Für vier der sechs Grundstücke des gemeindeeigenen Gewerbebaulands Nordhalden in Herisau wurden Kaufrechtsverträge verschickt. Einer ist unterzeichnet und für ein weiteres Grundstück gibt es einen Interessenten.
Die Gemeinde Herisau sieht sich, was den Verkauf des Gewerbebaulands Nordhalden anbelangt, immer wieder Kritik gegenübergestellt. Der Verkauf dauere zu lange. Dies, weil die «Vorgaben zu sehr einschränken», argumentieren die Kritiker.
Zur Vorgeschichte. Im Gebiet Nordhalden stehen zirka 30’000 Quadratmeter erschlossenes Gewerbe-Bauland in der Gewerbezone zur Überbauung und Nutzung zur Verfügung. Das Land wurde von der Gemeinde gekauft und erschlossen, mit dem Ziel, es an einheimische Industrie- und Gewerbebetriebe weiterzuverkaufen.
Seit drei Jahren ist das Gebiet nach einem Rechtsstreit nun freigegeben und wurde zwischenzeitlich erschlossen und die sechs Grundstücke in den drei Baufeldern könnten im Kaufrecht erworben werden. Nach wie vor ist jedoch nur eine Firma bekannt, welche einen solchen Kaufrechtsvertrag unterschrieben hat. Die Rico Sicherheitstechnik AG.
Glen Aggeler ist seitens des Gemeinderats für die Vermarktung und den Verkauf des Landes zuständig. Er sagt:
«Für drei weitere Baufelder wurden Verträge verschickt. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit einem Abschluss. Ein viertes Baufeld ist reserviert.»
Um wen es sich dabei handelt, kann Aggeler gemäss den Abmachungen mit den Interessenten nicht sagen. Dennoch gibt er einen Einblick in die Projekte. Neben dem geplanten Neubau der Rico Sicherheitstechnik AG wollen zwei auswärtige Firmen gemeinsam ein Gebäude realisieren. Die Planungen sind im Gange und erste Planungsentwürfe wurden mit der Gemeinde besprochen.
Dahinter will ein einheimischer Betrieb bauen. Das danebenliegende Feld ist ebenfalls von einem einheimischen Betrieb reserviert worden. «Der Interessent spekuliert in diesem Fall darauf, dass die Kosten für Bauprojekte wieder sinken werden», erklärt Aggeler. Einzig für ein Teil-Baufeld gibt es bisher keine konkreten Verhandlungen.
Auch für das grösste Baufeld wurde der Kaufrechtsvertrag verschickt. Dort, von der Appenzellerstrasse aus gesehen links, soll eine Firma angesiedelt werden, welche einem Herisauer gehört und heute ihren Sitz in einem Nachbarkanton hat. «Ungefähr 150 Arbeitsplätze sollen hier geschaffen werden. Dies wäre ein grosser Gewinn für die Gemeinde», sagt Aggeler.
Während die Namen der interessierten Betriebe vorerst Aggelers Geheimnis bleiben, verrät er, welche Tätigkeiten sie ausüben. Einer fertigt Vorfabrikate für eine Produktion, eine ist im Maschinenbau tätig, einer in der Geräteherstellung und bei einem Betrieb handelt es sich um einen speziellen Logistikbetrieb.
«Diese Betriebe schätzen die Planungssicherheit, die wir ihnen mit unseren Hilfestellungen liefern können. Von zu hohen Hürden kann hier nicht gesprochen werden», sagt Aggeler. Zum einen spricht Aggeler vom bereinigten Boden, was beim Kauf von Bauland nicht üblich sei. Und zum anderen vom rechtsgültigen Quartierplan. Dieser war nötig, um Bebauungseckwerte des eingezonten Landes zu bestimmen.
«Bei so grossen Nutzungsflächen ist ein Quartierplan oder ein Sondernutzungsplan unerlässlich», erklärt Aggeler. Im Quartierplan wurden zudem die Baufelder und die Wendeplätze, die Erschliessung und die Strassenführung innerhalb des Gebiets geregelt.
Auch Details, wie in welche Richtung die Reklamen der Gebäude platziert und wann sie beleuchtet werden sollen, sind gegeben. «Was gebaut wird und wie das aussehen soll, ist allerdings, anders als oft behauptet, nicht vorgegeben», sagt Aggeler.
Im Entwicklungskonzept ist unter anderem definiert, dass beispielsweise im Baubereich A «die Dachfläche mindestens einmal mit einem Attikaaufbau zu brechen ist und die Grundfläche desselben 20 Prozent der Dachfläche nicht überschreiten darf». Damit und mit den Pflichtbaulinien, welche nicht überschritten werden dürfen, wolle man gewährleisten, dass das Gebiet optischen Ansprüchen genügt.
Mit den Vorgaben im Entwicklungskonzept soll laut Aggeler den Betrieben der Bewilligungsprozess für ihr Bauprojekt vereinfacht werden. Die Gemeinde gebe mit beiden Planungsinstrumenten grösstmögliche Sicherheiten. «Die Rico beispielsweise hat nun ein Bauprojekt ausgearbeitet, welches grossmehrheitlich diesen Vorgaben entspricht, und nun folgt das ordentliche Baubewilligungsverfahren», sagt Aggeler.
Auch, dass innerhalb einzelner Baubereiche Überbauungen in sich abgestimmt werden sollen, ist geregelt. «Das heisst allerdings nicht, dass die Materialien vorgegeben werden. Wenn nun die Rico beispielsweise eine Holzfassade macht, schauen wir mit dem Bauherrn des danebenliegenden Gebäudes, dass dessen Fassade zur Holzfassade passt», so Aggeler.
Am Bauprojekt neben dem geplanten Neubau der Rico Sicherheitstechnik AG sind mehrere Firmen beteiligt. Eine solche Zusammenarbeit sei von der Gemeinde erwünscht. Auch mehrgeschossige Bauten seien das Ziel in der Nordhalden. Die Raumplanung gibt heute eine innere Verdichtung als Vorgabe. «Wenn wir bei Wohnbauten auf verdichtetes Bauen setzen, müssen wir das bei Industriebauten weiterziehen», erklärt Aggeler.
Ihm sei bewusst, dass das Land in der Nordhalden nicht für jeden Betrieb geeignet sei. «Wir hoffen deshalb darauf, sobald die nötigen Vorarbeiten getroffen wurden, im Areal Untere Fabrik weiteres Land zur Verfügung stellen zu können», so Aggeler. Insgesamt zeigt sich die Gemeinde mit der aktuellen Entwicklung in der Nordhalde zufrieden und man ist in einem konstruktiven Dialog mit den Interessenten.