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Tobias Balcar aus Appenzell will alle Gipfel des Alpsteins besteigen. Zwei Jahre nimmt er sich Zeit dafür. Mit seinem Bergprojekt setzt der 39-Jährige gleichzeitig ein Zeichen für den Klimaschutz.
Säntis, Hoher Kasten und Kronberg sind Namen von Berggipfeln im Alpstein, die selbst Nicht-Berggängern geläufig sind. Neben den gut erschlossenen Touristen-Hotspots gibt es im Alpstein aber noch eine ganze Reihe weiterer Berggipfel, auf die keine Seilbahn, geschweige denn ein Wanderweg führt. Den Fähnligipfel kennen wohl nur Insider. Und auch auf den Berg mit dem Namen Hochhus verirrt sich wohl ausser Gämsen und Steinböcken höchst selten jemand. Im «Clubführer Säntis-Churfirsten» des Schweizer Alpenclubs (SAC) sind sie alle aufgelistet, die bekannten wie auch die weniger bekannten Gipfel des Alpsteins. 128 sind es an der Zahl. Und jeden einzelnen davon will Tobias Balcar aus Appenzell besteigen.
Seit der 39-Jährige denken kann, wohnt er in unmittelbarer Nähe zum Alpsteingebiet. In St. Gallen geboren, zügelte er mit seinen bergbegeisterten Eltern schon bald «bergwärts», nach Steinegg, wo er seine Kindheit verbrachte. Heute wohnt er zusammen mit seiner Freundin in einem renovierten Appenzellerhaus an der Lehnstrasse in Appenzell. «Schon von klein auf musste ich die Berge immer anschauen», sagt der passionierte Berggänger und lacht.
«Für jemanden, der sein ganzes Leben lang den Alpstein quasi zum Greifen nahe hatte, wäre es schon cool, wenn er behaupten könnte, er habe jeden Gipfel schon bestiegen», so Balcars Motivation. Einen Versuch habe er vor drei Jahren schon mal gestartet. Damals habe er sein Vorhaben aber nie wirklich zu Ende bringen können. «Doch das Projekt liess mich nie ganz los. Deshalb sagte ich mir: jetzt oder nie.»
Zwei Jahre nimmt sich Balcar Zeit für das Gipfelprojekt mit dem Namen #128summits. «Ich werde einen grossen Teil meiner Freizeit im Alpstein verbringen, manche Gipfel werde ich auch im Winter besteigen.» Viele würden sich auch in Form von Überschreitungen kombinieren lassen, so etwa die Kreuzberge. Welche Tour er wann und wie in Angriff nimmt, entscheidet er spontan. Er weiss jedoch schon genau, welches sein erstes Ziel sein wird: das Öhrli, ein Felszahn auf dem Grat zwischen Ebenalp und Säntis. Dieser Gipfel eigne sich gut für den Anfang – er sei nicht zu leicht, aber auch nicht zu anspruchsvoll.
Daneben gebe es jedoch Gipfel, die ihm mehr Sorgen bereiten würden – etwa der (Wildhauser) Girenspitz, auch bekannt als «Matterhorn des Alpsteins». Auf dieser Tour, wie auch auf allen weiteren, bei denen Kletterkenntnisse erforderlich sind, wird Balcar von Bergführer-Aspirant Lukas Hinterberger begleitet.
«Ich bin es gewohnt, in den Bergen unterwegs zu sein. Aber ich bin nicht der geborene Extremkletterer. Ich komme locker einen Felsen rauf, aber sobald ich mich nur noch mit zwei Fingern an einer Felswand festhalten kann, ist bei mir Schluss.»
Balcars Projekt ist mehr als nur eine persönliche Challenge. «Ich will es nicht wie ein Ego-Trip aussehen lassen», sagt er. Deshalb wolle er sein Bergabenteuer mit einem Crowdfunding zu Gunsten der Alpen verbinden. Die Idee dahinter: «Pro Gipfel kann man einen bestimmten Geldbetrag spenden, wobei der Gesamtbetrag letztlich in Umweltschutzprojekte fliessen soll.» Ziel seien 1000 Unterstützer, die mindestens einen Franken pro Gipfel spenden.
Die Umwelt liegt Balcar am Herzen. «Nirgends ist der Klimawandel so offensichtlich wie in unserer Bergwelt.» Dem Schutz der Alpen zuliebe wird der 39-Jährige jeden Gipfel auf CO2-neutrale Art besteigen.
«Wir benutzen auf unseren Touren weder das Auto, noch die Luftseilbahn, noch den öffentlichen Verkehr.»
Alle Touren startet Balcar von Appenzell aus. Aufgrund der langen Zustiege wird er aber Übernachtungen einplanen oder Teilstrecken mit dem Velo zurücklegen müssen.
Zudem steht die Idee im Raum, einen Film zu produzieren. «Dieser soll aufzeigen, dass der Alpstein – neben dem Brauchtum – noch viel mehr zu bieten hat.» Auch für Freerider, Mountainbiker, Kletterer oder Skitourengänger. «Das ist aber erst eine Idee, die mir vorschwebt. Es ist noch nichts Konkretes.»
Startschuss für das Projekt ist am 12. August 2019. «Bis dahin bleibt mir noch Zeit, die Werbetrommel zu rühren und mir den Winterspeck abzutrainieren», sagt Tobias Balcar und lacht. Auch will er bis dahin einen Verein gegründet haben. Dieser soll sich auch in Zukunft mit Crowdfunding-Abenteuern finanzieren, wobei der Erlös in Umweltschutzprojekte investiert werden soll. #128summits wird also nicht das letzte Projekt dieser Art gewesen sein.
Hinweis: Über Facebook und Instagram informiert Tobias Balcar regelmässig über den aktuellen Stand seines Gipfelprojektes. Mehr Infos auch unter www.128summits.com.