Die Ausserrhoder Fachstelle besteht seit zwanzig Jahren. Sie entstand zehn Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts im Kanton.
Gegen 100 Personen versammelten sich am Dienstagabend im evangelischen Kirchgemeindehaus von Herisau, um ein doppeltes Jubiläum zu feiern: 30 Jahre Frauenstimmrecht im Kanton und 20 Jahre Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau.
Unter den geladenen Gästen waren mit Judith Schläpfer und Werner Niederer auch zwei Zeitzeugen. Die Trognerin war eine der Initiantinnen des Frauenstreiks von 1991 in Ausserrhoden. Als sie für eine Teilnahme angefragt worden sei, habe sie geantwortet, es müsste etwas Konkretes dabei herausschauen. Die Frauen hätten sich entschlossen, an diesem Tag Unterschriften für die Schaffung einer Gleichstellungsstelle zu sammeln.
Niederer war von 1989 bis 2003 Ausserrhoder Regierungsrat und als solcher der letzte, nur von Männern gewählte, wie er ausführte. Es habe damals Aufbruchstimmung geherrscht, erinnert er sich. «Es war, als hätte man eine Bremse gelöst.» Dem konnte die im Publikum sitzende Annegret Wigger nicht zustimmen. «Man neigt zum Idealismus. Es waren mühsame Prozesse.» Judith Schläpfer sagte, es sei um Machtpolitik gegangen. «Darum bin ich für Frauenquoten.» Grossen Applaus erntete Werner Niederer für seine Aussage, «die Gleichstellung sollte so selbstverständlich werden, dass man nicht mehr darüber reden muss.»
Neben der Gesprächsrunde zeigte Moderator Philipp Langenegger Filme, die er für das Jubiläum angefertigt hatte. Er hatte sich unters Volk gemischt und die Stimmung eingefangen.
Ein weiterer Jubiläumsbeitrag waren die Plakate, die von der Schule für Gestaltung in St.Gallen kreiert worden waren. Stellvertretend für ihre Gestaltungsklasse standen Nathalie Koller und Tristan Gehin auf der Bühne. Es zeigte sich, dass Gleichstellung auch heute noch nicht selbstverständlich ist. Bei einer Befragung von Mitarbeitern in einem Betrieb habe sie herausgefunden, so die Grafikerin, dass die Frauen weniger verdienten als die Männer.
Höhepunkt des Anlasses war die Präsentation des Comics «Es braucht Mut». Das Künstlerduo Lika Nüssli und Dario Forlin hat darin die Geschichte der Gleichstellung im Kanton auf unterhaltsame Weise dargestellt. Das Buch soll vor allem die jüngere Generation ansprechen und auch als Lehrmittel eingesetzt werden.
Die gemeinsame Arbeit am Buch sei eine grosse Herausforderung gewesen, erinnerten sich die beiden. «Wir haben jede Zeichnung und jeden Satz fünfmal durchgekaut und es war nicht immer nur Friede, Freude Eierkuchen.» Sie hätten Verantwortung getragen, denn alle Fakten mussten stimmen. Die Autoren hoffen nun, dass der Comic zu Diskussionen anregt.