zeit. Bis die Stimme lauter wird: «Wenn du jetzt kein Geschenk kaufst, bist du wieder zu spät.» Ich kaufe also ein Geschenk. Ein ganz tolles. Schliesslich hab ich etwas gutzumachen, seit Jahren schon. Und dann mache ich mir Notizen: auf Klebezetteln, in der papierenen Agenda, auf dem Handy, im Computer – so viele Erinnerungen wie nur möglich, es darf mir nicht noch einmal passieren, das wäre ja noch schöner. Dann der Tag davor: Ich checke, ob alle Erinnerungen richtig eingestellt sind und gehe mit dem festen Gedanken an den Geburtstag ins Bett: Morgen hat sie Geburtstag, morgen, morgen, morgen…
Um sechs Uhr am nächsten Tag bin ich hellwach. Ich muss ihr sofort gratulieren, jetzt gleich, sonst bin ich wieder zu spät. Ich greife zum Handy. Tippe eine Nachricht, alles Liebe und Gute, du bist jetzt sicher noch nicht wach, ich rufe dich später an.
Wenn ich das dann bloss nicht vergesse…