Grand kämpft um Zukunft

Der Oberegger Skirennfahrer Fabio Grand stand neulich an der Weltcup-Abfahrt am Lauberhorn als Vorfahrer im Einsatz. Es war ein willkommenes Zusatztraining für die bevorstehenden Rennen, an denen es um die Zukunft seiner Karriere geht.

Patrik Kobler
Drucken
Der Oberegger Fabio Grand schnupperte kürzlich in Wengen Weltcup-Luft. (Bild: pd)

Der Oberegger Fabio Grand schnupperte kürzlich in Wengen Weltcup-Luft. (Bild: pd)

SKI ALPIN. «Weltcup, WM, Olympiade»: Der Skirennfahrer Fabio Grand träumte von grossen Zielen. Verletzungen machten dem 21-Jährigen aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung: «Entzündung der Pantellasehne links und rechts; Aussenband am Sprunggelenk gerissen; Hand gebrochen, worauf sich das Nagelbett entzündete und ich die Fingernägel verlor; Rückenprobleme durch drei verschobene Wirbel», zählt er auf.

Im letzten Sommer konnte er sich jedoch erstmals seit vier Jahren wieder sorgenfrei auf die Saison vorbereiten. Und so hofft er nun, in den nächsten Wochen bereit zu sein «für seine Rennen». Um seine Karriere fortsetzen zu können, braucht der Oberegger gute Resultate. Verpasst er die Selektion ins nationale C-Kader, ist sein Traum ausgeträumt. Dann würde der Absolvent der Sportschule Davos ein Studium an der ETH in Gesundheitswissenschaften und Technologie beginnen. Darin eingebettet sind Bewegungswissenschaften und Sport.

Weltcup-Luft geschnuppert

Noch hat Fabio Grand seinen Traum nicht aufgegeben. Zumal er vor gut einem Monat an der Abfahrt am Lauberhorn als Vorfahrer Weltcup-Luft schnupperte. Plötzlich war er umringt von all den Skicracks: Svindal, Ligety, Innerhofer. Er sei freundlich von ihnen aufgenommen worden, selbst von jenen, die von aussen etwas arrogant wirkten, sagt er und schildert, dass ein Skirennfahrer über einen speziellen Charakter verfügen muss. «Wir sind halt etwas komplizierte Typen», so der Innerrhoder. Um ans Limit zu gehen, brauche es Selbstvertrauen.

Angst, die eisige Piste in Wengen runter zu brettern, hatte er nicht. Respekt forderten ihm die legendären Schlüsselstellen wie Brüggli S allerdings schon ab. «Wer nicht voll zur Sache geht, wird von der Piste abgeworfen», so Grand. Ein Strahlen im Gesicht hat er, wenn er vom Sprung über den legendären Hundschopf erzählt. Die Anfahrt sei eng, sagt er, man habe das Gefühl, zwischen den Felsen bloss zwei Meter Platz zu haben, auch wenn es in Tat und Wahrheit deutlich mehr seien. Und nach dem Schanzentisch reisse es einem den Boden unter den Füssen weg, und man fliege durch die Luft: «Ein unbeschreibliches Gefühl!»

Verletzungspech

Solche Gefühle und Momente lassen ihn das Verletzungspech der vergangenen Jahre vergessen. Immer wieder hat er sich zurückgekämpft, weil er – ganz Rennfahrer – beinahe süchtig danach sei, ans Limit zu gehen. Die Verletzungsserie begann, just nachdem er ans Nationale Leistungszentrum Ost von Swiss-Ski aufgenommen wurde. Weil er keine Resultate liefern konnte, musste er dieses bald wieder verlassen.

Seit er im Frühling 2012 die Matura an der Sportschule Davos gemacht hat, konzentriert sich Fabio Grand voll auf den Sport. Das zahle sich aus, so der Innerrhoder. Er habe Fortschritte erzielt, sagt er und lobt, dass ihm beim Ostschweizer Skiverband ein gutes Umfeld zur Verfügung steht. Trainiert wird er von Maria Reichhold, die menschlich ausgezeichnet sei und viel über den Umgang mit Verletzungen sowie die richtige Ernährung wisse, und von Philipp Larl, der sehr gut fürs Konditions- und Skitraining sei. Eine gute Kondition hält der Innerrhoder für einen wichtigen Erfolgsfaktor.

Schnelle Latten von Feuz

Dank der guten Vorbereitung reist er mit Zuversicht an die kommenden Rennen. Auf dem Programm stehen seine Spezialdisziplinen: Abfahrt und Super-G. Helfen sollen ihm auch schnelle Skier, die er von Beat Feuz übernommen hat. Der Berner hat im letzten Jahr immerhin die Lauberhorn-Abfahrt gewonnen und im Gesamtweltcup den zweiten Platz belegt. Hoffentlich ein gutes Omen für den Appenzeller.